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#MeToo
US-Opernhäuser sagen Konzerte mit Plácido Domingo ab

Plácido Domingo
Der spanische Opernstar Plácido Domingo hat Vorwürfe sexueller Übergriffe zurückgewiesen. Foto: Britta Pedersen
Plácido Domingo hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Aber die ersten Opernhäuser ziehen Konsequenzen.

San Francisco/Salzburg (dpa) - Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen den spanischen Opernstar Plácido Domingo (78) ziehen US-Kulturinstitutionen erste Konsequenzen.

Die Oper in San Francisco sagte ein für den 6. Oktober geplantes Konzert mit Domingo ab. Das Philadelphia Orchestra zog die Einladung zum Eröffnungskonzert am 18. September zurück. Domingo hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

«Die Anschuldigungen dieser ungenannten Personen, die bis zu dreißig Jahre zurückliegen, sind zutiefst beunruhigend und - so wie sie dargestellt werden - unzutreffend», erklärte er. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP haben mehrere Sängerinnen und eine Tänzerin Domingo sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Die Frauen berichteten demnach von Umarmungen, von Küssen auf den Mund, von nächtlichen Telefonanrufen und davon, dass Domingo auf private Treffen gedrängt habe.

Die San Francisco Opera verwies auf ihre strenge Richtlinie zur Bekämpfung sexueller Belästigung. Das Haus lege großen Wert darauf, «ein sicheres und geschütztes Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder auf seine Arbeit und Kunst konzentrieren kann und in dem Kollegen mit Respekt, Würde und Kollegialität behandelt werden», hieß es in einer Mitteilung am Dienstagabend (Ortszeit). Ähnlich äußerte sich das von dem kanadischen Dirigenten Yannick Nézét-Séguin geleitete Philadelphia Orchestra. Die Oper in Los Angeles, deren Generaldirektor Plácido Domingo ist, hat eigene Ermittlungen angekündigt. 

Die Salzburger Festspiele wollen Domingo wie geplant bei zwei konzertanten Aufführungen der Verdi-Oper «Luisa Miller» am 25. und 31. August singen lassen. «Ich fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen», sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler laut einer Mitteilung. «Ich kenne Plácido Domingo nun seit über 25 Jahren. Zu seiner künstlerischen Kompetenz hat mich von Anfang an sein wertschätzender Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Festspiele beeindruckt.»

Auch die Wiener Staatsoper will vorerst abwarten, sich nach den Theaterferien ausführlich mit der Thematik befassen, Gespräche führen und erst dann Entscheidungen treffen, teilte das Haus der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit. Domingo ist in diesem Jahr noch für drei Auftritte in der Staatsoper angekündigt, außerdem soll er dort am 20. Oktober im Rahmen der Europäischen Kulturpreisgala ausgezeichnet werden.