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Energiekrise
CSU-Politiker Scheuer: Drei neue Atomkraftwerke bauen

Andreas Scheuer
Der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach einer Präsenzsitzung des CSU-Vorstands in München. Foto: Peter Kneffel
In der Debatte um die künftige Energieversorgung in Deutschland setzt der ehemalige Verkehrsminister auf Kernkraft - und warnt vor einer Grünen-«Ideologiefalle».

Berlin. Der frühere Verkehrsminister Andreas Scheuer hat inmitten der Energiekrise den Bau neuer Atomkraftwerke vorgeschlagen. «Meine Formel lautet drei plus drei plus drei: Drei Kernkraftwerke müssen länger laufen, drei müssen reaktiviert werden und drei müssen neu gebaut werden», sagte der CSU-Politiker der «Welt am Sonntag».

«Wir brauchen eine verlässliche Versorgung der Wirtschaft mit Energie, sonst schreitet die Deindustrialisierung Deutschlands voran.» Deutschland sei zum Bittsteller in der Welt geworden und hole sich Abfuhren für neues Gas in Katar, Kanada und Norwegen. Deutschland stecke in der Ideologiefalle der Grünen, sagte Scheuer.

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang kommentierte die Forderung nach mehr Atomenergie auf Twitter mit den Worten: «All das wäre zumindest ein bisschen weniger scheinheilig, wenn die CSU nicht gleichzeitig ein Endlager in Bayern für den bereits erzeugten Atommüll kategorisch ablehnen würde.»

Wegen der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugespitzt hat, gibt es seit Monaten eine Debatte, ob die drei verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland länger weiterlaufen sollen, als die geltende Gesetzeslage vorsieht. Die Betriebsgenehmigung des Atommeilers Isar 2 in Bayern soll eigentlich zum Jahresende ebenso erlöschen wie die der beiden anderen noch verbliebenen Reaktoren Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält längere Laufzeiten für Atomkraftwerke für möglich. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte aber gesagt, der Ausstieg aus der Kernenergie werde nicht revidiert und dies unter anderem mit hohen Kosten und offenen Fragen der Atommüll-Entsorgung begründet.

2011 hatte die damalige Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie für Deutschland beschlossen. In der Union war der Atomausstieg bereits vor der jüngst wieder aufgeflammten Debatte über lange Jahre sehr umstritten.

© dpa-infocom, dpa:220827-99-530223/4