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Zahl der Opfer steigt weiter
Nach Selbstmordanschlag in Pakistan: Mehr als 140 Tote

Eineinhalb Wochen vor der Parlamentswahl in Pakistan sprengt sich ein Attentäter in einer Menschenmenge in die Luft. Die Bundesregierung spricht von einem Anschlag auf den demokratischen Prozess in dem Land.

Islamabad (dpa) - Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Pakistan ist die Zahl der Toten bis Samstag nach offiziellen Angaben auf mindestens 140 gestiegen.

Weitere 200 Menschen seien verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter am Freitag bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Region Mastung in der Südprovinz Baluchistan in die Luft sprengte. Ein Vertreter des Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Quetta sagte, man befürchte, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen könnte, weil sich viele der Verletzten in einem kritischen Zustand befänden.

Nur wenige Stunden nach dem Attentat reklamierten sowohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch die Ghazi-Gruppe der radikalislamischen Taliban die Tat für sich. Der Anschlag hatte einer großen Zusammenkunft der Baluchistan Awami Partei gegolten. Unter den Toten ist auch ein Kandidat für die Provinzparlamentswahl. Am 25. Juli wählen mehr als 100 Millionen wahlberechtigte Pakistaner eine neue Nationalversammlung sowie Provinzparlamente.

Das Auswärtige Amt erklärte dazu: «Der menschenverachtende
Anschlag war ein Angriff auf die Wahlen und den demokratischen
Prozess in Pakistan.» Dieses Ziel dürfe der Terror nicht erreichen. «Wir rufen die politischen Akteure in Pakistan dazu auf, alles für einen friedlichen, fairen und transparenten Ablauf der Wahlen zu tun.»

Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich von dem Anschlag zutiefst erschüttert. In einem Kondolenztelegramm versicherte sie dem pakistanischen Premierminister Nasirul Mulk: «Deutschland steht beim Kampf gegen den Terrorismus an Ihrer Seite.»

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. Das Attentat sei eine «abscheuliche und feige Tat» gewesen, erklärte ein Sprecher des Sicherheitsrats mit 15 Mitgliedsnationen am Samstag in New York. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Angriffe als Terroranschläge.

Es war der tödlichste Anschlag in Pakistan seit Jahren. Ähnlich viele Tote gab es zuletzt im Dezember 2014 bei einem Angriff der Taliban auf eine Armeeschule in Nordpakistan. Damals starben rund 150 Menschen, meistens Kinder. Danach ging wegen massiver Militäroffensiven gegen einige Extremistengruppen die Zahl der Anschläge in dem vom Terror geplagten Land stark zurück.

Wahlen wurden in Pakistan schon oft von Gewalt überschattet. Die frühere pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto war Ende 2007 im Wahlkampf zur damals bevorstehenden Parlamentswahl bei einem Anschlag getötet worden. Wenige Wochen zuvor hatte sie einen Selbstmordanschlag in Karachi unverletzt überlebt.