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Land pflanzt Trüffelbäume für Europäische Wildkatze

Wildkatze
Eine Wildkatze läuft über einen Stamm. Foto: Sebastian Gollnow/Archivbild Foto: dpanitf3
Die vom Aussterben bedrohte Europäische Wildkatze hat nach fast 100 Jahren ihre alte Heimat Baden-Württemberg wieder für sich entdeckt. Doch Wald und Wiese alleine reichen nicht zum Überleben. Es braucht mehr ökologische Vielfalt. Das Land setzt nun auf Trüffelplantagen.
Freiburg im Breisgau.

Kandern (dpa/lsw) - Experten des Landes wollen die Europäische Wildkatze mit Trüffelpflanzen anlocken und so wieder heimisch werden lassen. Ziel sei die dauerhafte Wiederansiedlung des seltenen Raubtiers, sagte Forstminister Peter Hauk (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Freiburg. Dazu diene ein Pilotprojekt, das bis Ende des Jahres im Landkreis Lörrach beginnen soll. In den Gemeindewäldern von Kandern und Efringen-Kirchen werden dem Plan zufolge Trüffelbäume sowie dazu passende, mit Trüffelsporen versehene Sträucher gepflanzt. Diese seien durch ihren dichten Wuchs für die Wildkatze, die fast 100 Jahre lang im Südwesten ausgestorben war, das passende Umfeld.

Seit 1912 galt die Wildkatze in Baden-Württemberg als ausgerottet. 2006 und 2007 wurde sie erstmals wieder nachgewiesen, sagte eine Sprecherin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg in Freiburg. Ihr Hauptdomizil im Südwesten sei die Rheinebene, von hier aus breite sie sich Richtung Schwarzwald und Schwäbische Alb aus. Das Raubtier ist streng geschützt und gefährdet. Es steht deutschlandweit auf der Roten Liste stark gefährdeter Tierarten. Intensive Land- und Forstwirtschaft mit Monokulturen machen ihm den Angaben zufolge das Überleben schwer.

Es werde nun versucht, dem Tier den passenden Lebensraum und mehr ökologische Vielfalt zu schaffen, sagte die Sprecherin. Dazu gehörten Plantagen mit Trüffelbäumen und entsprechenden Sträuchern. Diese bieten der Wildkatze laut den Experten überlebenswichtige Rückzugsmöglichkeiten, vor allem am Rande von Lichtungen. Genutzt werde der Burgundertrüffel, der zum Klima passe. Er könne hier angebaut und von Waldbesitzern auch wirtschaftlich genutzt werden.

«Die Europäische Wildkatze erobert sich ihre ehemalige Heimat Baden-Württemberg zurück», sagte Minister Hauk. «Zu Hilfe kommt ihr jetzt ein ebenso seltenes wie fast vergessenes Schutzgut, der Burgundertrüffel.»

Wälder mit Trüffelpflanzen ermöglichten der Wildkatze, bei ihren Streifzügen neue Waldgebiete zu besiedeln und ungestörte Ruheplätze zu finden. Die Region im Landkreis Lörrach passe, weil sie auf einer international bedeutenden Wanderroute von Wildtieren liege. Zudem gebe es im näheren Umfeld offene Wiesen und Felder sowie Obstanbauplantagen, die der Katze zum Beutefang dienen.

Wildkatzen leben den Angaben zufolge hauptsächlich in Laubwäldern und nur selten in reinen Nadelwaldbeständen. Bestehende Wälder sollten durch Trüffelplantagen nicht ersetzt, sondern ergänzt werden, sagte Hauk. So werde eine höhere biologische Vielfalt geschaffen, ohne dass dies auf Kosten der Land- und Forstwirtschaft gehe. Der Kauf der Trüffelpflanzen werde vom Staat finanziell gefördert.

Wildtierbericht des Landes

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