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Nahost
Beerdigung von Journalistin: Israel kündigt Untersuchung an

Tumult bei Beerdigung
Tumult während der Beerdigung von Schirin Abu Akle in Jerusalem. Foto: Mahmoud Illean
Konfrontation bei Beerdigung
Israelische Polizisten stoßen mit palästinensischen Trauernden, die den Sarg der getöteten Al-Dschasira-Reporterin Abu Akle tragen, zusammen. Während der Prozession ihrer Beerdigung ist es zu Konfrontationen gekommen. Foto: Maya Levin
Grenzpolizisten
Israelische Grenzpolizisten sollen bei der Prozession nach palästinensischen Angaben Blendgranaten eingesetzt haben. Foto: Ilia Yefimovich
Beerdigung
Palästinensische Trauernde nehmen an der Beerdigung der getöteten Al-Dschasira-Reporterin Abu Akle teil. Foto: Ilia Yefimovich
Nach den Gewaltausbrüchen bei der Beerdigung der US-Palästinenserin Abu Akle in Jerusalem ist die Bestürzung groß. International wird Aufklärung verlangt. Israel kündigt eine UNtersuchung an.

Tel Aviv. Nach der von Gewalt überschatteten Beerdigung einer getöteten Reporterin in Jerusalem hat die israelische Polizei eine Untersuchung angekündigt.

Auf Videos war zu sehen, wie Sicherheitskräfte gegen Trauergäste und die Träger des Sarges mit Schlagstöcken vorgingen. Die Bilder lösten international Bestürzung aus. Die Polizei werde Lehren aus dem Vorfall ziehen, hieß es am Samstag in einer Mitteilung. Hunderte gewalttätige Teilnehmer hätten versucht, die Zeremonie zu sabotieren und Polizisten Schaden zuzufügen.

Tod durch Schüsse

Die Journalistin Schirin Abu Akle des TV-Senders Al-Dschasira war am Mittwoch während eines israelischen Militäreinsatzes im besetzten Westjordanland durch Schüsse getötet worden. Laut Armee gab es ein heftiges Feuergefecht mit Dutzenden militanten Palästinensern während einer Razzia in Dschenin.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warf der israelischen Armee eine vorsätzliche Tötung der in der arabischen Welt bekannten 51-Jährigen vor. Am Freitag erklärte die palästinensische Generalstaatsanwaltschaft, allein israelische Truppen hätten in dem Moment geschossen, in dem die Journalistin getroffen worden sei. Israels Armee veröffentlichte dagegen Zwischenergebnisse ihrer Untersuchung, wonach es derzeit nicht möglich sei, «eindeutig» zu sagen, von wo der tödliche Schuss kam.

Heftige Auseinandersetzungen bei Beerdigung

Ein dpa-Reporter berichtete über die Beerdigung am Freitag, dass es keine Vorwarnung gegeben habe, bevor die Polizisten die Trauergäste und Sargträger zurückgedrängt und dann mit Schlagstöcken attackiert hätten. Die Trauergäste hätten anschließend leere Flaschen geworfen, die Polizei habe wiederum mit Blendgranaten reagiert. Die Polizei hatte am Freitag mitgeteilte, Teilnehmer der Prozession zur Beerdigung hätten Steine auf Polizisten geworfen.

Der Vorfall geschah, als mehrere Personen den Sarg der getöteten Journalistin auf ihren Schultern aus dem Krankenhaus trugen. Anschließend machte sich die Prozession auf den Weg zum Friedhof. Der Sarg wurde stattdessen in einem Auto gefahren. Zu der Beerdigung auf einem christlich-orthodoxen Friedhof neben der Altstadt kamen Tausende Menschen.

Der palästinensische Rettungsdienst sprach anschließend von 33 Verletzten. Die israelische Polizei meldete sechs Personen, die festgenommen worden waren.

UN-Sicherheitsrat fordert Untersuchung

Der UN-Sicherheitsrat forderte eine Aufarbeitung des Falles. «Die Mitglieder des Sicherheitsrates forderten eine sofortige, gründliche, transparente, faire und unparteiische Untersuchung ihrer Tötung und betonten die Notwendigkeit, Rechenschaft abzulegen», hieß es in einer Mitteilung des mächstigsten UN-Gremiums. Zudem verurteilten die 15 Ratsmitglieder den Tod der US-Palästinenserin «auf das Schärfste» und sprachen ihren Angehörigen ihr Beileid aus.

Baerbock: Bin erschüttert

Außenministerin Annalena Baerbock zeigte sich erschüttert über die Gewalt bei der Beerdigung. Es sei traurig, «dass die Trauerfeier nicht in Frieden und in Würde stattfinden konnte. Ehrlich gesagt, persönlich gesagt, ich bin darüber zutiefst erschüttert», sagte Baerbock auf eine Reporterfrage bei einer Pressekonferenz zum Abschluss eines G7-Treffens nahe dem Weißenhäuser Strand an der Ostsee.

«Ich bin zutiefst erschüttert über den Tod von Schirin Abu Akle», sagte Baerbock. Demokratien seien «darauf angewiesen, dass mutige Journalistinnen und Journalisten die Wahrheit berichten können und zwar in Sicherheit». Sie dürften «niemals Zielscheibe für Gewalt werden, um ihre wichtige Arbeit leisten zu können». Es sei ihr wichtig, dass der Tod der Journalistin transparent aufgeklärt werde. Baerbock sagte, sie habe die Hintergründe der Vorfälle beim G7-Treffen nicht im Detail verfolgen können. «Aber wir sind darüber natürlich in ganz, ganz engem Austausch», fügte sie an.

© dpa-infocom, dpa:220513-99-277379/8