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Sexueller Missbrauch in Kirche
Bericht: Regierungsbeauftragter droht EKD mit Gesprächsstopp

Johannes-Wilhelm Rörig
Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, droht der EKD mit dem Abbruch der offiziellen Gespräche. Foto: Fabrizio Bensch/Reuters/POOL/dpa
Berlin (dpa) - Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat sich nach einem «Spiegel»-Bericht aus Unzufriedenheit mit dem Tempo der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Evangelischen Kirche (EKD) mit dem Abbruch der offiziellen Gespräche mit der EKD gedroht.

Wie das Nachrichtenmagazin berichtet, lenkte der von der zuständigen Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs geleitete EKD-Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt daraufhin ein und sagte zu, bis Ende September einen Entwurf für eine gemeinsame Vereinbarung zu präsentieren.

Die EKD hatte Ende 2018 auf einer Synode angekündigt, verbindliche Standards für die unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu schaffen. Es geht unter anderem um die Einrichtung unabhängiger Aufarbeitungskommissionen in den 20 Landeskirchen. Die Gremien sollen überwiegend mit externen Experten und Betroffenen besetzt sein. Ende Juni hatte Fehrs mitgeteilt, dass die EKD bislang rund 785 Opfer von Missbrauch unter dem Dach von Kirche und Diakonie ermittelt habe.

Eine EKD-Sprecherin versicherte am Sonntag auf dpa-Anfrage zu dem «Spiegel»-Bericht, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt geschehe in enger Absprache zwischen EKD und dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. «Die Überlegungen zu strukturellen Neuerungen erfordern Sorgfalt und Zeit, denn sie müssen in das bestehende System von Aufarbeitung, Prävention und Intervention mit seinen landeskirchlich verantworteten Unabhängigen Kommissionen, Melde- und Ansprechstellen integriert werden.»

Für die EKD sei wesentlich, dass die Qualitätsstandards von unabhängiger Aufarbeitung nach wissenschaftlichen Maßstäben gesichert würden und ausdrücklich die Beteiligung der Betroffenen einbezogen werde. Nur so lasse sich verhindern, «dass das Leid der Missbrauchserfahrungen durch einen unangemessenen Umgang in der Aufarbeitung noch verstärkt wird».

© dpa-infocom, dpa:200712-99-761578/2