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Mario Barth
„Mann, war die sauer!“

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Mario Barth begeisterte sein Publikum in der ausverkauften MHP-Arena mit Matcho-Sprüchen und lästerte gern über seine Freundin, die er „The Brain“ nennt. Foto: Oliver Bürkle
Man liebt ihn, oder man hasst ihn. Kein anderer deutscher Comedian polarisiert so sehr wie Mario Barth. Die einen fahren total ab auf Mimik und Sprachkomik, die anderen finden ihn einfach nur „prollig“.

Ludwigsburg. Der 44-Jährige Berliner mit der Schnodderschnauze füllte schon das Berliner Olympiastadion mit 70 000 Zuschauern. Und auch am Freitag war die Ludwigsburger MHP-Arena bis auf den letzten Platz voll besetzt. Barth steht noch nicht Mal auf der Bühne, da wird er von seinen Fans schon gefeiert. Das Bühnenbild ist bei seinen Liveshows immer aufwendig. Beim aktuellen Programm „Männer sind bekloppt, aber sexy“ fällt es futuristisch aus. Es erinnert schwer an das Weltraumtaxi aus Michael Bully Herbigs „Traumschiff Surprise“ und die Kulisse im Hintergrund entführt ebenfalls diese Galaxie.

Dann der Auftritt des Meisters: Barth trägt Schlabberlook, Jeans und neongelbes Shirt. Auch seine Fans haben sich derart herausgeputzt und die Jogginghose auf der Coach liegen lassen. Er geht wie ein Tiger im Zoo auf der Bühne auf und ab. Wälzt Probleme, wiegt Argumente hin und her. Aber was treibt ihn um? Genau: Das Zusammenleben zwischen Mann und Frau. „Ihr wisst schon, dass ihr eine Paartherapie bekommt?“, ruft er in den voll besetzten Saal. Wer sich umblickt, sieht mehrheitlich auch traute Zweisamkeit.

Und dann wechseln sich die Lacher ab, mal mehr weibliche kreischende Töne, dann heftiger sonorer Bass. Mal hysterisch kommentiertes Wiedererkennen eigenen femininen Verhaltens, mal fatalistisches maskulines Gelächter.

Barth beklagt sich etwa über die Hartherzigkeit von Frauen. Als er nach einem 15 Meter-Sprung mit Beinbruch, zertrümmertem Fersenbein und einem wandernden Knochensplitter in Richtung Herz auf Krücken lief, sei er nur drei Tage bemitleidet und versorgt worden. Danach konnte er sehen, wie die Tasse Tee auf den Frühstückstisch kommt. Und seine Erkenntnis aus langjähriger Beziehung. „Andere Männer haben immer Recht, nur ich nicht.“

Der Mann geizt nicht mit hemmungslosen Übertreibungen, die sich bis zu 120 Grad Fieber steigern. Wozu ein Arzt, wenn man weiß, dass es gleich zu Ende mit einem ist, klagt er hypochondrisch und wehleidig.

Frauen gestehen einfach keine Irrtümer ein. Die 4000 Menschen in der MHP-Arena gehen gedanklich mit Mario Barth in den Berliner Zoo: Seine Freundin verwechselt ein schwimmendes Nilpferd mit einem Nashorn. Dann zieht sie den Fehler konsequent und gnadenlos durch. So sind Frauen in Barths Augen nun mal: Bloß nichts zugeben. Im Zoo – einige Kinder im Schlepptau – sieht sie Elefantenrüssel als Schnorchel, damit die Dickhäuter beim Tauchen weiter atmen können. Giraffen haben einen so langen Hals, damit ihnen beim Schwimmen kein Wasser ins Ohr läuft. „Dabei hat die studiert und ist eine Intelligenzbestie“, schüttelt er den Kopf. „Sie ist das Brain von uns beiden. Und ich liebe sie, ja, wirklich“.

Den Druck, den Männer in Beziehungen aushalten müssen, müsse auch mal ohne Aggression abgelassen werden. Der selbst ernannte Therapeut setzt dazu psychologische Tricks ein: „Mann, Mann, Mann, war die sauer!“, amüsiert er sich königlich, wenn er seine bessere Hälfte mal wieder nach Strich und Faden verarscht hat.

Zum Beispiel, als er vor der stummen, schwarzen Glotze hockt und ihr weismacht, dass da grade eine Doku läuft: Ein Film über eine seltene Höhlenpflanze, die nur im Stockdunklen einmal im Leben für eine halbe Sekunde blüht. 25 Minuten sitzt sie mit ihm gebannt vorm Fernseher und als sie sich was zu trinken holt, schreit er ihr nach: „Jetzt hast‘ es verpasst!“ In Ludwigsburg empfiehlt er allen Geschlechtsgenossen, den Scherz zu Hause mit einer anderen Frau auszuprobieren. „Ihr dürft nur nicht lachen, sonst ist alles verpatzt.“

Mario Barth ist maskuliner Frauenversteher aber dabei wahrlich kein Feminist. Obwohl er von ihnen anhängig ist, schließlich macht er sich auf ihre Kosten lustig und verdient sich mit dieser immer gleichen Masche seit 15 Jahren einen goldenen Hintern. Mehr als 800 000 Zuschauer sollten auch das aktuelle, mittlerweile fünfte Programm bereits witzig gefunden haben.