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«Ulrike» bringt milde Luft
Zum meteorologischen Frühlingsbeginn wird's wärmer

Tief «Ulrike» statt Hoch «Hartmut»: Mit Beginn des März lässt Deutschland den Höhepunkt der Kältewelle hinter sich. Das kann mancherorts neue Probleme mit sich bringen.

Berlin (dpa) - Pünktlich zum meteorologischen Frühlingsbeginn taut Deutschland allmählich auf. An diesem Donnerstag werden «wieder zarte Plusgrade tagsüber erwartet», wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte.

Am Wochenende ist es fast überall mit dem Dauerfrost vorbei. Am Oberrhein und im Alpenvorland können Spitzenwerte von 12 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Donnerstag soll es aber noch einmal eisig werden: «Die Tiefstwerte liegen um minus 5 Grad an der Küste, sonst zwischen minus 7 und minus 15 Grad, in windgeschützten Tal- und Muldenlagen auch darunter», hieß es in der DWD-Vorhersage.

Ursache für den erwarteten Temperaturanstieg ist das Tiefdruckgebiet «Ulrike», das milde Luft von den Azoren nach Deutschland trägt. Zugleich schwächt sich das Hoch «Hartmut» ab. Es hatte in den vergangenen Tagen die eiskalte Polarluft aus Nordosten zu uns geführt.

In der Nacht auf Mittwoch war es mancherorts noch kälter als in den vorangegangenen Nächten. In Lübeck und im Erzgebirge etwa wurden nach DWD-Messungen minus 20 Grad erreicht. In den Alpen lagen die Temperaturen zwischen minus 20 und minus 26 Grad. Auf der Zugspitze war es mit minus 24 Grad etwas milder als in der Nacht zum Dienstag, als auf Deutschlands höchstem Berg minus 30 Grad registriert worden waren.

Die Minusrekord-Nächte sind wohl erst einmal vorbei, doch besonders im Süden und Westen könnte es für Fußgänger und Autofahrer in den kommenden Tagen noch ungemütlicher werden. Es wird dann zwar nicht mehr ganz so kalt, aber mit dem erwarteten Tiefdruckgebiet kann es vereinzelt regnen oder schneien - und auf den Straßen spiegelglatt werden.

Für den Norden von Schleswig-Holstein und für die Ostsee-Insel Rügen rechneten die DWD-Meteorologen weiter mit Schnee. Außerdem warnten sie vor Böen an den Küsten und in weiten Teilen Schleswig-Holsteins.

Für gesunde Menschen ist der erwartete Temperaturanstieg nach Ansicht des DWD-Umweltmeteorologen Andreas Matzarakis völlig problemlos zu bewältigen. «Der Mensch besitzt eine große Anpassungsfähigkeit», sagte der Professor. Er riet dazu, im Freien weiterhin auf angemessene Kleidung zu achten - dazu zählen nach seinen Angaben unter Umständen auch Schal, Mütze und Handschuhe.

Aus meteorologischer Sicht beginnt der Frühling am 1. März. Aus statistischen Gründen berechnen Wetterforscher ihre Klimadaten in ganzen Monaten. Der astronomische beziehungsweise kalendarische Frühlingsanfang ist am 20. März. Dann steht die Sonne genau senkrecht über dem Äquator.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat in dieser Saison deutschlandweit bereits vier Kältetote registriert. Es reiche nicht aus, nur nachts Unterkünfte anzubieten und die Obdachlosen morgens wieder auf die Straße zu schicken, warnte Geschäftsführerin Werena Rosenke. «Man kann auch tagsüber erfrieren.» Rosenke zufolge leben schätzungsweise 52.000 Menschen auf der Straße. Viele von ihnen mieden Notunterkünfte, da diese nicht sicher seien.

Zu einem tödlichen Kälteunfall kam es in Niedersachsen: In Winsen an der Luhe starb ein 38-jähriger Mann - er erfror vermutlich, nachdem er in der Nacht zum Mittwoch in einen zugefrorenen Flussarm eingebrochen war und es nicht mehr aus dem Wasser schaffte. Ein Spaziergänger entdeckte den Toten am Morgen.

In Großbritannien blieben wegen der «Bestie aus dem Osten» («The Beast from the East»), wie das Wetterphänomen auf der Insel genannt wird, Hunderte Schulen geschlossen. Züge fielen aus, Schnee machte Straßen teilweise unbefahrbar. Vor allem Schottland und der Osten Englands waren betroffen. Der Flughafen Glasgow stellte den Flugverkehr zeitweise ein. Der britische Wetterdienst sagte für die kommenden Tage weitere starke Schneefälle voraus - vor allen in Schottland.

Wer sich in Deutschland bei der klirrenden Kälte nach draußen wagte, bekam vielerorts auch Sonne und wunderschöne Winterkulissen zu sehen. Etwa in Bayrischzell in den oberbayerischen Alpen stieg über einem Bach vor verschneiter Landschaft Dampf in die kalte Luft auf. In Dresden trieben vor der Kulisse der Altstadt Eisschollen auf der Elbe. Kinder spielten bei Schnee und Eis. Und auch warm eingepackte Spaziergänger zog es nach draußen.

Noch fröstelt Deutschland. Doch der Frühling ist da - zumindest der meteorologische beginnt am 1. März. Ein Überblick über die verschiedenen Frühlingsanfänge:

METEOROLOGISCH: Wetterforscher berechnen ihre Klimadaten in ganzen Monaten. Für sie dauert der Frühling vom 1. März bis zum 31. Mai.

ASTRONOMISCH: Weil sich die Erde mit geneigter Achse um die Sonne dreht, wird mal die Nordhalbkugel und mal die Südhalbkugel stärker beschienen. So entstehen die Jahreszeiten. Der auch kalendarisch genannte Frühlingsanfang fällt in Europa auf den 20. März. Dann steht die Sonne genau senkrecht über dem Äquator und wandert nach Norden.

PHÄNOLOGISCH: Ihren eigenen Frühling zeigt die Pflanzenwelt an. Die Phänologie - griechisch für «Lehre von den Erscheinungen» - leitet aus den Blütezeiten die einzelnen Frühjahrsphasen ab. Der Vorfrühling etwa beginnt, wenn die Haselsträucher blühen.