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Orchesterfreundschaft glänzt bei Konzert

Orchesterfreundschaft
Gemeinschaftskonzert Jugendsinfonieorchester und Groot Symfonie Apeldoorn.
Jugendsinfonieorchester Ludwigsburg und Groot Symfonie Orkest Apeldoorn begeisterten in der Waldorfschule

Wer die Technik beherrscht, kann sein Talent spielen lassen: Die geradezu befreiende Unbekümmertheit junger Musiker aus Ludwigsburg und dem holländischen Apeldoorn war es, die ein Gemeinschaftskonzert am Sonntag in der Waldorfschule zum Orchester-Event machte. Das sinfonische Dream-Team spielte sich mit Leichtigkeit durch schwierige Klassiker und eine anspruchsvolle Moderne.
Die musikalischen Leiter Ute Kabisch und Peter Veenhuizen standen für eine Orchesterarbeit, die sich Profi-Ensembles nur wünschen können: Zwei Wochen lang haben ihre Instrumentalisten viel miteinander und voneinander gelernt. Wo ein ehemaliger Schüler der Musikschule Ludwigsburg zarte Bande geknüpft hat, ist eine beispielhafte und große Orchesterfreundschaft entstanden. Eine Woche in Apeldoorn und eine Woche in Ludwigsburg: Die Nacht des Abschlussfestes war lang, aber den jungen Sinfonikern kaum anzumerken. Ein lebhafter „Danse des Furies“ aus „Orfeo und Euridice“ von Christoph Willibald Gluck führte in einen wahrhaften Wirbel der Geigenbögen bei Auszügen aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Schwanensee“ und „Nussknacker“. Hier brachten die für ihr Tschaikowski-Programm schon berühmten Ludwigsburger die dramatischen Elemente ganz groß heraus. Mit Erwin Schulhoffs Suite begegnete das Jugendsinfonieorchester (JSO) einem jüdischen Kompo-nisten, der es bis zu seinem Tode im Konzentrationslager Theresienstadt hervorragend verstanden hat, den Jazz mit der Klassik zu verbinden. An Maurice Ravel erinnernde exotische Motive und Disharmonien bekamen von der bombastischen Pauke über die Tröte bis zur Pfeife originelle Akzente gesetzt. Beim „Groot Symfonie Orkest“ (GSO) konnte jeder Ludwigsburger mitspielen, der Lust hatte. Und das waren viele. Gewitzt, frisch und temporeich erwiesen sich die jungen Musiker als Multifunktionalisten. Jeder beherrscht sein Instrument von der Pike auf, hat aber auch kein Problem damit, mal etwas anderes zu machen. Da nimmt sich der holländische Dirigent Peter Veenhuizen nicht aus. „Wie verteilen wir die Stimmen? Wer spielt welche Flöte? Welcher Pianist spielt welches Schlagzeug?“ Bei Veenhuizen ist alles drin, was ein Orchester in Sachen Flexibilität bieten kann. Seine Turnschuhe auf dem Dirigentenpodest waren bei drei Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms und der beschwingten Ouvertüre zu Johann Strauss’ „Fledermaus“ ein Symbol dafür, dass beim Musizieren nichts wichtiger ist, als den Komponisten aus dem Herzen und aus dem Geiste zu spielen. Mit seinem Orchester studierte der weltberühmte Bandeonist, Carel Kraayenhof, nicht umsonst seinen Tango „Adiós Nonino“ ein, den er zur Hochzeit von Prinzessin Maxima und Prinz Willem Alexander spielte. Speziell für die Orchesterbegegnung Apeldoorn-Ludwigsburg hat die Komponistin Claudia Rumondor ihr „Airconcerto“ geschrieben. Es erklang am 25. Juni erstmalig in Apeldoorn und am Sonntag wieder in Ludwigsburg, wobei die Instrumentalisten zwischen 13 und 20 Jahren auch als Vokalisten zu hören waren. Das Stück basiert rhythmisch auf einer tropfenden Klimaanlage in Jakarta und auf dem indonesischen Popsong „Sepanjan jalan kenangan“. „Schade, dass wir uns trennen müssen,“ bedauerte Veenhuizen, der auch das Jeugdsymfonie orkest Amsterdam leitet, das glücklicherweise nur vorläufige Ende der deutsch-holländischen musikalischen Begegnung. Seine Abschiedsworte waren fast eine Liebeserklärung an die Ludwigsburger: „Wir nehmen euch mit. Wir haben einen großen Bus.“