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Buhlen um die Wählergunst
Spitzenkandidaten auf Schluss-Tournee vor Bayern-Wahl

Endspurt bei schönstem Wetter: Einen Tag vor der Landtagswahl touren die Spitzenkandidaten nochmal durch ganz Bayern - und hoffen, auf den Marktplätzen vor allem Unentschlossene noch zu überzeugen. Nach den Umfragen steht dem Freistaat jedenfalls eine Zäsur bevor.

München (dpa) - Vollgas bis zuletzt: Am Tag vor der spannenden Bayern-Wahl an diesem Sonntag haben die Parteien noch einmal kräftig um Stimmen geworben.

Auf Marktplätzen, in Fußgängerzonen und im Internet riefen sie vor allem die noch zahlreichen Unentschlossenen zur Stimmabgabe auf. «Alle Demokraten müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und am Sonntag zur Wahl gehen», sagte etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Markus Rinderspacher. In Umfragen war zuletzt noch jeder Zweite unsicher, ob und wen er wählen soll.

Der Freistaat dürfte mit der Landtagswahl vor einer politischen Zäsur stehen, die Auswirkungen bis nach Berlin haben könnte: Denn die CSU mit ihrer Doppelspitze aus Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef Horst Seehofer muss nach allen Umfragen mit dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit rechnen, so wie schon bei der Wahl 2008. Die Partei wird sich dann voraussichtlich einen oder mehrere Koalitionspartner suchen müssen. Ihre bundespolitische Position wäre damit geschwächt - ob sie dann kompromissbereiter agieren oder gar, wie viele glauben, noch lautstärker auftreten würde, ist ungewiss. Auf Rang zwei könnten nach den Umfragen erstmals in Bayerns Geschichte die Grünen landen, die damit auch bundespolitisch weiter an Gewicht gewinnen würden.

Offen ist aber auch, wie viele Parteien künftig im Landtag vertreten sein werden - möglicherweise bis zu sieben. Neben SPD und Freien Wählern dürfte auch die AfD sicher einziehen. Bangen müssen dagegen FDP und Linke - wobei die FDP in jüngsten Umfragen meist knapp über der Fünf-Prozent-Hürde lag und die Linke in der Regel knapp darunter.

Aus Sicht des Berliner Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer würde ein Einbruch der CSU vor allem Konsequenzen für Parteichef Horst Seehofer nach sich ziehen. «Seehofer hat nur eine Chance, die Wahl unbeschadet zu überstehen, wenn die CSU deutlich besser abschneiden würde als es die momentanen Umfragen nahelegen», sagte er dem «Handelsblatt». Die Partei habe sich zunehmend von ihrem Vorsitzenden entfremdet und werde die Schuld für eine Niederlage bei ihm suchen. Allerdings rechne er nicht damit, dass Seehofer das Feld kampflos räumen werde.

Die Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten, Natascha Kohnen, besuchte am Samstag in gleich vier bayerischen Städten Info-Stände ihrer Partei, darunter Kitzingen, Erlangen und Ingolstadt.

Auch die grünen Spitzenkandidaten mischten sich unters Volk. Ludwig Hartmann schüttelte Hände unter anderem in Neumarkt in der Oberpfalz. Katharina Schulze plante Auftritte in Bayreuth, Schweinfurt und Auchach-Friedberg.

Für die CSU machte sich erneut der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz stark. «Ich kenne und schätze Markus Söder, und die CSU ist unsere Schwesterpartei», sagte er in einer Videobotschaft über Twitter mit Blick auf den Spitzenkandidaten und bayerischen Ministerpräsidenten. «Ich darf Euch und Sie daher alle einladen, an der Wahl teilzunehmen, Ihre Stimme abzugeben und für Stabilität und ein erfolgreiches Bayern zu wählen.»

Die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel kam zur Unterstützung der Landespartei in den Landkreis Erding.

CSU und SPD hatten Parteimitglieder und potenzielle Wähler schon am Freitag auf den letzten großen Kundgebungen auf die Wahl eingestimmt.

Die letzte Umfrage vor der Wahl, ein ZDF-«Politbarometer» vom Donnerstag, hatte die CSU bei 34 Prozent gesehen. Auf Rang zwei kamen die Grünen mit 19 Prozent, gefolgt von der SPD mit 12, den Freien Wählern und der AfD mit jeweils 10 Prozent sowie der FDP mit 5,5 und der Linkspartei mit 4 Prozent.

Das bayerische Wahlrecht