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Schiri-Schelte vom BBL-Kommissar

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Protestiert vergeblich: der Ludwigsburger Coach John Patrick. Foto: Baumann
Die Sache schien ausgestanden, doch nun wird sie unvermittelt noch komplizierter. Im Streit der Ludwigsburger Basketballer um die Schiedsrichterentscheidungen während des verlorenen fünften Play-off-Viertelfinales in Ulm hat sich nun auch der langjährige Präsident des Bayerischen Basketball-Verbandes, Winfried Gintschel, eingeschaltet.

Ludwigsburg. Im Deutschen Basketball Bund gibt es kaum einen renommierteren Namen als den von Dr. Winfried Gintschel. Zwölf Jahre lenkte der Mann aus Uffenheim (Mittelfranken) als Präsident die Geschicke des BBV. Seit seiner Verabschiedung im Jahr 2015 ist er als Schiedsrichter-Kommissar der BBL im Amt. Was Gintschel auf der BBL-Website unter der Rubrik „Pfiff der Woche“ über die drei Unparteiischen im Play-off-Krimi in Ulm sagt, wirft kein gutes Licht auf die Leistung des Schiedsrichter-Trios Benjamin Barth, Martin Martip und Christof Madinger (siehe auch „Im Wortlaut“).

„Die in dieser Szene verhängten technischen Fouls erfüllen weder inhaltlich noch von der Administration unsere Erwartungshaltung an die Top-Schiedsrichter in unserem Kader“, heißt es bezüglich den Vorgängen, die sich wenige Sekunden vor der Halbzeitsirene ereigneten und dem Ludwigsburger Trainer John Patrick mit zwei technischen Fouls die Disqualifikation einbrachten.

Wie sich nun herausstellt, hat die Disqualifikation Patricks eine noch größere Tragweite als bisher bekannt. Aufschluss darüber gibt ein Interview mit dem Riesen-Coach direkt nach der Partie in den Katakomben der Ulmer Arena. Patrick sagt im ersten Satz, dass er gleich am Anfang der Partie ein technisches Foul bekommen habe, was er akzeptiere. In dieser Einschätzung lag Patrick aber falsch, denn er hatte am Anfang des Spiels kein technisches Foul, sondern lediglich eine Verwarnung bekommen.

Dass Patrick dachte, dass er bereits ein technisches Foul kassiert hatte, ist wichtig für die Szene kurz vor Ende der ersten Halbzeit: Denn als der Ludwigsburger Coach sich 8,7 Sekunden vor der Pause nach einem Foul von Per Günther an Cliff Hammonds wieder beim Schiedsrichter Barth beschwert, bekommt er, weil bereits verwarnt, ein technisches Foul. De facto war dies sein erstes technisches Foul, er aber dachte, es sei sein zweites. Patrick fühlte sich ungerecht behandelt. Dementsprechend ausführlich beschwerte er sich in der Annahme, dass er ohnehin bereits disqualifiziert sei, und weil er nun Protest einlegen wollte. Daran wurde er aber von dem Schiedsrichter-Trio gehindert und aus der Halle verwiesen.

Dieses Missverständnis hätten die Schiedsrichter durch anderes Verhalten aufklären und entschärfen können, sagt nun Winfried Gintschel in der Nachbetrachtung. Zwar seien die technischen Fouls keine Regelverstöße der Schiedsrichter, aber eine für ein fünftes Viertelfinale nicht angemessene Sanktionierung. Vor allem in der Summe seien sie zu hart und in einem Do-or-die-Spiel eher unglücklich.

Für die MHP-Riesen hatte die Verkettung all dieser Umstände unterm Strich das Aus in der Play-off-Runde zur Folge. Nachdem auch der Protest der Ludwigsburger vom Liga-Spielleiter Dirk Horstmann mit der Begründung abgewiesen wurde, weil „den Schiedsrichtern kein Verstoß gegen die Regeln nachgewiesen werden kann“, verwundert die nun getroffene Einschätzung von BBL-Kommissar Gintschel umso mehr.

Bislang verzichteten die Riesen auf einen Widerspruch, die Frist dazu ist inzwischen ohnehin verstrichen. Dennoch erwarten sie eine abschließende Beurteilung der Vorfälle in Ulm, zumal auch Cliff Hammonds noch in der ersten Halbzeit mit einem technischen Foul bestraft wurde. Dieses Foul scheint gerechtfertigt, da es eine deutliche Missfallensbekundung Hammonds gegen die Schiedsrichterentscheidung gab. Anders sieht es mit den Szenen in der zweiten Hälfte rund um die Disqualifikation von Ludwigsburgs DJ Kennedy aus. Kennedy war der Aufforderung des Schiedsrichters, ihm den Ball zuzuspielen, nicht gefolgt und deswegen ebenfalls mit seinem zweiten technischen Foul disqualifiziert worden. „Er ist Spieler und kein Balljunge“, verteidigte Patrick das Verhalten seines Power Forwards. Auch dieser Vorfall ist noch nicht abgeschlossen, es handelt sich um ein laufendes Verfahren.