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Britisches Königshaus
Epstein-Skandal: Streit um Prinz Andrew eskaliert

Prinz Andrew
Prinz Andrew gerät immer mehr unter Druck. Foto: Sang Tan/AP/dpa
Prinz Andrew scheint wie vom Erdboden verschluckt. Dabei gerät der 60-jährige Sohn der Queen in Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal immer mehr unter Druck.

London/New York (dpa) - Im Epstein-Missbrauchsskandal eskaliert der Streit zwischen US-Rechtsvertretern und dem britischen Prinzen Andrew. Opfer-Anwältin Gloria Allred forderte den 60-jährigen Sohn der Queen am Dienstag auf, unter Eid «einfach nur die Wahrheit zu sagen».

Der Prinz sei derzeit kaum glaubwürdig, sagte die Anwältin dem britischen Sender BBC. Sie vertritt einige Frauen im Skandal um den 2019 gestorbenen amerikanischen Geschäftsmann Jeffrey Epstein. «Die Opfer haben ein Recht auf die Wahrheit. Dies alles ist sehr schmerzhaft für sie.»

Prinz Andrew war mit Epstein befreundet. Auch der Royal soll in den Skandal verwickelt sein. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre wirft dem Herzog von York vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben.

Andrews Anwälte hatten sich am Montag in einem scharf formulierten Schreiben über Vorwürfe aus den USA beschwert, der Royal sei nicht kooperativ bei der Aufklärung des Missbrauchsskandals. Der Prinz habe dem US-Justizministerium mindestens dreimal in diesem Jahr seine Unterstützung als Zeuge angeboten. Zudem sei ihnen von den US-Behörden versichert worden, dass der Royal nie das Ziel der Ermittlungen gewesen sei, sondern freiwillig mithelfen solle.

Der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman wies die Vorwürfe der Anwälte noch am Montagabend zurück. Prinz Andrew versuche erneut, sich fälschlicherweise als kooperativ darzustellen, hieß es in einer Mitteilung. Dabei habe er bislang nicht ausgesagt, Bitten um eine Befragung immer wieder abgelehnt und vor rund vier Monaten über dieselben Anwälte ausrichten lassen, dass er für eine Befragung auf keinen Fall zur Verfügung stehe. «Wenn Prinz Andrew wirklich ernsthaft an einer Kooperation mit der laufenden Ermittlung interessiert ist, dann stehen unsere Türen offen, und wir erwarten eine Mitteilung darüber, wann wir ihn erwarten dürfen.»

Der zweitälteste Sohn von Elizabeth II. (94) taucht kaum noch in der Öffentlichkeit auf. Er gab nach einem missglückten BBC-Interview, in dem er sich um Kopf und Kragen redete, seine royalen Pflichten vorerst auf. Seit Monaten steht er wegen seiner Freundschaft zu Epstein in der Kritik. Der Multimillionär hatte sich in einem New Yorker Gefängnis im vergangenen August das Leben genommen. Er hatte Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen.

Der Prinz war mehrfach Übernachtungsgast bei Epstein in dessen Anwesen in den USA und der Karibik. Von den Machenschaften seines Freundes will er nichts mitbekommen haben. Der Royal sagte zu, allen zuständigen Ermittlungsbehörden helfen zu wollen.

Andrew soll angeblich der Lieblingssohn von Königin Elizabeth II. sein. Zu Beginn der Vorwürfe zeigte sie sich, etwa bei der Fahrt zum Gottesdienst, noch demonstrativ lachend neben ihm. Das ist vorbei.

Zu den Lieblingen des Volkes zählte Andrew nie. Affären und ungeschicktes Verhalten auf dem politischen Parkett, etwa als er mitten in der Wirtschaftskrise Banker-Boni verteidigte, ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Die britische Presse verspottete ihn wegen seiner Flirts als «Randy Andy» (geiler Andy).

Wann wird sich Andrew wohl äußern? Opfer-Anwältin Allred versuchte schon vor Monaten mit einem US-Schulbus, der mehrmals am Buckingham-Palast in London vorbeifuhr, Druck auf ihn aufzubauen. Auf dem Fahrzeug prangte ein großes Plakat, auf dem geschrieben stand: «Wenn Sie diesen Mann sehen, dann bitten Sie ihn, das FBI anzurufen, um Fragen zu beantworten.» Daneben waren Bilder des Prinzen zu sehen.

Auch Giuffre, die Andrew Missbrauch vorwirft, probiert es mit ungewöhnlichen Mitteln. «Ticktack Andy - es ist Zeit zu reden!!», twitterte sie zum Beispiel. «Mach das Richtige - und wenn nicht für mich, dann für die unzähligen anderen Epstein-Opfer, die ein Recht auf die Wahrheit haben!». Darunter war ein Suchplakat mit einem Foto des Royals und der Frage: «Haben Sie diesen Prinzen gesehen?»