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Pence würdigt «Patrioten»
Ex-Vizepräsident Biden verabschiedet «Helden» McCain

Cindy McCain
Cindy McCain, die Witwe des verstorbenen US-Senators John McCain, verneigt sich vor dem im Kapitol aufgebahrten Sarg. Foto: Kevin Lamarque/Pool Reuters/AP
Nur wenigen Amerikanern wird die Ehre zuteil, nach ihrem Tod im US-Kapitol aufgebahrt zu werden. John McCain gehört nun dazu. Präsident Trump schickt einen Vertreter zur Trauerfeier.

Washington (dpa) - In Abwesenheit von Präsident Donald Trump haben Kongressabgeordnete, Senatoren und andere Würdenträger im US-Kapitol Abschied vom verstorbenen Senator John McCain genommen.

«Der Präsident hat mich gebeten, im Auftrag einer dankbaren Nation hier zu sein», sagte Vizepräsident Mike Pence bei der Zeremonie in Washington. «Wir werden uns immer daran erinnern, dass John McCain seinem Land gedient hat - und John McCain hat seinem Land ehrenhaft gedient.» Pence nannte McCain «einen amerikanischen Patrioten».

McCain war ein innerparteilicher Widersacher von Trump. McCains Leiche wurde am Freitag im Kapitol aufgebahrt - eine Ehre, die nach Angaben von Pence bislang nur 30 Amerikanern vor ihm zuteil wurde.

Bürger haben nun die Möglichkeit, Abschied von dem Ausnahmepolitiker zu nehmen, der 1982 als Abgeordneter in den Kongress einzog und dem US-Parlament von 1986 bis seinem Tod am vergangenen Samstag als Senator angehörte. 2008 war McCain der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, unterlag aber dem Demokraten Barack Obama.

An diesem Samstag findet eine Trauerfeier für McCain in der Nationalen Kathedrale in Washington statt, wo neben Obama auch Ex-Präsident George W. Bush sprechen soll. Aus Deutschland wird Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) erwartet.

Trump nimmt an der Veranstaltung nicht teil. Der Sender CNN berichtete, auch McCains frühere Vize-Kandidatin bei der US-Präsidentschaftswahl 2008, die Republikanerin Sarah Palin, sei nicht zu den Trauerfeiern eingeladen.

Vor dem Kapitol warteten seit dem frühen Morgen Amerikaner, um von McCain Abschied zu nehmen. Darunter war auch Kevin Wisniewski (51), der sagte: «Für mich hat er vorgelebt, wie der Senat funktionieren sollte. Er hat mehr über das Land nachgedacht als über Parteien und Politik.» Die 18-jährige Rebecca Radillo meinte: «John McCain war ein amerikanischer Held.» Dan Golden (65) fügte hinzu: «Ich bin ein Demokrat, aber John McCain hat uns gezeigt, dass es ihm nicht nur um die Milliardäre in unserem Land geht, sondern um jeden.»

In den vergangenen Tagen hatten bereits die Bürger in McCains Heimatstaat Arizona Abschied von dem Senator nehmen können. Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden - den trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit eine langjährige Freundschaft mit McCain verband - nannte den Verstorbenen bei einem Trauergottesdienst in Phoenix «einen Giganten unter uns».

Biden - dem bei der Ansprache die Tränen kamen - zeigte sich überzeugt, dass McCains politisches Wirken über dessen Tod hinweg großen Einfluss haben werde. «Johns Vermächtnis wird Generationen von Anführern inspirieren und herausfordern», sagte Biden. «John McCains Einfluss in Amerika ist nicht vorbei.»

Der US-Senator wäre am vergangenen Mittwoch 82 Jahre alt geworden. Am vergangenen Samstag war er an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Trump war danach unter wachsenden Druck geraten, die Verdienste des Kriegsveteranen und Senators öffentlich zu würdigen - was der US-Präsident am Montag schließlich tat. Am Sonntag soll McCain auf dem Gelände der Marineakademie in Annapolis im US-Bundesstaat Maryland beigesetzt werden.