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VfB
Die größte VfB-Party aller Zeiten findet am 19. Mai 2007 statt

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Fernando Meira stemmt die Meisterschale – falsch herum. Archivfoto: Baumann
Heute vor zehn Jahren wurde der VfB Stuttgart zum fünften Mal deutscher Fußball-Meister. Das Ende einer außergewöhnlichen Saison wurde gebührend gefeiert. Eine Woche später folgte der Kater.

Ludwigsburg. Samstag, 19. Mai 2007: Das ausverkaufte Daimlerstadion steht kopf. Schon in den Schlussminuten wird gefeiert. Der VfB Stuttgart führt 2:1 gegen Energie Cottbus. Loala, Fan-Gesänge und um 17.19 Uhr ein gewaltiger Jubelsturm. Der Club mit dem Brustring ist zum fünften Mal deutscher Fußball-Meister. Es folgt „die größte Party aller Zeiten“, wie die Ludwigsburger Kreiszeitung zwei Tage später in ihrer Montagsausgabe über die laue Frühlingsnacht schreibt. 250 000 Fans sind in der Landeshauptstadt unterwegs. Der Autokorso mit Mannschaft und Meisterschale braucht für die 5,9 Kilometer vom Stadion bis zum Schlossplatz vier Stunden. Es ist das krönende Ende einer außergewöhnlichen Saison, an deren Anfang kein Mensch mit dem Meistertitel der Stuttgarter gerechnet hätte.

Die Saison startet mit zwei Heimniederlagen und drei Auswärtssiegen. Fortan spielt Stuttgart auf Weisung von Trainer Armin Veh aus Aberglaube auch zuhause mit den roten Auswärtstrikots. Zwar übernehmen die Schwaben nach einem 2:1-Sieg in Hannover am 12. Spieltag die Tabellenführung, bleiben aber nur eine Woche auf Platz 1, dann übernimmt Schalke 04. Es fehlt an Konstanz. Nach der unglücklichen 0:1-Niederlage in der Rückrunde auf Schalke beträgt der Rückstand auf die Königsblauen sieben Punkte, bei noch acht ausstehenden Partien – die der VfB alle gewinnt.

Von Woche zu Woche verkürzt Stuttgart den Abstand. Am 30. Spieltag gewinnen die Roten mit 2:0 souverän gegen den FC Bayern München durch zwei Treffer von Cacau. Langsam dämmert es den Schwaben: in diesem Jahr könnte der ganz große Wurf gelingen. „Der VfB war heute die bessere Mannschaft – und über uns wird es in den nächsten Tagen hereinbrechen“, sagt FCB-Trainer Ottmar Hitzfeld nach der Partie geknickt. Bayern wird am Ende der Saison nur Vierter und verpasst die Teilnahme an der Champions League – bis dato zum letzten Mal.

Als am 31. Spieltag Werder Bremen 3:2 bei Arminia Bielefeld verliert und Schalke 1:2 in Bochum, rückt der VfB mit einem 1:0-Sieg in Gladbach auf Rang 2 und bis auf zwei Punkte an Schalke heran. Stuttgart geht in die Offensive: „Wenn wir alle drei Spiele gewinnen, haben wir gute Chancen, Meister zu werden“, sagt Thomas Hitzlsperger.

Und so kommt es. Zwei Wochen später erobert Stuttgart an einem dramatischen 33. Spieltag die Tabellenführung zurück. Mit zwei Punkten liegen die Roten vorne. Begleitet von 6000 Fans gerät der VfB in Bochum zweimal in Rückstand und gewinnt dennoch mit 3:2. Timo Hildebrand sichert in den Schlussminuten mit der Parade seines Lebens den Sieg. Zeitgleich verliert Schalke ausgerechnet beim Erzrivalen Borussia Dortmund mit 0:2. Wie die ganze Saison demonstrieren die Schwaben auch vor dem Saisonfinale Bescheidenheit: „Natürlich ist der Druck jetzt bei uns. Aber wir wollen locker bleiben. Wir haben das ganz große Ziel vor Augen und wollen uns nicht verrückt machen lassen“, gibt Hildebrand vor.

Auch der Abstieg von Mainz 05 und Alemannia Aachen, die mittlerweile in der Regionalliga ums Überleben kämpfen, entscheidet sich an diesem Spieltag. Borussia Mönchengladbach steht bereits als länger Absteiger fest.

Auch der letzte Spieltag hat es in sich. 56 000 im Gottlieb-Daimler-Stadion und Tausende beim Public Viewing auf dem Schlossplatz fiebern mit. Energie Cottbus, mit deren Fans die Stuttgarter damals eine Freundschaft pflegen, geht mit 1:0 in Führung. Die Ostdeutschen waren damals bereits gerettet, spielen mittlerweile jedoch ebenfalls in der Regionalliga. Doch Hitzlsperger mit einer sehenswerten Direktabnahme und Sami Khedira per Kopf drehen die Partie.

Keiner zweifelt an der Aufstiegsfeier

Zehn Minuten nach Abpfiff reckt Kapitän Fernando Meira die Meisterschale Richtung Himmel. Erst verkehrt herum, später dann richtig. „Das ist noch einmal eine Steigerung im Vergleich zur WM im vergangenen Jahr“, stellt Hildebrand fest, der sich anschließend in einer emotionalen Rede in Richtung FC Valancia verabschiedet. An seine Form der Meistersaison kann er nie wieder anknüpfen.

Eine Woche später verliert der VfB mit 2:3 in Berlin gegen den 1. FC Nürnberg. „Für mich persönlich war das verlorene Pokalfinale der Anfang vom sportlichen Abstieg“, sagte Präsident Wolfgang Dietrich jüngst auf einer Veranstaltung in Kornwestheim.

Nun könnte es wieder aufwärtsgehen. An einer Aufstiegsfeier auf dem Cannstatter Wasen zweifelt vor dem letzten Spiel gegen die Kickers Würzburg (Sonntag/15.30 Uhr) kaum jemand. Damals und heute dabei: Kapitän Christian Gentner.