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Zu wenig Bauland, zu viele Auflagen

Das Immobilienunternehmen Strenger veranstaltet im Scala eine Podiumsdiskussion mit Tübingens OB Boris Palmer

Ludwigsburg. In einem Punkt war sich das Podium weitgehend einig: Um dem Mangel an Wohnraum zu begegnen, braucht es vor allem mehr Bauland und weniger behördliche Auflagen. Wobei Einigkeit bei dieser Runde nicht unbedingt zu erwarten war, denn die Zusammensetzung deckte ein breites Spektrum ab, vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) über den Journalisten Sven Hahn, den Fachautor Frank Peter Unterreiner und den Stuttgarter FDP-Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann sowie Michael Hennrich, Vorsitzender des Eigentümerverbands Haus und Grund Württemberg, bis hin zu Karl Strenger, geschäftsführender Gesellschafter der Strenger Immobiliengruppe.

Einigkeit herrschte auch nicht in allen Punkten – etwa bei der Frage, wie am besten neues Bauland gewonnen wird. Der Tübinger Rathauschef setzt bei Neubaugebieten auf eine kompromisslose Linie: Das Bauland müsse zuvor an die Stadt für maximal 180 Euro pro Quadratmeter verkauft werden, damit diese dann zu moderaten Festpreisen Wohnbaugrundstücke weitergeben könne. Dies verbunden mit Auflagen, damit auf 20 bis 25 Prozent eines Neubaugebiets preisgedämpft Mietwohnungen und Eigentum entstehen.

Karl Strenger plädierte wie auch Gerald Lipka vom Verband der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen dafür, mehr dem freien Markt zu überlassen. „Der regelt einiges auch ohne behördliche Vorschriften“, sagte Strenger und nannte als Beispiel die Größe von neuen Eigentumswohnungen und den politischen Wunsch, dass die Menschen in Ballungsgebieten weniger Wohnraum beanspruchen: So werde eine Drei-Zimmer-Wohnung heute mehr in der Größenordnung 75 Quadratmeter verlangt, anstatt der bisherigen bis zu 100 Quadratmeter.

Palmer schränkte seine Linie bei Neubaugebieten dahingehend ein, dass in innerstädtischen Bereichen von Tübingen auch Investoren und Bauträger Flächen entwickeln können. „Nur noch Gutverdiener und Erben können sich heute Eigentum leisten, wir erleben auf dem Wohnungsmarkt massive soziale Friktionen. So geht es nicht weiter, alle müssen zusammenarbeiten“, forderte Palmer.

Für Karl Strenger sind städtisch entwickelte Neubaugebiete dann sinnvoll, wenn die Realisierung in einer engen Zusammenarbeit von Kommune und Immobilienwirtschaft angegangen wird. „In Städten wie Hamburg oder München funktionieren solche Wohnraumallianzen hervorragend.“ In Ludwigsburg dagegen sei das nicht der Fall, hier schotte sich die Stadt ab. Und zu viele der anderen Kommunen in der Region versuchten noch immer, ihr Bauland meistbietend zu versteigern und damit möglichst viel Geld zu machen.

Eingriffe in den Markt und eine Regulierung durch die öffentliche Hand seien nötig, sagte Sven Hahn. Man dürfe den Menschen nicht die falsche Hoffnung machen, dass man nur viel Bauland ausweisen müsse und dann die Immobilienpreise wie von selbst sinken würden. Es sei aber möglich, die Preissteigerung zu bremsen. Der Vergleich mit Hamburg zeige, dass dort bei zuletzt 50 000 neuen Einwohnern ebenso viele neue Wohnungen entstanden seien, in Stuttgart dagegen nur für einen Teil der neuen Einwohner. Das Ergebnis: In Hamburg falle die Preissteigerung um die Hälfte niedriger aus als in Stuttgart.

Jochen Haußmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag, fordert als einen Schwerpunkt die Förderung von Eigentum als der „besten Altersvorsorge schlechthin“. Sein Vorschlag: Die Befreiung von der Grunderwerbsteuer bis zu einem Baupreis von 500 000 Euro als Hilfe für junge Familien. Auch Michael Hennrich von Haus und Grund forderte mehr steuerliche Anreize für den Wohnungsbau. Denn gerade Kleinanleger, die in Eigentumswohnungen investieren und vermieten, seien Garant für ein stabiles Mietniveau.

OB Palmer dagegen hält nicht viel von einer steuerlichen Förderung mit der Gießkanne. Als er mit Blick auf niedrigere Baupreise den „Zwang zum Bau von Tiefgaragenplätzen“ kritisierte, deutetet sich dagegen breite Zustimmung von allen Seiten auf dem Podium an. Der Bau von Tiefgaragen sei ein erheblicher Kostenfaktor, hieß es vonseiten der Immobilienunternehmen. Oft würden Kommunen eine Anzahl an Stellplätzen fordern, die dann bei der Vermarktung der Wohnungen gar nicht nachgefragt würden. Am Ende also wieder ein Punkt mit Einigkeit: Kommunen sollten die Möglichkeit nutzen, die Auflagen für Autostellplätze abzubauen.