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Anführer noch auf freiem Fuß
Militärführung im Sudan: Putschversuch verhindert

Krise im Sudan
Im April wurde Langzeit-Präsident Omar al-Baschir vom Militär gestürzt. Dem Putsch waren monatelange Massenproteste vorausgegangen. Foto: Hussein Malla/AP
Im Machtkampf im Sudan gab es gerade einen Lichtblick. Militär und Opposition einigten sich auf eine Machtteilung. Kam es deshalb zu einem Putschversuch?

Khartum (dpa) - Im Sudan ist nach Angaben der regierenden Militärs ein Putschversuch verhindert worden. Verantwortlich dafür seien mehrere Mitglieder der Streitkräfte und Sicherheitskräfte sowie einige, die bereits im Ruhestand seien.

Demnach sollte mit dem Putsch die Einigung zwischen der Militärführung und der Opposition über die Bildung einer Übergangsregierung in dem Land im Nordosten Afrikas torpediert werden, teilte der Leiter des Sicherheitskomitees des militärischen Übergangsrats, Dschamal Omar Ibrahim, am späten Donnerstagabend mit. Mehrere Menschen seien festgenommen worden. Der Anführer und einige andere Militärs waren zunächst noch auf freiem Fuß.

Nach turbulenten Monaten hatten die Militärführung und die zivile Opposition erst vergangene Woche eine langersehnte Einigung darüber erzielt, wie es nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April weitergehen soll. Demnach soll ein oberster Rat mit wechselnder Führung das Land rund drei Jahre lang regieren, bis Wahlen abgehalten werden können. Allerdings ist diese Einigung noch nicht unterschrieben worden.

Landeskenner warnen, dass etwa Unstimmigkeiten innerhalb der Führung des Landes eine Bedrohung darstellen. «Spaltungen zwischen militärischen Anführern, Baschir-Loyalisten und anderen einflussreichen Mitgliedern der Sicherheitskräfte und der politischen Elite könnten die Bemühungen für einen bedeutenden Fortschritt dämpfen», schreibt die Denkfabrik The Soufan Center. Zudem sind noch etliche Fragen rund um die Einigung offen, etwa, wie genau Entscheidungen getroffen werden.

Die Opposition verurteilte den Putschversuch vom Donnerstag. So käme der Sudan nicht voran, sagte Dschafar Ali Hassan, ein führendes Mitglied des Oppositionsbündnisses Deklaration für Freiheit und Wandel, das mit dem Militär verhandelt. Allerdings zeigte er sich auch skeptisch: «Wir hoffen, dass der Putschversuch tatsächlich stattgefunden hat und nicht nur ein Versuch war, die Einigung aufzuschieben.»

Im April wurde Präsident Al-Baschir, der das Land 30 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte, von Teilen des Militärs gestürzt. Dem Putsch gingen monatelange Massenproteste und eine Sitzblockade in Khartum voraus. Ausgelöst wurden die landesweiten Proteste in dem Land mit 42 Millionen Einwohnern durch eine schwere Wirtschaftskrise. Der Sudan gehört zu den 25 ärmsten Ländern der Welt.

Seit dem Putsch rangen das Militär und die Opposition um die Macht. Anfang Juni lösten dann Sicherheitskräfte gewaltsam eine Sitzblockade in Khartum auf, die zum Symbol der Protestbewegung geworden war. Dabei wurden mehr als 120 Menschen getötet.