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Pandemie
Nordkorea meldet ersten Corona-Ausbruch

Menschen in Nordkorea
Menschen mit Mund-Nasen-Schutz besuchen im April das Mansudae-Kunststudio in Pjöngjang. Nordkorea hat seinen ersten Corona-Fall gemeldet. Foto: kyodo
Das isolierte Nordkorea brüstete sich lange damit, keinen einzigen Corona-Fall zu haben. Nun ändert sich die Lage plötzlich.

Seoul. Nordkorea hat erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren offiziell Infektionsfälle mit dem Erreger bestätigt und einen landesweiten Lockdown verhängt.

Betroffen von dem Ausbruch mit der Omikron-Subvariante BA.2 ist Staatsmedien zufolge die Hauptstadt Pjöngjang. Das Politbüro der herrschenden Arbeiterpartei habe den Ausbruch bei einer Sitzung unter Machthaber Kim Jong Un als «ernsthaftesten Notfall des Staats» eingestuft. Wie viele Fälle es gibt, war zunächst unklar, es war lediglich von betroffenen Personen einer Organisation die Rede. Südkorea zeigte sich grundsätzlich bereit, mit dem abgeschotteten Nachbarland bei der medizinischen Versorgung zusammenzuarbeiten.

Über Impfungen ist wenig bekannt

Experten warnen schon länger, dass das verarmte, aber hochgerüstete Nordkorea wegen seines unzureichenden Gesundheitssystems nur schwer mit einem Corona-Ausbruch fertig werden könne. Nordkorea war bis zum Donnerstag eines der wenigen Länder der Erde, die der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch keine einzige Corona-Infektion gemeldet hatten. Die Angaben des Landes, wonach es bis jetzt coronafrei gewesen sei, wurden im Ausland stets angezweifelt.

Über flächendeckende Impfungen wurde bisher nichts bekannt. Lieferangebote über die Covax-Initiative, die global einen gerechten Zugang zu Corona-Impfstoffen ermöglichen will, wurden bislang ausgeschlagen. Experten vermuten, dass Pjöngjang internationale Kontrollen vermeiden will.

Das Politbüro entschied den Berichten zufolge jetzt, zu einem «maximalen epidemischen Notfall-Präventionssystem» überzugehen. Machthaber Kim Jong Un habe angeordnet, alle Städte und Landkreise streng abzuriegeln, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Sämtliche Arbeits- und Produktionseinheiten müssten voneinander getrennt werden.

Kim Jong Un habe sich zuversichtlich geäußert, die für sein Land «unerwartete Situation» zu überwinden. «Der gefährlichere Feind als das bösartige Virus ist unwissenschaftliche Furcht, der Mangel an Glauben und ein schwacher Wille», wurde er zitiert. Das Politbüro habe den zuständigen Stellen einen laxen und unverantwortlichen Umgang mit den Quarantänebestimmungen vorgeworfen.

Humanitäre Hilfe von Südkorea möglich

Zunächst war unklar, ob der angeordnete «gründliche Lockdown» auch eine strikte Ausgangssperre für die Menschen bedeutet. Es müsse noch untersucht werden, was genau Nordkorea unter einem «Lockdown» verstehe, sagte dazu eine Sprecherin des südkoreanischen Vereinigungsministeriums. Das Ministerium teilte mit, die Regierung in Seoul werde aktiv eine mögliche Kooperation mit Nordkorea im Gesundheitswesen überprüfen. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen. Humanitäre Hilfeleistungen sind davon jedoch ausgenommen.

Die kommunistische Führung hatte die Landesgrenzen wegen der Pandemie schon früh dichtgemacht, was sich auch stark auf den Handel mit China auswirkte. Im Januar dieses Jahres hatte China zunächst die Wiederaufnahme des Frachtverkehrs mit seinem Nachbarland bestätigt. Ende April wurde der grenzüberschreitende Eisengüterverkehr nach neuen Infektionsfällen in der chinesischen Grenzstadt Dandong jedoch wieder ausgesetzt.

© dpa-infocom, dpa:220512-99-252567/6