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Erster Coronavirus-Patient im Südwesten

Eine Frau untersucht eine Probe auf das Coronavirus
Eine Frau untersucht eine Probe auf das Coronavirus. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Am Ende schien es nur noch eine Frage der Zeit gewesen zu sein: Nun meldet auch Baden-Württemberg seinen ersten Coronavirus-Kranken. Gesundheitsminister Lucha mahnt zur Ruhe. Er will weitere Details zum Fall und zu den Folgen am Mittwoch erläutern.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa) - Nach dem Ausbruch einer Coronavirus-Epidemie in Italien ist in Baden-Württemberg bei einem deutschen Urlauber das neuartige Virus nachgewiesen worden. Der Patient sei nachweislich erkrankt, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mit. Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) kündigte an, am Mittwoch gemeinsam mit Experten über den Fall informieren.

Laut Behörde handelt es sich bei dem Kranken um einen 25-jährigen Mann aus dem Landkreis Göppingen. Er habe sich vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt. Der Patient sei nach seiner Rückkehr mit grippeähnlichen Symptomen erkrankt und habe Kontakt mit dem örtlichen Gesundheitsamt aufgenommen. Er solle noch am Dienstagabend in eine Klinik gebracht und dort isoliert untergebracht und behandelt werden.

Auch Nordrhein-Westfalen meldete am Abend seinen ersten Fall: Der Zustand des mit dem Coronavirus infizierten Patienten aus Erkelenz ist nach Behördenangaben kritisch. Wie der Kreis Heinsberg am Dienstagabend mitteilte, war der Mann am Montagmittag mit Symptomen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus aufgenommen worden. Der Mann ist nach dpa-Informationen Mitte 40, er leidet aber an einer Vorerkrankung.

Gesundheitsminister Lucha mahnte zur Besonnenheit: «Baden-Württemberg hat sich schon früh auf diesen Fall eingestellt. Alle beteiligten Stellen arbeiten eng und intensiv zusammen», sagte der Minister. Es werde ermittelt, wer mit dem Patienten Kontakt hatte. Enge Kontaktpersonen würden zu Hause isoliert und täglich nach ihrem Gesundheitszustand befragt.

Der Minister appellierte an Reiserückkehrer, den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu folgen: Wer aus Gebieten zurückkehre, in denen Covid-19-Fälle vorkommen und innerhalb von 14 Tagen nach der Rückkehr Fieber, Husten oder Atemnot entwickle, solle unnötige Kontakte vermeiden, nach Möglichkeit zu Hause bleiben, beim Husten und Niesen Abstand zu anderen Menschen halten, regelmäßig und gründlich Hände mit Wasser und Seife waschen und nach telefonischer Anmeldung unter Hinweis auf die Reiseregion einen Arzt aufsuchen.

Nach Angaben des Ministeriums sind alle Krankenhäuser im Land in der Lage, erkrankte Personen aufzunehmen und zu isolieren. Zur Prophylaxe gehört zum Beispiel, dass bei einem nicht erhärteten Verdacht auf Influenza automatisch auch Laboruntersuchungen auf Corona vorgenommen werden. Labore beim Landesgesundheitsamt in Stuttgart und in den Unikliniken Heidelberg und Freiburg können innerhalb von fünf Stunden die Erkrankung feststellen.

Sollten tatsächlich großflächig Coronafälle im Land auftreten, werden nach dem Pandemieplan etwa in Kliniken Wahl-Operationen verschoben. Ebenso können Stationen wie die Dermatologie geschlossen werden, um Ressourcen für den Kampf gegen das Virus zu schaffen.

Nach dem Ausbruch einer Coronavirus-Epidemie in Italien melden immer mehr europäische Staaten Nachweise des Erregers. Österreich, Kroatien, das spanische Festland und die Schweiz berichteten am Dienstag von Covid-19-Fällen. Auf der spanischen Urlaubsinsel Teneriffa wurde nach einer bestätigten Erkrankung ein großes Hotel mit rund 1000 Touristen - darunter auch Deutsche - praktisch unter Quarantäne gestellt. In der Golf-Region droht sich das Virus ebenfalls auszubreiten.