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Concours d‘Elegance
Oldies und Goldies: Das sind die schönsten Oldtimer

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Das französische Delage Coupé Type D8S aus dem Jahr 1932 mit der Karosserie in schwarz und grau der britischen Designschmiede Freestone und Web holte sich den großen Preis von Deutschland beim Concours d’Elégance im Ludwigsburger Schlosshof. Fotos: Ramona Theiss
Designikonen auf vier Rädern strahlten im Schlosshof mit der Sonne um die Wette. Zum 14. Mal fuhr am Sonntag in Ludwigsburg der Concours d’Elégance über den Laufsteg. Es ist einer der weltweit strengsten Wettbewerbe für Oldtimer nach dem Reglement des internationalen Dachverbandes FIVA.

Ludwigsburg. Die Tücher, mit denen die Autos nach der Anfahrt poliert werden, sind samtweich. Lack und Chrom gleißen in der Sonne, das Leder ist gewienert, kein Krümel findet sich im Innenraum. Davon lassen sich die 16 Juroren unter dem Vorsitz von Professor Peter Pfeifer nicht blenden. Sie sind Spezialisten: Designer, Historiker, Ingenieure, Mechatroniker und Fachjournalisten. Die Männer mit den sonnengelben Fliegen und Einstecktüchern sowie dem Panamahut beurteilen das Gesamtpaket.

Nicht nur auf das Äußere kommt es an, auch auf die inneren Werte. Vor allem auf den Originalzustand und die fachgerechte Restaurierung der edlen Karossen. Da haben Kabelbinder unter der Motorhaube und Kreuzschlitzschrauben bei Autos, die vor 1945 gebaut wurden, nichts zu suchen. Ist die Radkappe, das Firmenlogo, die Uhr im Armaturenbrett, die Kühlerfigur zeitgemäß? Den 32 Augen entgeht kein Detail. Nur perfekte Modelle werden prämiert.

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Mehr als 30 Preise werden vergeben. Schließlich macht ein Delâge Coupé aus dem Jahr 1932 das Rennen. Er ist der diesjährige Schönste unter 100 Schönen. „Es war nach intensiver Diskussion eine ganz enge Entscheidung“, so Chefrichter Pfeifer. Auch ein Alfa Romeo von Pinin Farina aus dem Jahr 1947 sowie ein Horch 850 Pullmann von 1935 hätten den Preis „Best of Show“ verdient. Aber am Ende kann es nur einen Sieger geben. Das Feld 2017 sei insgesamt qualitativ sehr hochwertig gewesen, lobt er die Veranstaltung von Karl Ulrich Hermann.

Zwei Sonderfelder dominierten die Autoschau am Wochenende: Die französische Luxusmarke Delâge und der deutsche Borgward. Kaum ein Delâge gleicht einem anderen. Knapp 20 dieser zeitlosen Diven sind ausgestellt. Eine Augenweide der Kopf des Indianerhäuptlings aus geschliffenem Glas als Kühlerfigur. „Dieser Chapron, von dem es nur noch eine Handvoll gibt, wird täglich auf längeren Touren gefahren“, betont sein Besitzer.

„In einer Ludwigsburger Kaserne wurde der Ponton geboren“, so der Vorsitzende der Stuttgarter Bordward-Freunde, Michael Seitz. Carl Borgward war nach dem Krieg hier interniert und entwarf in seiner Zelle die selbst tragende Karosserie mit integrierten Kotflügeln. Seine Autos sind das Symbol der „Wir-sind-wieder-wer-Generation“. 35 Modelle waren ausgestellt: die zwei- und viertürigen Limousinen, die Kombis und Cabrios und die legendäre Isabella Coupé.

Zwickau, Baltikum, Finnland, Worms: Eine weite, über 70 Jahre lange Reise hat der Horch Pullmann hinter sich. Ein reicher Industrieller kaufte sich das Auto, die Nazis konfiszierten und die Russen entführten es, bis es schließlich in Skandinavien landete. Das ging an dem Auto nicht spurlos vorüber. Vier Jahre dauerte die Restaurierung.

Von den rund 20 000 Besuchern zum Favoriten gekürt wurde der Nachbau eines Mercedes 540 K, ein Wagen, den es weltweit nur noch zwei Mal gibt. Der Eigentümer hat das Auto auf der Basis von erhaltenen Teilen und alten Plänen rekonstruieren lassen.