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Entscheidender Kampf
Box-Provokateur Fury: Sieg über Schwarz oder Rente

Skandal-Boxer
Boxprofi Tyson Fury kämpft in der Nacht zum Sonntag gegen Tom Schwarz. Foto: John Locher/AP
Auf seinen sensationellen Sieg gegen Wladimir Klitschko folgt für Boxprofi Tyson Fury der Absturz: Kokain-Geständnis, Depressionen und der Verlust seiner Boxlizenz. Mittlerweile geht es für den Ex-Weltmeister wieder bergauf - und er klopft Sprüche.

Las Vegas (dpa) - Tyson Fury ist einer der besten Schwergewichtler und einer der größten Provokateure im Boxring. Ein Dampfplauderer, Schwulen-Hasser, aber auch ein früherer Weltmeister.

Während der Vorbereitung auf seinen Kampf gegen den Deutschen Tom Schwarz in Las Vegas fiel der britische Ex-Champion Fury mit markigen Sprüchen auf. «Ich bin in meiner Ära der Beste», sagte Fury der britischen Zeitung «Telegraph» vor dem Fight im MGM Grand in der Nacht zum Sonntag (4.00 Uhr/MDR). «Und wenn ich Tom Schwarz nicht besiegen kann, dann kann ich auch in Rente gehen.»

Vor nicht mal drei Jahren stand die Profikarriere des exzentrischen Klitschko-Bezwingers vor dem Aus. Kokain- und Alkoholmissbrauch, der Entzug seiner Boxlizenz - Fury machte nur mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Gleichzeitig wurde bekannt, dass er an Depressionen leidet. «Das würde ich nicht meinem schlimmsten Feind wünschen. Es ist fürchterlich», sagte der 30-Jährige jetzt. «Mein größter Gegner bin ich selbst.»

Auch deshalb kam der Rückkampf gegen Wladimir Klitschko, den Fury im November 2015 überraschend geschlagen hatte, nie zustande. Zweimal sagte Fury ab, bevor der selbst ernannte «Gypsy King» schließlich im Oktober 2016 seine WM-Titel niederlegte. Er sei nicht in der Lage, sie zu verteidigen, erklärte der Boxer, der früher mit kuriosen Auftritten, unter anderem im Batman-Kostüm, für Furore gesorgt hatte.

Fury hat es in seiner Karriere geschafft, sich beinahe mit allen anzulegen. Ob Homosexuelle, Juden, Frauen oder erfolgreiche Sportkollegen - er beleidigte, beschimpfte und verunglimpfte. Einen Aufschrei gab es, als er vor dem vermeintlichen Rückkampf gegen Klitschko über die Rolle der Frau («Ich glaube, der beste Platz für Frauen ist in der Küche oder auf dem Rücken») schwadronierte und forderte, Homosexualität ebenso wie Pädophilie unter Strafe zu stellen.

«Er beherrscht super die psychologische Kriegsführung», sagte Klitschkos früherer Manager Bernd Bönte und lobte zugleich die boxerischen Fähigkeiten des Briten. «Er wechselt ständig die Auslage, ist extrem beweglich für seine 2,06 Meter, hat eine gute Kontrolle über den Ring.» Schwarz hat sich bei Bönte Tipps geholt.

Nach erfolgreichem Comeback vor einem Jahr zeigte Fury im vergangenen Dezember in Los Angeles gegen den US-Amerikaner Deontay Wilder einen starken Auftritt. Der Kampf endete unentschieden, Wilder blieb Weltmeister. «Wenn irgendein fetter Mann, der Drogen und Alkohol hinter sich hat, mir sowas antut, würde ich mit dem Sport nichts mehr zu tun haben wollen», stichelte Fury gegen Wilder. Im Februar 2020 soll es die Revanche geben.

Gegen den in 24 Kämpfen ungeschlagenen Schwarz ist Fury - anders als damals gegen Klitschko - in der Favoritenrolle. Daraus macht er keinen Hehl. Dass es leicht wird, erwartet er nicht. «Gegen einen Mann, der ungeschlagen ist und dessen Leben sich mit einem Sieg verändern würde, erwarte ich keinen einfachen Kampf», sagte Fury beim Sender BBC. Der Überraschungssieg von Andy Ruiz jr. über Weltmeister Anthony Joshua vor zwei Wochen ist ihm Warnung. Doch für Fury gilt: Wer ihm gefährlich werden kann, wird gnadenlos beschimpft. Schwarz jedoch ist in den vergangenen Wochen glimpflich davongekommen.

Fury-Interview im Telegraph

Fury-Interview bei BBC Sport

Kampfbilanz Fury

Kampfbilanz Schwarz