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„Keine Egoisten und schwarze Schafe“

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Peilt die Meisterschaft an: Steelers-Stürmer Marcus Sommerfeld.Foto: Baumann
Als bester deutscher Scorer der Hauptrunde ist Marcus Sommerfeld ein Schlüsselspieler beim Eishockey-Zweitligisten SC Bietigheim-Bissingen. Für den 33-jährigen Stürmer zählt auch diesmal nur die Meisterschaft.

Ludwigsburg. Vor dem Play-off-Halbfinalauftakt heute gegen den ESV Kaufbeuren (20 Uhr, Ege Trans-Arena) ist sich Sommerfeld sicher, dass eine Mannschaft mit zahlreichen Routiniers wie die Steelers genau weiß, worauf es ankommt.

Nach mehreren Rippenbrüchen und fünf Wochen Spielpause haben Sie vor einer Woche gegen Bayreuth Ihr Comeback gegeben. Gibt es keine Probleme mehr, keine Schmerzen?

Marcus Sommerfeld: Ich muss das etwas korrigieren. Es waren Prellungen, die aber auch sehr schmerzhaft sind. Ich habe jetzt aber keine Probleme mehr und auch keine Angst vor Verletzungen in den Zweikämpfen. Das ist die Hauptsache.

In den drei Play-off-Heimspielen gegen die Bayreuth Tigers trafen die Steelers gleich 25 Mal. Haben Sie so eine Torflut in den Play-offs schon einmal erlebt?

Die Heimspiele sind schon ein Vorteil für uns. Darum haben wir in der Hauptrunde auch um Platz eins gekämpft. Aber so viele Tore sind sicher nicht normal. In den Play-offs macht sonst ein Tor oft den Unterschied aus.

Das Viertelfinale ist mit Erfolg abgehakt. Aber das Ziel der Steelers dürfte wie schon in den vergangenen Jahren wieder die Meisterschaft sein. Ist der dritte Titel nach 2013 und 2015 möglich?

Ja, da bin ich sehr positiv gestimmt. Wir haben ein tolles Team, das von den Trainern super vorbereitet wird. Die Mischung stimmt mit älteren und jungen Spielern. Und ganz wichtig: jetzt sind fast alle Spieler wieder gesund, das war zuvor nie der Fall. Vom Timing her ist das natürlich perfekt. Wir haben zwar einen kleinen Kader, aber mit Topspielern. Etwas Glück braucht man auch, aber alles andere als die Meisterschaft wäre für uns eine Enttäuschung.

Sie spielen seit 2012 für die Steelers, es muss Ihnen also gefallen in Bietigheim. Was unterscheidet den Standort von anderen Clubs?

Ich habe ja schon fast überall in Deutschland gespielt, im Norden und im Süden. In Bietigheim gefällt es mir wirklich sehr. Ich bin jetzt das fünfte Jahr hier, für meine Familie ist es eine Heimat geworden. Unsere Tochter wurde 2013 hier geboren.

Mit 54 Punkten waren Sie in der Hauptrunde bester deutscher Scorer. Sie stehen oft im Powerplay auf dem Eis, zudem sind Sie auch als Verteidiger einsetzbar. Trainer Kevin Gaudet schätzt sicher auch Ihre Vielseitigkeit?

Stürmer oder Verteidiger – für mich ist das kein Problem. Wobei ich schon lieber Stürmer bin. Mit Matt McKnight habe ich den Topscorer der Liga an meiner Seite, da stimmt die Chemie einfach. Wir haben ja schon bei den Lausitzer Füchsen in Weißwasser zusammen gespielt. Auch außerhalb des Eises sind wir beste Freunde. Wir spielen in Bietigheim ein sehr offensives System und ich bekommen viel Eiszeit vom Trainer. Das Vertrauen ist da.

Sie sind jetzt 33 Jahre alt. Aber im Kader stehen mit Sinisa Martinovic, Rob Brown, Dominic Auger, Bastian Steingroß, Adam Borzecki, Marcel Rodman, David Wrigley und Justin Kelly acht Spieler, die älter sind. Kann man sagen: das Alter ist egal, die Leistung muss stimmen?

Ja, die Leute sagen vielleicht: das ist aber eine alte Mannschaft. Wir sagen: wir haben viel Erfahrung und wissen genau, was man bringen muss, um zu gewinnen. Nämlich clever und geduldig spielen. Dafür arbeiten wir auch sehr hart im Kraftraum. Wichtig ist auch, dass wir keine Egoisten und schwarze Schafe im Team haben. Aber wenn ich den Kader so betrachte, muss ich schon feststellen, dass ich in dieser Mannschaft noch ziemlich jung bin (lacht).

Sie haben bereits in der DEL für Berlin und Hamburg gespielt. Wie wichtig ist es für den Standort Bietigheim, künftig eine Aufstiegsperspektive zu haben?

Bietigheim ist zweifellos ein Topkandidat für die DEL. Die Arena ist perfekt, die Organisation hat sich in den fünf Jahren, seit ich hier bin, jedes Jahr verbessert. Alles ist immer professioneller geworden. Am Beispiel von Bremerhaven hat man ja in dieser Saison gesehen, wie gut es in der DEL funktionieren kann. Aber der sportliche Aufstieg wäre sicher der beste Weg.