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Fußball statt Brexit
Englands Topclubs kämpfen um Verbleib in Europa

Liverpool-Coach
Jürgen Klopp hatte mit dem FC Liverpool den FC Bayern aus der Champions League geworfen. Foto: Martin Rickett/PA Wire
Während Politiker über den EU-Austritt Großbritanniens debattieren, wollen Englands Spitzenclubs in Europa bleiben. Mit vier Vertretern stellt die Premier League die Hälfte der Teilnehmer im Champions-League-Viertelfinale.

London (dpa) - Raus aus Europa? Nicht mit Englands Fußball-Clubs. Die vier Premier-League-Teams wollen vor dem Viertelfinale der Champions League einen Europacup-Brexit möglichst lange vermeiden.

Jürgen Klopps FC Liverpool empfängt am Dienstag (21.00 Uhr) zum Hinspiel den FC Porto. Tottenham Hotspur trifft im englischen Duell auf Manchester City. Man United hat am Mittwoch den FC Barcelona zu Gast.

Liverpool geht nach einem hart erkämpften 3:1-Sieg in Southampton als englischer Tabellenführer in die Partie gegen Porto. Trainer Klopp, selbst ein erklärter Gegner des Brexits, kündigte an, dass seine Mannschaft trotz des engen Meisterschaftsrennens nicht daran denkt, die Ansprüche in Europa runterzuschrauben. «Wir sind sehr ehrgeizig», sagte Klopp am Wochenende. «Es ist in Anfield, es ist das Viertelfinale, das ist ein großes Ding für uns.»

Zudem ist es für Klopp mit den Reds erst die zweite Spielzeit in der Königsklasse. «Wir sind nicht Real Madrid, die das die letzten drei Male gewonnen haben», erinnerte der Coach, dessen Team den Spaniern im vergangenen Jahr im Finale mit 1:3 unterlag. «Wir mögen den Wettbewerb und werden alles versuchen, um ihn zu gewinnen.» Im Achtelfinale düpierte die Klopp-Elf den FC Bayern in München mit 3:1 und peilt nun das Double aus Meisterschaft und Champions League an.

In der Liga ist Man City der schärfste Konkurrent für Liverpool. Der Premier-League-Zweite, der mit einem Spiel weniger zwei Punkte hinter den Reds liegt, muss bei Englands Tabellendrittem Tottenham bestehen. Während City am Samstag mit einem 1:0 gegen Brighton & Hove Albion das FA-Cup-Finale erreichte, hatten die Spurs sechs Tage spielfrei. «Natürlich ist das ein Vorteil», sagte City-Coach Pep Guardiola. «Aber wenn man um alle Titel kämpft, muss man dem trotzen.»

Guardiola deutete in den vergangenen Jahren an, dass er den Brexit und dessen mögliche Auswirkungen auf die Arbeitnehmer-Freizügigkeit - also auch für Fußballer - skeptisch sieht. «Wenn sie keine Leute aus dem Ausland wollen, gehen wir weg», drohte er schon 2017 sarkastisch. «Ich glaube, das englische Volk wartet noch ab, was mit dem Brexit passiert», sagte er damals. Zwei Jahre, einen Meistertitel und zwei Ligapokal-Trophäen für City später hat sich daran wenig geändert.

Als die britische Premierministerin Theresa May den EU-Austritt am 29. März 2017 formal erklärte, der eigentlich in der vergangenen Woche passieren sollte, spielten die Spurs noch an der White Hart Lane. Am Platz der alten Spielstätte steht nun ein neues Stadion, das gegen City Champions-League-Premiere feiert. Dafür, dass es deutlich teurer als geplant wurde, machte Spurs-Trainer Mauricio Pochettino den Brexit und den dadurch ausgelösten Kursverfall des britischen Pfunds verantwortlich. Der Brexit sei «ein Drama», sagte der Argentinier. «Mir tut es leid für das englische Volk.»

Manchester United hat mit dem FC Barcelona vielleicht die schwerste Aufgabe erwischt. United-Trainer Ole Gunnar Solskjaer hatte zuletzt seinen ganz eigenen Brexit-Ärger. Ein Wettanbieter hatte ein Bild des Norwegers für eine Anzeige mit Brexit-Bezug und dem Slogan «Theresa, wäre es nicht Zeit für das norwegische Modell?» genutzt. Solskjaer gab die Angelegenheit seinen Anwälten - allerdings nicht wegen des Gags. «Es ist ein Wettanbieter, damit will ich nichts zu tun haben», sagte er. Wie er zum Brexit steht, ließ der Coach bisher offen.