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Chaotische Lage
Expedition durch Flammen: Brand auf Kilimandscharo

Feuer am Kilimandscharo
Weithin sichtbar sind die Rauchwolken am Kilimandscharo. Der Großbrand soll breits mindestens 28 Quadratkilometer Heidefläche zerstört haben. Foto: Thomas Becker/-/dpa
Afrikas größter Berg brennt. Unter anderem wegen der Trockenheit haben sich Flammen rapide auf dem Kilimandscharo in Tansania ausgebreitet. Wanderer mussten sich großen Gefahren stellen, um in Sicherheit zu gelangen. Und Naturschützer schlagen Alarm.

Nairobi/Moshi (dpa) - Wanderer, die von dem Großbrand auf Afrikas höchstem Berg überrascht wurden, mussten sich laut einer Augenzeugin durch Flammen in Sicherheit bringen.

«Beim Abstieg kamen wir in die Rauchwolke rein, es war sowieso schwierig zu atmen und wegen des Rauches noch anstrengender, und wir konnten nichts sehen», schilderte am Freitag eine in Tansania lebende deutsche Juristin der Deutschen Presse-Agentur. Weiter unten sei die Bergsteigerin und ihre Gruppe «sehenden Auges ins Feuer gelaufen». Die Lage auf dem Kilimandscharo sei chaotisch und beängstigend gewesen. «Die ganze Landschaft, die drei Tage vorher noch grün und saftig war, war komplett abgebrannt.»

Der Großbrand war am Sonntag aus bislang unbekannten Gründen an der Südflanke des 5895 Meter hohen Berges im Norden Tansanias nahe der Grenze zu Kenia ausgebrochen. Inzwischen sind laut dem WWF rund 50 Quadratkilometer Wald - rund 7000 Fußballfelder - verbrannt.

Naturschützer machten auch den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich. Zwar seien Waldbrände in der Trockenzeit auf dem Kilimandscharo nicht ungewöhnlich, sagte Johannes Kirchgatter, Ostafrika-Experte beim WWF Deutschland. «Die Feuer nehmen in den letzten Jahren jedoch stetig zu.» Auch in dem angrenzenden kenianischen Gebiet Tsavo seien die jährlich auftretenden Brände in diesem Jahr - wegen einer zuvor außergewöhnlich starken Regenzeit - besonders schlimm ausgefallen, sagte Robert Njue, Vize-Leiter der Tsavo Conservation Area. «Durch den Klimawandel wird das Management von Wildfeuern ein sehr wichtiger Aspekt des Naturschutzes sein.»

Die Löscharbeiten auf dem Kilimandscharo gestalten sich extrem schwierig: Die Höhe, trockene Vegetation, starke Winde und der teils nur schwer erreichbare Brandherd stellen Hunderte Helfer, die unter anderem Brandschneisen schneiden, vor eine große Herausforderung. Seit Donnerstag ist nun laut Tourismusminister Hamisi Kigwangalla erstmals ein Helikopter im Einsatz. Der Minister betonte aber, das Bergsteigen werde im Kilimandscharo-Nationalpark «wie gewohnt fortgesetzt». Einer Quelle im Ministerium vom Freitag zufolge ist die betroffene Route derzeit geschlossen, andere seien aber sicher.

Für viele Wanderer war die Realität eine andere. «Auf dem Berg ist nichts angekommen: Keine Rettung, keine Maßnahmen, gar nichts», sagte die Juristin. Parkmitarbeiter hätten ihre Gruppe «wissentlich zwei Mal durch das Feuer geschickt». In den Camps habe es quasi keine Sicherheitsvorkehrungen gegeben, Wanderer seien nicht umgeleitet worden. Und die freiwilligen Helfer, die sie gesehen habe, seien nicht ausreichend ausgestattet und ausgerüstet worden. «Die kamen in Sandalen und T-Shirts an.» Die Juristin will ihren Namen nicht nennen, da in Tansania, in dem Presse- und Meinungsfreiheit zunehmend eingeschränkt wird, Kritik an der Regierung Folgen haben kann.

Inzwischen scheint sich das Feuer am Kilimandscharo etwas beruhigt zu haben. Es habe in Moshi, einem Ort am südlichen Fuße des Berges, sowie oberhalb davon etwas geregnet, sagte der seit 15 Jahren an dem Gebirgsmassiv lebende deutsche Bergführer Henning Schmidt. Doch sei die Lage immer noch unklar. Er würde derzeit «nicht guten Gewissens eine Gruppe hochschicken».

Die Ursache der Katastrophe ist nach wie vor unbekannt. Allerdings erlebte die Juristin den Beginn des Brandes: Das Feuer sei an einem Picknick-Platz, an dem rund 50 Wanderer, Führer und Träger Rast machten, ausgebrochen. Sie habe den Brandherd gesehen, als er noch klein war. Aus ihrer Sicht hätte man ihn mit ein paar Litern Wasser löschen können, doch keiner habe etwas unternommen. Dann habe sich das Feuer ausgebreitet. «Da war sehr viel Panik, sehr viel Angst.»

Inzwischen ist auch das Nachbarland Kenia, das direkt an den Kilimandscharo grenzt, besorgt. «Feuer respektiert keine Grenzen», sagte Njue von der Tsavo Conservation Area. Da derzeit auch in Kenia die «Brand-Saison» herrsche, sei man auf eine mögliche Ausbreitung des Kilimandscharo-Feuers nach Kenia vorbereitet. «Wir beobachten die Lage genau.»

© dpa-infocom, dpa:201016-99-969780/3

Mitteilung WWF