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Zwischenstand
Halbzeit für das junge Gremium

Jugendliche stellen ihre Arbeit im Gemeinderat vor – Auch bei kommunalpolitischen Themen wollen sie mitarbeiten

Ludwigsburg. Seit gut einem Jahr gibt es einen Jugendgemeinderat (JGR) in Ludwigsburg – Halbzeit für das junge Gremium. Vor kurzem stellten die Mitglieder nun ihre Arbeit dem Gemeinderat vor und berichteten, was sie angepackt haben. „Anfangs mussten wir uns erst organisieren, denn vorher gab es keinen Jugendgemeinderat“, berichtete Tim Heidemeier. Das sei eine spannende Aufgabe gewesen.

Das Herzstück sei die Arbeit in den Arbeitskreisen. Mache Projekte wurden bereits umgesetzt. So hat der JGR etwa Kinder auf dem Spielplatz an der Tischendorfstraße zu ihren Wünschen für den geplanten Umbau befragt. Aufgrund dessen wurde ein Plan ausgearbeitet. „Der Gemeinderat müsste ihn noch genehmigen“, so Jugendgemeinderätin Jessica Gmeiner. Ähnlich weit ist auch der Arbeitskreis zum Jugendgelände Poppenweiler, bei dessen Entwicklung der Jugendgemeinderat ebenfalls beteiligt war. Auch über diesen Plan muss noch abgestimmt werden.

Ein weiterer Arbeitskreis beschäftigt sich mit der Gründung eines Jugendhauses in der Innenstadt. „Wir wollen den Jugendlichen ab 17 Uhr einen Aufenthaltsraum bieten mit Getränken und etwas zu essen“, sagte Jugendgemeinderätin Irem Inan. Darüber hinaus sollen auch Filme geschaut werden können, es soll WLAN geben – mit einem Filter wegen des Jugendschutzgesetzes – und Konsolenspiele. „Das Problem ist, dass wir Arbeitskräfte brauchen“, so Irem Inan. Vor allem eine Aufsichtsperson werde benötigt. „Schüler allein können das nicht betreuen.“ Allerdings fehle Geld dazu – das Budget des Jugendgemeinderats werde nicht reichen, um die Kosten zu decken. „Und ein Gebäude für das Jugendhaus muss finanziert werden“, sagte Irem Inan.

„Den ein oder anderen Vorschlag des Jugendgemeinderats werden wir genehmigen können, andere aber nicht“, sagte Stadtrat Klaus Herrmann (CDU) in Hinblick auf die Pläne des jungen Gremiums. Denn im Gemeinderat gebe es verschiedene Meinungen.

Aber die Jugendlichen haben noch andere Ideen, um Ludwigsburg für junge Leute attraktiver zu machen. Ein weiterer Arbeitskreis beschäftigt sich mit dem Thema Nachtbusse und ÖPNV. „Wir haben am 23. Februar einen Termin beim LVL“, berichtete Jugendgemeinderätin und Vorstand Vanessa Buchmann. Das Problem sei, dass die Nachtbusse zu selten fahren würden, Verspätungen würden nicht mehr in der VVS-App angezeigt. „Das wollen wir bei dem Termin besprechen“, so Buchmann.

Das Ziel des jungen Gremiums sei, „den Alltag der Jugendlichen in Ludwigsburg zu verbessern“, so Tim Heidemeier über die Ziele des jungen Gremiums. Dabei wolle der JGR junge Menschen in Ludwigsburg einbinden, etwa indem sie in den Arbeitskreisen mitarbeiten. Jeder könne sich eingliedern oder selbst Ideen einbringen. Damit die Jugendlichen mit dem Gremium in Kontakt treten können, ist eine App in Entwicklung. „Damit bekommen wir die Anliegen von den Jugendlichen besser mit“, sagte Vanessa Buchmann.

Eine zweite App für die Mitglieder des Jugendgemeinderats wird es auch bald geben. „Momentan kommunizieren wir noch über WhatsApp, aber das ist sehr unübersichtlich“, so Buchmann.

Darüber hinaus gebe es regelmäßig Treffen mit der Verwaltung, bei denen über kommunale und globale Themen diskutiert werde. Und manche Jugendgemeinderäte besuchen Ausschusssitzungen. „Wir wollen stärker bei kommunalpolitischen Themen mitarbeiten, deshalb machen wir das“, erklärte Buchmann. Darüber hinaus wolle sich der JGR besser mit den Gremien vernetzen.

Auch betreibt der Jugendgemeinderat Öffentlichkeitsarbeit, um auf sich aufmerksam zu machen oder um zu bestimmten Themen Stellung zu beziehen, wie etwa über das Alkoholverbot auf dem Akademiehof, über das die Hochschule für öffentliche Verwaltung eine Studie veröffentlicht hat. „Wir wollen unsere Arbeit vorstellen, unsere Interessen zeigen und den aktuellen Stand unserer Arbeit darstellen“, erläuterte Vanessa Buchmann. Dazu gehört auch die Suche nach einem Motto, bei dem Jugendliche dem JGR Vorschläge schicken können.

Die Stadträte lobten die Arbeit des jungen Gremiums: „Ihr habt viele Themen angesprochen“, so Elfriede Steinwand-Hebenstreit (Die Grünen). Es habe hohe Erwartungen an den Jugendgemeinderat gegeben. Die Mitglieder hätten die Anforderungen angenommen – und das Resultat sei sehr gut.

„Man spürt, dass Ihr für die Jugendlichen in Ludwigsburg tatsächlich etwas erreichen wollt“, sagte Gabriele Moersch (FW). „Ihr habt großen Respekt verdient.“ Dass sie die Arbeit im Jugendgemeinderat neben der Schule und ihrer Freizeit machen, sei sehr lobenswert. Auch Jochen Eisele (FDP) lobte die Jugendlichen: „Es macht immer wieder Spaß, Euch zuzusehen, wie Ihr arbeitet und was Ihr anpackt.“ Er hoffe, dass die Jugendlichen in der Zeit, die ihnen noch bleibt, neue Projekte angehen können. Stadtrat Hubertus von Stackelberg (SPD) wiederum hob den Einsatz für das Jugendhaus hervor: „Es ist schön, dass Ihr Euch damit beschäftigt, Räume zu schaffen, die Ludwigsburg für Jugendliche attraktiver machen.“

Elga Burkhardt (LUBU) regte an, dass sich die Jugendlichen nicht nur um Jugendthemen kümmern sollten, sondern auch um allgemeine kommunalpolitische Themen. „Das ist wesentlich für euch, denn vielleicht sitzt ihr in 20, 30 Jahren im Gemeinderat“, sagte sie.