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Aktionstag
Schnupperpraktikum ohne Klischees

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Erzieher ist ein sozialer Beruf, der für Jungs beim Boys‘ Day angeboten wird, denn in diesem Beruf arbeiten vor allem Frauen: Gerade einmal 19 Prozent der Erzieher sind männlich. In der Produktion arbeiten hingegen wenig Frauen. Mädchen können deshalb einen Tag lang ausprobieren, ob ihnen technische Berufe liegen.Fotos: Alexander Quaet-Faslem/ Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.
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Beim Boys’ Day und Girls’ Day können Schüler einen Tag lang Berufe erleben, die für ihr Geschlecht auf den ersten Blick untypisch erscheinen

Ludwigsburg. Mädchen werden Erzieherin oder Psychologin, Jungs machen eine Ausbildung zum Staplerfahrer oder studieren Physik? Oft stimmen diese Klischees, denn viele Jugendliche wählen eine geschlechterspezifische Ausbildung.

Der Girls’ Day und der Boys’ Day soll gegensteuern. Am Donnerstag, 27. April, dürfen Schüler ab der fünften Klasse in Berufe reinschnuppern, die für ihr Geschlecht auf den ersten Blick untypisch sind. In diesem Jahr stehen laut Veranstalter bundesweit rund 87 000 Plätze für die Jugendlichen zur Verfügung.

Im Kreis Ludwigsburg gibt es rund 165 Stellen für Jungen und über 230 für Mädchen. Im Internet unter www.girls-day.de/radar beziehungsweise www.boys-day.de/radar können die Schüler nach Unternehmen, Institutionen und sonstigen Einrichtungen ganz in ihrer Nähe suchen, die ein Programm zusammengestellt haben. Allerdings sollten sie sich beeilen: Für die Mädchen waren im Kreis gestern noch rund 50 Plätze frei, für die Jungs standen nur elf zur Verfügung.

Bei dem Aktionstag können Mädchen erleben, wie spannend es sein kann, mit Metall oder Holz zu arbeiten, computergesteuerte Maschinen zu bedienen, im Labor Analysen durchzuführen oder wissenschaftliche Auswertungen vorzunehmen. Jungs wiederum können sehen, ob es ihnen liegt, mit Kindern oder alten Menschen zu arbeiten. Oder sie sehen, wie der Arbeitsalltag eines Optikers ist. Für sie werden Berufe in den Bereichen Erziehung, Pflege, Soziales oder Gesundheit angeboten – denn in diesen Bereichen arbeiten vor allem Frauen.

Traditionelle Berufe bevorzugt

Auch wenn Mädchen und Jungen heute mit vielen technischen Fortschritten aufwachsen, halten sie in Sachen Berufswahl häufig an Traditionen fest. Mehr als die Hälfte der Mädchen entscheidet sich laut einer Mitteilung des Veranstalters für einen von nur zehn dualen Ausbildungsberufen – obwohl es 330 gibt. Bei den Jungen wählt mehr als die Hälfte einen von lediglich 20 Berufen.

Die Aktionstage sind ein wichtiger Baustein in der geschlechtersensiblen Berufs- und Studienwahl. Auch Unternehmen profitieren davon: Sie können junge Menschen für ihre Berufsfelder begeistern und damit potenzielle Nachwuchskräfte ansprechen, teilt die Bundesagentur für Arbeit mit. Denn rund ein Drittel der Unternehmen, die mehrfach beim Girls’ Day aktiv waren, haben mittlerweile Bewerbungen von ihren ehemaligen Teilnehmerinnen erhalten. Das gleiche gelte auch für den Boys’ Day: Rund 20 Prozent der Einrichtungen und Unternehmen, die mehrmals mitgemacht haben, würden Bewerbungen von ehemaligen Teilnehmern bekommen.

Im Kreis Ludwigsburg beteiligt sich unter anderem das Unternehmen W & W Informatik AG in Ludwigsburg an dem Girls’ Day. 20 Mädchen ab 14 Jahren können am Donnerstag den Beruf des Fachinformatikers oder des Wirtschaftsinformatikers erleben. Den Teilnehmerinnen wird gezeigt, was man in den Berufen täglich macht. Außerdem erwarten sie Themen rund um die Ausbildung und das Studium. Wer mitmachen möchte, kann sich per E-Mail unter girlsday@ww-informatik.de anmelden.

Kein Schnupperpraktikum mehr da?

Die meisten freien Plätze für den Boys’ Day bietet das Pflegeheim Kastanienblüte in Remseck. Jungs können hier den Beruf des Altenpflegers kennenlernen und zusammen mit den Bewohnern Spiele spielen, backen und Kaffee trinken. Auch bei der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg können sich noch ein paar Schüler ab Klasse acht anmelden. In einem Workshop wird der Beruf des Lehrers aus unterschiedlichen Perspektiven vorgestellt. Für beide Angebote können sich interessierte Jungs über die Internetseite zum Boys’ Day anmelden.

Wenn es kein Schnupperpraktikum mehr in der Nähe gibt oder nichts Passendes dabei ist, können die Jungs und Mädchen auch auf eigene Faust einen Platz für den Girls’ oder Boys’ Day suchen. Ob sie Bekannte und Verwandte zur Arbeit begleiten oder im Internet nach Unternehmen und Organisationen suchen – es gibt viele Möglichkeiten, um doch noch in einen Beruf hineinzuschnuppern. Auch die Girls’ Day/Boys’-Day-Arbeitskreise helfen bei der Suche nach einem geeigneten Platz. Bei Mädchen sollte die Arbeit zum technischen, handwerklichen, naturwissenschaftlichen oder IT-Bereich gehören, während Jungs in den Berufsbereichen Erziehung, Gesundheit, Pflege und Soziales unterkommen sollten.

Internet: Alle Informationen zum Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day unter www.girls-day.de oder www.boys-day.de.