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Absturz der Boeing 737 Max 8
Äthiopien: «Klare Ähnlichkeiten» mit Crash in Indonesien

Voice Recorder
Der Cockpit Voice Recorder der abgestürzten äthiopischen Boeing 737 MAX. Foto: BEA Aero/Bureau d'Enquêtes & d'Analyses Foto: dpanitf3
Flugschreiber
Der Koffer mit den Flugschreibern der abgestürzten Boeing 737 Max 8 wird in die französische Luftsicherheitsbehörde BEA gebracht. Foto: Christophe Ena/AP
Der Druck auf Flugzeughersteller Boeing steigt weiter. Die Daten der Blackboxes deuten nach dem jüngsten Absturz auf Ähnlichkeiten mit dem Crash in Indonesien im Oktober hin. Unterdessen wurden bei einem Trauergottesdienst für die Opfer in Äthiopien leere Särge beigesetzt.

Addis Abeba (dpa) - Die Auswertung der Flugschreiber der in Äthiopien verunglückten Boeing 737 Max 8 mit 157 Menschen an Bord lässt nach Dafürhalten der äthiopischen Regierung auf «klare Ähnlichkeiten» mit dem Absturz einer baugleichen Maschine in Indonesien im vergangenen Jahr schließen.

Das erklärte die äthiopische Verkehrsministerin Dagmawit Moges am Sonntag, nachdem französische Experten die Daten der sogenannten Blackboxes ausgelesen hatten. Die Flugschreiber seien in gutem Zustand und hätten die Auswertung «von fast allen erfassten Daten» ermöglicht. Die Regierung werde in einem Monat einen detaillierten Bericht dazu veröffentlichen, so die Ministerin weiter.

Die Flugschreiber zeichnen den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten auf, weswegen sie für die Klärung der Unglücksursache wohl entscheidend sein werden. Die Blackboxes der vergangenen Sonntag abgestürzten Maschine der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines waren seit Freitag von der französischen Luftsicherheitsbehörde BEA ausgewertet worden. Die Behörde übergab die Daten an Äthiopien. Bei dem Absturz von Flug ET 302 nahe der Hauptstadt Addis Abeba waren alle 157 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter auch fünf Deutsche.

Im Oktober war in Indonesien eine ebenfalls relativ neue Boeing 737 Max 8 der Fluggesellschaft Lion Air abgestürzt; dabei kamen fast 200 Menschen ums Leben. Ermittler vermuten, dass eine von Boeing eigens für die neue Flugzeugreihe entwickelte Steuerungssoftware ein wichtiger Auslöser des Absturzes gewesen sein könnte. Sollte die Software auch nach dem jüngsten Crash im Mittelpunkt stehen, würde der Druck auf Hersteller Boeing weiter steigen.

Boeing teilte in Chicago mit, man sei dabei, die Entwicklung eines bereits angekündigten Updates für die Steuerungssoftware und eine Überarbeitung des Pilotentrainings abzuschließen. Sicherheit habe höchste Priorität. Boeing unterstütze auch die Untersuchung zur Absturzursache weiter.

Nach dem jüngsten Crash erließen Luftfahrtbehörden rund um die Welt daher bis zur Klärung der Unglücksursachen ein Flugverbot für die Boeing 737-Max-Reihe. Die rund 370 seit 2017 ausgelieferten Flugzeuge müssen daher am Boden bleiben. Boeing will in den kommenden Wochen ein Update für die inzwischen kritisch beäugte Steuerungssoftware an die Airline-Kunden verteilen.

Für Boeing sind die Zweifel an dem Kassenschlager - der US-Konzern hat noch fast 5000 offene Bestellungen für die Flugzeugreihe - ein ernsthaftes Problem. Es drohen Entschädigungsforderungen. Der Aktienkurs des US-Luft- und Raumfahrtkonzerns fiel vergangene Woche drastisch.

In Addis Abeba gedachten am Sonntag Tausende mit einem Trauergottesdienst der 157 Todesopfer. Im Rahmen der Zeremonie wurden 17 leere Särge in der Kathedrale zur Heiligen Dreifaltigkeit beigesetzt. Jeder Sarg, eingehüllt in die Flagge des ostafrikanischen Landes, stand symbolisch für eines der äthiopischen Opfer.

Die Identifikation der sterblichen Überreste werde bis zu sechs Monate dauern, erklärte die Verkehrsministerin. Die Behörden hätten DNA-Proben von den Angehörigen eingesammelt. Mit diesen würde ein internationales Expertenteam nun an der Identifikation arbeiten, sagte sie. Unter anderem wegen der Wucht des Aufpralls gilt eine Identifikation der sterblichen Überreste als extrem schwierig.

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Die neueste Version des meistverkauften Verkehrsflugzeugs der Welt - Boeing 737 - wird in vier verschiedenen Längen angeboten. Sie reichen von 35,56 Metern bei der Max 7 bis zu 43,8 Metern bei der Max 10. Die Flieger bieten Platz für 172 bis 230 Passagiere.

Bislang wurden aber nur 371 Exemplare der beiden mittelgroßen Typen Max 8 und Max 9 ausgeliefert. Diese Typen sind nach dem Absturz jetzt von umfassenden Flugverboten betroffen. Die Max 7 sollte noch in diesem Jahr erstmals in den Dienst gehen, die Max 10 im Jahr 2020. Von der Max 8 ist eine Sonderversion mit 210 Plätzen geplant, von der Ryanair 110 Exemplare bestellt hat.