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Rebellenhochburg Idlib
Syrien: Russland verkündet Waffenruhe und setzt Angriff fort

Idlib
Russland hat eigenen Angaben zufolge mit der Türkei eine Waffenruhe um Idlib erreicht. Nur Stunden später flog das russische Militär aber vier Luftangriffe auf das Gebiet. Foto: Anas Alkharboutli
Die Kämpfe um Idlib laufen noch, als Russland überraschend eine Waffenruhe für die syrische Rebellenhochburg ankündigt. Die Türkei ist vorsichtiger, spricht aber von «ehrlichen Bestrebungen». Die Luftangriffe im Land gehen derweil unvermindert weiter.

Damaskus/Moskau (dpa) - Russland hat eigenen Angaben zufolge mit der Türkei eine Waffenruhe um die syrische Rebellenhochburg Idlib erreicht, seine Luftangriffe dort aber gleichzeitig fortgesetzt.

Die Einigung zwischen den Truppen von Präsident Baschar al-Assad und den Rebellen sei auf russische Initiative hin erfolgt, teilte Generalmajor Viktor Kubtschischin russischen Agenturen zufolge in Moskau mit. Nur Stunden nach dieser Verkündung flog das russische Militär nach eigenen Angaben vier Luftangriffe. Aktivisten zufolge wurden durch syrische Luftangriffe mindestens vier Menschen getötet.

Die türkische Regierung bestätigte das angebliche Abkommen zunächst nicht. Ein «vollständiger Waffenstillstand» sei nicht gewährleistet, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge in Ankara. Es gebe aber «seriöse und ehrliche Bestrebungen» in diese Richtung.

Die Provinz Idlib und Teile der angrenzenden Provinz Hama sind die letzten Gebiete des Bürgerkriegslandes, die noch von Aufständischen kontrolliert werden. Dort sind vor allem islamistische Gruppierungen aktiv. Russland als Alliierter der syrischen Regierung sowie die Türkei als Verbündeter der Opposition hatten die Region zur «Deeskalationszone» erklärt. Trotzdem hatten Assads Truppen dort Anfang Mai eine Bodenoffensive begonnen.

Die angebliche Waffenruhe gilt Generalmajor Kubtschischin zufolge seit Mittwoch. «Im Ergebnis ist eine deutliche Verringerung der Zahl der Schüsse vonseiten der illegalen bewaffneten Gruppierungen festzustellen», sagte Kuptschischin. Beschossen worden seien aber noch zwei bewohnte Ortschaften. «Die Regierungstruppen Syriens haben sich an die Vereinbarungen gehalten und kein Gegenfeuer eröffnet», sagte der Offizier. Russland forderte die Kommandeure der Rebellen auf, sich an die Waffenruhe zu halten.

Das russische Militär flog nach eigenen Angaben vier Luftangriffe. Terroristen hätten einen türkischen Militärstützpunkt beschossen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Türken hätten daraufhin um Unterstützung gebeten. Vom türkischen Verteidigungsministerium hieß es, der Beobachtungsposten in Idlib sei «absichtlich» mit 35 Geschossen angegriffen worden sei. Drei Soldaten seien verletzt worden.

Die Kämpfe in der Region waren jüngst eskaliert. Daraufhin hatten die syrische und russische Luftwaffe ihre Angriffe auf die Rebellen verstärkt. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge waren dort zuletzt innerhalb eines Tages mehr als 100 Kämpfer getötet worden, darunter Verbündete der syrischen Armee als auch Rebellen und islamistische Milizen.