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Bundespräsident
Erinnerung an deutsche Weltkriegsverbrechen in Ukraine

Steinmeier in der Ukraine
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender kommen am Flughafen Boryspil in Kiew an. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Gedenken an die Opfer von Babyn Jar
Menschen beten an einer Gedenkstätte für die Opfer des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar (Altweiberschlucht). Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Vor mehr als 80 Jahren überfiel Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. Bundespräsident Steinmeier besucht nun die Ukraine, damit die deutschen Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten.

Kiew (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist an diesem Mittwoch in der Ukraine, um an die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Geplant sind eine Kranzniederlegung in dem Ort Korjukiwka und eine Rede zum 80. Jahrestag des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar.

Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Einsatzgruppen mit Soldaten, Polizisten und SS-Männern 33.771 jüdische Bewohner des besetzten Kiews. Bis zur Befreiung der ukrainischen Hauptstadt durch die Rote Armee im November 1943 wurden in Babyn Jar (Altweiberschlucht) rund 100.000 Menschen ermordet. Die Schlucht gilt als das größte Massengrab in Europa.

«Bestialische Verbrechen und Gräueltaten»

«Es ist ein schwerer Weg, als Bundespräsident nach Babyn Jar zu kommen», sagte Steinmeier vorab. Als Teil des deutschen Vernichtungskriegs im Osten Europas seien «bestialische Verbrechen und Gräueltaten» verübt worden, für die er nur schwer Worte finde. «Mit unsagbarer Trauer und Scham gedenke ich der mehr als 33 000 jüdischen Kinder, Greise, Frauen und Männer, die vor 80 Jahren innerhalb von zwei Tagen in Babyn Jar erschossen wurden, und der vielen Zehntausenden Opfer mehr, die in den folgenden zwei Jahren in dieser Schlucht ermordet wurden», so Steinmeier. Babyn Jar sei eines der schlimmsten Massaker des Zweiten Weltkriegs. Viel zu lange sei der «Holocaust durch Kugeln» in seinem unfassbaren Ausmaß nicht angemessen wahrgenommen worden.

Steinmeier hatte bereits im Juni zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion kritisiert, die Kriegsopfer der Völker der damaligen Sowjetunion seien weniger stark in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, als ihr Leiden es fordere.

«So wie die Gedenkstätten des Zweiten Weltkrieges im Westen besucht werden, so würde ich mir wünschen, dass junge Menschen auch die vergessenen Orte im Osten unseres Kontinents aufsuchen», sagte er. Als einen dieser Orte nannte er Korjukiwka, wo innerhalb von zwei Tagen rund 6700 Männer, Frauen und Kinder der größten und brutalsten Strafaktion des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fielen.

Der Ort liegt knapp 180 Kilometer nordöstlich von Kiew im Gebiet Tschernihiw, etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Der Bundespräsident und seine Ehefrau Elke Büdenbender wollen nach der Kranzniederlegung und dem Besuch des Stadtmuseums auch mit Schülern, Lehrern sowie mit der Zivilgesellschaft aus Korjukiwka ins Gespräch kommen. Am Nachmittag ist die Gedenkveranstaltung in Babyn Jar geplant.

Gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit

Auch der Erinnerungsort für die Massenmorde in Babyn Jar gehöre zum Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus, sagte der Bundespräsident. «Zugleich gilt: Wir erinnern, um eine bessere, friedlichere Zukunft zu gestalten.» Alle Deutschen hätten deshalb die Verantwortung, gemeinsam mit den Partnern weltweit gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit einzustehen.

Vor mehr als 80 Jahren - am 22. Juni 1941 - überfiel Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. Das kommunistische Land verzeichnete mit 27 Millionen Toten die größte Zahl an Opfern in Europa.

© dpa-infocom, dpa:211006-99-494355/2

Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar