Gut drei Stunden lang konnte man sich am Donnerstagabend an ihrem für heutige Ohren ungewohnten Klangspektrum erfreuen: Als flächiges Schnarren lässt sich der Bordunsound beschreiben, den Schmidt-Reinthaler seiner Drehleier in „Der Galan“ entlockt, die im Frankreich des 15. und 16. Jahrhundert geschätzt und „wahrscheinlich auch zuletzt gestimmt wurde“, während Settgast die Cister zupft. Immer wieder virtuos auch Schmidt-Reinthalers Soli auf der Schlüsselgeige, einem einstmals nicht ungebräuchlichen Streichinstrument, das heute nur noch in Schweden als Nyckelharpa bekannt ist.
Inhaltlich bekommen Obrigkeit und Würdenträger ihr Fett genauso ab wie der Klerus, teils in Moderationen, teils in Form von mehrstimmigem Satzgesang. Undogmatisch, aber immer auf Seiten der „kleinen Leute“ auch ihr Repertoire: Neben Trinkliedern wie „All voll“ aus dem „Glogauer Liederbuch“ spielen sie Schreittänze wie den des Renaissance-Komponisten Tielman Susato („eine Art Dieter Bohlen des 16. Jahrhunderts“), François Villons „Ballade von den Vogelfreien“, aber auch ein Version von Queens „We Will Rock You“ mit eigenem Text. Auch wenn Des Geyers schwarzer Haufen es sich angesichts der Komplexität gesellschaftlicher Konflikte in Zeiten der Globalisierung mit ihrer Graswurzelhaltung vielleicht etwas zu einfach machen und der leicht anarchische Humor ihrer im Duktus des „Lutherdeutschen“ gehaltenen Ansagen manchmal etwas berechenbar wird oder schlicht in Kalauer mündet, sollte man nicht verkennen, wie gelungen sie in der Tradition der Liedermacher der Siebzigerjahre, die ja auch deshalb wieder auf Deutsch gesungen haben, damit ihre explizit politischen Texte allgemein verstanden wurden, das Aufbewahren authentischer, kostbarer Folklore mit einer ins Heute ragenden Botschaft zu verbinden wissen: „Die Gedanken sind frei“ – ein vielstimmiger Konsens zwischen Band und Publikum im Keller.