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Marbacher Strasse
Radweg-Entscheidung vorerst vertagt

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Die Umgestaltung der Marbacher Straße spaltet politisch. Bremst der Radweg aus oder schafft er erst die nötige Ordnung? Foto: Oliver Bürkle
Der Gemeinderat wird erst im Juli weiter beraten – Stadtverwaltung prüft Kosten und Wirksamkeit eines nur provisorisch eingerichteten Radwegs

Ludwigsburg. Wie das Wetter in der vergangenen Woche – die Debatte um den Radweg hat ebenfalls fast tropische Temperaturen erreicht. Hinter den Kulissen liefen die Telefone heiß, in den Fraktionen wurde gerechnet, ob es denn nun für die eine oder andere Seite für eine Mehrheit reicht. Für oder gegen den Radweg, für oder gegen das jüngst ins Spiel gebrachte Provisorium entlang der Marbacher Straße.

Musste der Urlaub abgebrochen werden? Ein Stadtrat bekannte, dass er sich notfalls im Krankenbett zum Sitzungssaal schieben lässt. Andere haben Termine oder sind bei der Abstimmung im Gemeinderat im Urlaub. Bei der Grundsatzentscheidung vor einem Jahr waren 22 dafür, 15 gegen den Radwegbau. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses wurde die Vergabe überraschend gestoppt, mit einer Stimme Mehrheit sprach er sich nur für eine provisorische Einrichtung des Radwegs aus.

Nun ist die für gestern geplante Entscheidung vorerst auf den Juli vertagt worden. CDU und Freie Wähler hätten gern sofort entschieden – die Stadt will aber die neue Sachlage prüfen. Denn ein Provisorium ist nicht ohne Kosten zu haben. 600 000 Euro hat der Baubürgermeister zunächst spontan geschätzt, was der Test-Radweg kosten wird. Jetzt soll genau nachgerechnet werden.

Wie Michael Ilk erklärt, müssen die einzelnen Verkehrsabschnitte neu betrachtet werden. „Wir müssen sehen, wo baulich eingegriffen werden muss, etwa bei den Mittelinseln.“ Auch bei einem Provisorium müssen acht Kilometer Markierung geändert werden. Die Bushaltestellen wie auch die Querung an der Brücke sind ein Problem. Ohne eine Regelung wird der Radweg von vornherein beeinträchtigt. Fest steht bereits, so der Baubürgermeister, dass auf die Zuschüsse des Landes von 400 000 Euro verzichtet werden müsste. Sollte später der Radweg gebaut werden, müssten die provisorischen Teile teils wieder geändert werden. Auch das koste.

„Wir stellen jetzt alle Kosten zusammen“, so Ilk. Ein weiterer Aspekt aus seiner Sicht: Weil derzeit die Brücke saniert wird, die Stadtwerke jetzt auch Leitungen verlegen müssen, könnte bei einem Provisorium an der Straße eine „jahrelange Dauerbaustelle“ entstehen.

Die Verwaltung setzt auf eine Verkehrssimulation, die zeige, dass der Verkehrsfluss künftig nicht beeinträchtigt wird. „Die Staus entstehen an den Verflechtungen“, so Ilk – also an den Stellen, wo sich die Straße von zwei auf eine Spur verengt. Die Einschätzungen beruhen auf Verkehrszählungen (siehe auch Infobox).

CDU und Freie Wähler hätten gerne sofort über das Provisorium abgestimmt. „Wir hätten jetzt entscheiden können“, so Fraktionsvorsitzender Klaus Herrmann (CDU). Auch die Fraktion wäre komplett gewesen. Ein Politikum sei die Verschiebung nicht, meint er. „14 Tage später ist für uns kein Problem.“ Reinhardt Weiss (FW) sieht das anderes. „Das ist reine Taktik“, sagt er. Seine Fraktion hätte gerne jetzt entschieden. „Es spricht sehr vieles gegen den Bau des Radwegs.“

SPD, Grünen und FDP kommt die Verschiebung aber entgegen, zumal manche Stadträte diese Woche anderweitig Termine hatten. Die Präsenz und damit eine mögliche politische Niederlage habe jedoch nicht den Ausschlag für den neuen Sitzungstermin gegeben, heißt es. Die Frage ist im Ältestenrat mit den Fraktionsvorsitzenden besprochen worden – die Argumente der Stadt überzeugten.

Sie waren auch für die SPD ausschlaggebend, erst am 12. Juli zu entscheiden. Allerdings ist für die Fraktion klar, dass das Provisorium „unsinnig“ ist, so Margit Liepins. Sie verweist auf die Brücke und die Bushaltestellen. „Da weiß man vorher schon, dass der provisorische Radweg nicht funktionieren kann“. Ihrer Ansicht nach müsse man jetzt den Mut haben, die Radroute zu bauen. Es sei auch nicht so, dass ganz Neckarweihingen gegen den Radweg ist. „Ich höre viele andere Meinungen dazu.“ Bei einem Stau auf der Autobahn sei jede Ausweichstraße überlastet.

Die Grünen begrüßen die Verschiebung, nicht allein wegen der politischen Mehrheiten. „Wir brauchen Kostenklarheit“, so die Vorsitzende Elfriede Steinwand zu dem Provisorium. Sie hofft, dass zusätzliche Ausgaben in den anderen Fraktionen ebenfalls unerwünscht sind. Allen müsste das Thema wichtig sein, würden doch Radfahrer auch die Straßen entlasten, meint sie. „Aber da sind Ängste vorhanden.“

„Mit ein paar Farbstrichen ist es nicht getan“, so die Einschätzung von Johann Heer (FDP). Es sei richtig, jetzt nicht aus der Hüfte zu schießen und auch das Provisorium genau zu prüfen. Trotzdem steht für ihn fest, dass ein „Einstieg in ein qualifiziertes Radwegenetz“ nötig sei. „Dazu gehört auch die Marbacher Straße.“ Diese sei jetzt schon größtenteils nur zweispurig. „Was die Neckarweihinger befürchten, gibt es doch schon.“