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Nach Notfallzulassung
USA: Auslieferung von Biontech/Pfizer-Impfstoff beginnt

Impfstoff wird ausgeliefert
Ein mit dem Covid-19-Impfstoff von Pfizer-BionTech beladener LKW verlässt die Pfizer Global Supply Kalamazoo Produktionsstätte in Portage, USA. Foto: Morry Gash/Pool AP/dpa
Die USA dürften das zweite westliche Land werden, das systematisch gegen Corona impft. Die Pandemie ist dort nach wie vor außer Kontrolle. Jetzt wird der Biontech/Pfizer-Impfstoff ausgeliefert. Zuvor hatte das Weiße Haus der Zulassungsbehörde Druck gemacht.

Washington (dpa) - Nach der Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer durch die Arzneimittelbehörde FDA stehen die USA vor der größten Impfkampagne in der Geschichte des Landes.

Die Auslieferung des mit Trockeneis gekühlten Impfstoffs sei nach der Erteilung der Notfallzulassung am späten Freitagabend (Ortszeit) und der Verpackung am Samstag am Sonntag angelaufen, teilte das Frachtunternehmen FedEx mit. Am Montag könne das Impfen beginnen. Unterdessen überschritt die Gesamtzahl der Corona-Infektionen in den USA, wo die Pandemie weiterhin außer Kontrolle ist, die Marke von 16 Millionen.

FDA-Chef Stephen Hahn hatte die Notfallzulassung einen «bedeutenden Meilenstein im Kampf gegen diese verheerende Pandemie» genannt. Biontech-Mitgründer Ugur Sahin sagte, die Zulassung und der anstehende Einsatz des Impfstoffes würden «helfen, Leben überall in den USA zu retten, und die Rückkehr zur Normalität beschleunigen».

Medienberichten zufolge soll das Weiße Haus die FDA mit Drohungen der Entlassung zur umgehenden Notfallzulassung gedrängt haben. FDA-Chef Hahn wies dies am Samstag zurück. «Wissenschaft und Daten haben die Entscheidung der FDA gelenkt», sagte er.

US-Präsident Donald Trump hatte die Behörde als «große, alte, langsame Schildkröte» bezeichnet. Er versprach seinen Landsleuten auf Twitter erste Impfungen noch am Wochenende. Der für die Impflogistik zuständige Experte des Weißen Hauses, Gustave Perna, sagte jedoch, dass erst ab Montag geimpft werde. Als erstes sollen Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft werden.

Pfizer und Biontech hatten auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt; eine Entscheidung darüber steht noch aus. Bereits Anfang des Monats hatten die britischen Behörden diesem Präparat eine Notfallzulassung erteilt. Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien und Mexiko folgten. Auch der Golfstaat Kuwait erteilte dem Impfstoff eine Notfallzulassung, wie ein Vertreter des Gesundheitsministeriums am Sonntag mitteilte. Russische und chinesische Impfstoffe sind bereits in mehreren Ländern im Einsatz.

Der Republikaner Trump hatte die Wahl in den USA am 3. November gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Das führen Experten auch auf Trumps vielfach kritisiertes Pandemiemanagement zurück. Biden will nach seiner Vereidigung am 20. Januar einen 100-Tage-Plan zum Kampf gegen das Coronavirus umsetzen. Dazu gehört die Verabreichung von mindestens 100 Millionen Dosen eines Impfstoffs in dieser Frist.

Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Diese Dosen würden im zweiten Quartal 2021 geliefert. Der Moderna-Impfstoff muss von der FDA noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet.

Unterdessen will der britische Pharmakonzern Astrazeneca bei der Entwicklung von Impfstoffen mit Russland zusammenarbeiten. Eine Kombination verschiedener Vakzine kann dem Unternehmen zufolge womöglich zu einem besseren Schutz gegen das Virus führen. Deshalb solle gemeinsam mit dem Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau untersucht werden, ob der von Astrazeneca entwickelte Wirkstoff mit dem russischen Vakzin «Sputnik V» auf Basis verschiedener Adenoviren kombiniert werden könne.

Russlands staatlicher Direktinvestmentfonds hatte Astrazeneca nach eigenen Angaben eine Zusammenarbeit angeboten. Bis Jahresende will Astrazeneca demnach eine Studie dazu beginnen. Der russische Impfstoff, der als weltweit erster freigegeben wurde, durchläuft derzeit die Testphase III. Parallel dazu haben Impfungen begonnen. «Sputnik V» ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Dabei transportieren harmlose Viren Teile des Erbguts von Erregern in den Körper. Dieser bildet im Idealfall dann Antikörper.

© dpa-infocom, dpa:201213-99-674056/6