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Anhörung in London
Ex-Managerin von Cambridge Analytica: Mehr Nutzer betroffen

Cambridge Analytica
Hauptsitz der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica in London. Foto: Rob Pinney/London News Pictures via ZUMA
London (dpa) - Von dem Datenskandal um Cambridge Analytica dürften nach Einschätzung einer ehemaligen Mitarbeiterin deutlich mehr Facebook-Nutzer betroffen sein als zuletzt vermutet.

Bisher wurde lediglich eine Umfrage-App des Cambridge-Professors Aleksandr Kogan als Quelle für die Daten bekannt. Doch Cambridge Analytica und Partner der Datenanalyse-Firma hätten auch andere Umfragen betrieben, «üblicherweise mit einem Facebook-Login», erklärte Ex-Managerin Brittany Kaiser im britischen Parlament. Zuletzt hatte Facebook von schätzungsweise 87 Millionen Betroffenen berichtet.

Sie kenne zwar keine Details zu diesen Umfragen - oder wie dabei die Daten erhoben und verarbeitet wurden, schränkte Kaiser ein. «Aber ich glaube, dass es beinahe sicher ist, dass die Zahl der Facebook-Nutzer, deren Daten auf ähnliche Weise wie von Kogan abgegriffen wurden, viel höher ist als 87 Millionen», betonte sie. Daran seien sowohl Cambridge Analytica selbst als auch nicht direkt mit der Datenanalyse-Firma verbundene Unternehmen beteiligt gewesen.

Facebook hatte die Zahl der maximal betroffenen Nutzer auf Basis der Kogan-App berechnet. Die Zahl ist so hoch, weil nicht nur Informationen der Umfrage-Teilnehmer selbst gesammelt wurden, sondern auch von ihren Facebook-Freunden. Diesen breiten Datenzugriff hatte Facebook 2014 abgeschafft.

Cambridge Analytica selbst erklärte, man habe von Kogan nur Daten zu rund 30 Millionen Nutzern erhalten. Von anderen Datenquellen der Datenanalyse-Firma war bisher keine Rede. Kaiser arbeitete von Februar 2015 bis Januar dieses Jahres bei Cambridge Analytica und war für Geschäftsentwicklung zuständig.

Facebook wusste bereits seit Ende 2015 von der Weitergabe der Daten aus der Kogan-Umfrage, gab sich damals aber mit der bloßen Zusicherung zufrieden, dass sie gelöscht worden seien. Dass die betroffenen Nutzer damals nicht informiert wurden, bezeichnet Facebook-Chef Mark Zuckerberg inzwischen als Fehler. Facebook prüft jetzt auch andere Apps mit breitem Datenzugang, Ergebnisse dazu wurden bisher aber nicht bekannt.

Stellungnahme von Kaiser für britisches Parlament