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Klimawandel und Konflikte
UN rechnen für 2020 mit Rekordzahl an Bedürftigen

Dürre in Simbabwe
Ausgetrocknete Wasserstelle in Simbabwe. Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/AP/dpa
Konflikte, Naturkatastrophen und der Klimawandel stürzen immer mehr Menschen ins Elend. Die Zahl der Bedürftigen dürfte im kommenden Jahr auf Rekordniveau wachsen, fürchten die Vereinten Nationen.

Genf (dpa) - Das Elend wächst weltweit: Durch Kriege, Konflikte Naturkatastrophen und den Klimawandel dürften im kommenden Jahr so viele Menschen wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.

Das sagte der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock in Genf. Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Bedürftigen auf 168 Millionen - das ist etwa jeder 45. Mensch auf der Welt, wie am Mittwoch aus der UN-Analyse hervorgeht.

In diesem Jahr waren nach Angaben des UN-Nothilfebüros (Ocha) 146 Millionen Menschen betroffen. Humanitäre Hilfe umfasst unter anderem die Versorgung mit Lebensmitteln, Zelten und anderen Unterkünften für Leute, die vor Gewalt oder Naturkatastrophen flüchten mussten, sowie ärztliche Behandlung oder Notschulen. «Die Lage wird sich noch verschlimmern, wenn wir uns nicht besser um die Folgen des Klimawandels und die Ursachen von Konflikten kümmern», sagte Lowcock.

Die UN wollen sich auf die Hilfe für 109 Millionen Menschen konzentrieren, die anderen werden durch internationale Organisationen außerhalb der Vereinten Nationen oder bilaterale Hilfe versorgt. Dafür brauchen sie rund 29 Milliarden Dollar (gut 26 Mrd Euro). Für das Jahr 2019 war etwa dieselbe Summe nötig. Es kamen zwar in diesem Jahr bis November 16 Milliarden Dollar zusammen, ein Rekordwert. Er deckte aber nur 55 Prozent der benötigten Summe.

«Die Vereinten Nationen und ihre Partner versorgen Millionen von Menschen weltweit jedes Jahr mit lebensrettender Hilfe», sagte UN-Generalsekretär António Guterres. «Ich rufe Sie auf, uns zu helfen, die humanitären Herausforderungen zu bewältigen, die 2020 vor uns liegen.»

In 53 Ländern sind Menschen auf Hilfe angewiesen. Der größte Bedarf besteht für die Bürgerkriegsländer Jemen und Syrien sowie für den Kongo in Afrika, wo seit 2018 mehr als 2200 Menschen an dem tödlichen Ebola-Virus gestorben sind.

Die Analyse umfasst nach groben Schätzungen eines Ocha-Experten etwa drei Viertel der erwarteten humanitären Kosten im kommenden Jahr. Berücksichtigt sind alle Krisen, in denen mehrere UN-Organisationen gleichzeitig im Einsatz sind. Wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder das UN-Kinderhilfswerk Unicef aber in einem Land allein ein Hilfsprogramm auflegt, sind dies zusätzliche Kosten.

Die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, prangerte in einer Reaktion die dürftige Spendenbereitschaft der Regierungen an. «Wenn die Vereinten Nationen in Flüchtlingslagern die Rationen kürzen müssen, weil das Geld nicht mehr reicht, dann werden Flüchtlinge gezwungen, nach Europa zu flüchten», teilte sie mit. Kipping verlangte statt der üblichen freiwilligen Beiträge Pflichtumlagen.