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Musiker
Volksverhetzung? Waters findet Vorwürfe «unaufrichtig»

Sänger Roger Waters
Der Musiker Roger Waters steht in der Kritik. Foto: Daniel Bockwoldt
Der Pink-Floyd-Mitbegründer sieht sich immer wieder mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Sogar die Polizei ermittelt. In einem Statement stellt er nun seine Sicht der Dinge dar.

Berlin. Der umstrittene Rockstar Roger Waters (79) wehrt sich gegen den Verdacht der Volksverhetzung. «Die Elemente meines Auftritts, die in Frage gestellt wurden, sind ganz klar ein Statement gegen Faschismus, Ungerechtigkeit und Bigotterie in all ihren Formen», heißt es in einem Statement, das ein Anwalt Waters' heute veröffentlichte.

«Die Darstellung eines gestörten faschistischen Demagogen ist seit Pink Floyds «The Wall» im Jahr 1980 ein Merkmal meiner Shows», wird Waters weiter zitiert. «Der Versuch, diese Elemente als etwas anderes darzustellen, ist unaufrichtig und politisch motiviert.»

Kleidung im Fokus

Gestern war bekannt geworden, dass die Berliner Polizei Ermittlungen gegen den Pink-Floyd-Mitbegründer wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen hat. Hintergrund ist die Bühnenbekleidung des Musikers während seiner Konzerte am 17. und 18. Mai in der Mercedes-Benz Arena in Berlin. Die Polizei habe die Ermittlungen nach Hinweisen aus der Bevölkerung aufgenommen.

Auf Videos in sozialen Medien ist Waters in einem langen schwarzen Mantel mit Schulterklappen und einer roten Armbinde zu sehen, auf der ein weißer Kreis mit einem Symbol abgebildet ist. Zwei in Schwarz gekleidete Männer überreichen ihm das Imitat einer Schusswaffe, mit dem er anschließend um sich schießt.

«Diese Zusammenstellung der Bekleidung sah einer SS-Uniform sehr ähnlich», sagte ein Polizeisprecher gestern. Bei dem Symbol habe es sich allerdings nicht um ein Hakenkreuz gehandelt.

«Der Anfangsverdacht liegt vor, da die Kleidung dazu geeignet ist, die Würde der Opfer des Nationalsozialismus zu verletzen, den Nationalismus zu verherrlichen und den öffentlichen Frieden damit zu stören», sagte der Behördensprecher.

Waters wehrt sich

Waters betont in seinem neuen Statement, er habe sein «ganzes Leben damit verbracht, mich gegen Autoritarismus und Unterdrückung auszusprechen, wo immer ich sie sehe. In meiner Kindheit der Nachkriegszeit wurde in unserem Haus oft der Name Anne Frank genannt, sie wurde zu einer ständigen Erinnerung daran, was passiert, wenn Faschismus sich ungehemmt ausbreitet. Meine Eltern kämpften im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis, wobei mein Vater den höchsten Preis zahlte.»

Waters wurde zuletzt immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Bundesweit hat es viel Kritik an den Konzerten des britischen Musikers gegeben. In Frankfurt etwa sollte Waters' Konzert am 28. Mai wegen Antisemitismus-Vorwürfen zunächst abgesagt werden.

Der 79-jährige Sänger hatte aber gegen den Beschluss geklagt und Recht bekommen. Das Frankfurter Verwaltungsgericht berief sich in seiner Entscheidung unter anderem auf die Kunstfreiheit.

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum umfassenden Boykott des Staates Israel aufruft. Bei Konzerten ließ der Sänger zudem Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen.

Protest in Frankfurt erwartet

Mit einer Gedenkveranstaltung und Kundgebung wollen Vertreter aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft indes am Pfingstsonntag in Frankfurt am Main gegen das umstrittene Konzert von Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters protestieren. Das Bündnis, dem sich auch der Frankfurter Magistrat angeschlossen habe, wolle ein starkes Zeichen gegen Judenhass setzen und für ein Frankfurt ohne Hass und Hetze werben, teilten die Veranstalter zuvor mit.

In der Frankfurter Festhalle als Veranstaltungsort des Konzerts waren im Zuge der Pogromnacht 1938 mehr als 3000 jüdische Männer zusammengetrieben, festgehalten und misshandelt worden, um anschließend deportiert zu werden. Im Gedenken an sie sollen Namen verlesen werden. Zu der Kundgebung werden der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der hessische Antisemitismusbeauftragte, Uwe Becker (CDU), sowie der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, und der ukrainische Generalkonsul Vadim Kostiuk erwartet.

© dpa-infocom, dpa:230527-99-845516/4