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Corona-Pandemie
Fast ganz Österreich und Tschechien Hochrisikogebiete

Österreich vor schwieriger Wintersaison
Schnee bedeckt Bänke und Tische an einer gesperrten Skipiste. Die österreichische Regierung hatte die Schließung der Skigebiete angeordnet, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Foto: Matthias Schrader/AP/dpa
Für kurze Zeit gab es im Sommer keine Corona-Hochrisikogebiete mehr in der EU. Inzwischen kommen wieder fast jede Woche neue hinzu, am Sonntag auch zwei Nachbarländer Deutschlands.

Berlin (dpa) - Wegen dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen stuft die Bundesregierung ab Sonntag fast ganz Österreich, Tschechien und Ungarn als Corona-Hochrisikogebiete ein.

Das gab das Robert Koch-Institut am Freitag bekannt. Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Mit Österreich und Tschechien werden erstmals seit vielen Wochen wieder zwei Nachbarländer Deutschlands auf die Risikoliste gesetzt.

Beide Länder waren im Juni von der Liste gestrichen worden. Die Infektionszahlen sind dort aber in den letzten Wochen wieder drastisch gestiegen. In Österreich wurden in den vergangenen sieben Tagen 780 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Damit liegt die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz dort etwa drei Mal so hoch wie in Deutschland. In Tschechien beträgt der Wert 614.

Niedrige Impfquoten in Österreich und Tschechien

Die Impfquoten in Tschechien und Österreich sind mit 58 und 65 Prozent der Gesamtbevölkerung im europäischen Vergleich relativ gering. Deutschland steht mit 67 Prozent aber auch nicht viel besser da.

Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind aber nicht nur die Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch fehlende Daten über die Corona-Lage.

Tourismusbranche in Österreich entsetzt

Mit der Einstufung als Hochrisikogebiet verbunden ist automatisch auch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für nicht notwendige touristische Reisen. Sie erleichtert Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot.

Die Tourismusbranche in Österreich reagierte entsetzt auf die Einstufung. Sie treffe die Hotels «in Mark und Bein», sagte Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Schon in den vergangenen Tagen seien viele Reisen storniert worden. In der Wintersaison kämen drei von vier Gästen aus dem Ausland, fast 37 Prozent aller Übernachtungen entfielen auf die deutschen Touristen. Nicht wenige Hotels rechneten nun damit, dass sie die Hälfte ihrer Buchungen verlieren, sagte Kraus-Winkler.

Sie problematisierte vor allem die fünftägige Quarantänepflicht für Kinder unter zwölf, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt. Dadurch würden Familien, die verreisen wollten, in Mitleidenschaft gezogen. «Wir brauchen dringend eine Lösung mit dem Ziel, eine quarantänefreie Rückreise zu ermöglichen, wenn die Kinder in eine Teststrategie eingebettet sind», forderte Kraus-Winkler.

Nur wenige Gemeinden von Einstufung ausgenommen

Von der Einstufung als Hochrisikogebiet ausgenommen sind in Österreich nur einige kleine Gemeinden. Darunter ist das Urlaubsgebiet Kleinwalsertal in Vorarlberg (Gemeinde Mittelberg), das auf der Straße nur von deutscher Seite aus über die Region Oberstdorf erreichbar ist. Auch die im Allgäu liegende Enklave Jungholz, die zu Tirol gehört, ist ausgenommen. Außerdem das Rißtal im Gemeindegebiet von Vomp und Eben am Achensee in Tirol.

Die österreichische Regierung begegnet den steigenden Infektionszahlen nun mit einem Lockdwon für Ungeimpfte. Wie Kanzler Alexander Schallenberg ankündigte, sollen die entsprechenden Entscheidungen am Sonntag gefällt werden. «Wir müssen die Schrauben nochmal enger ziehen», sagte er. Es sei den Corona-Geimpften nicht zuzumuten, in einen weiteren Lockdown für alle zu gehen. Erst am Montag hatte die Regierung eine 2G-Regel für Lokale, Tourismus, Veranstaltungen und Sport eingeführt: Nur noch Geimpfte und von Covid-19 Genesene haben Zutritt.

Fast 70 Länder weltweit Hochrisikogebiete

In der Europäischen Union hatte es im Spätsommer zwischenzeitlich gar keine Corona-Hochrisikogebiete gegeben. In den vergangenen Wochen wurden aber bereits die Slowakei, Litauen, Rumänien, Kroatien, Bulgarien und Slowenien wieder auf die Risikoliste gesetzt. Nun kommt neben den drei weiteren EU-Ländern das südostasiatische Laos hinzu. Insgesamt werden damit ab Sonntag weltweit wieder fast 70 Länder vom RKI ganz oder teilweise als Hochrisikogebiete geführt.

In Tschechien war die deutsche Entscheidung seit längerem erwartet worden. Das sei eine schlechte Nachricht für Ungeimpfte, die nach Deutschland reisen wollen, schrieb der geschäftsführende Außenminister Jakub Kulhanek in den sozialen Medien. «Daher die Bitte: Falls Sie können, lassen Sie sich impfen.» Auch für die tschechische Tourismusbranche ist die Reisewarnung ein Rückschlag.  Deutsche machen die größte ausländische Touristengruppe aus.

In Ungarn ist die Impfquote wie in Tschechien und Österreich mit knapp 60 Prozent der Gesamtbevölkerung relativ gering. Außerdem gibt es dort kaum Gegenmaßnahmen. Nur für Großveranstaltungen gilt eine 2G-Regel. Das Tragen eines Mundschutzes ist lediglich in Krankenhäusern, Altenheimen und öffentlichen Verkehrsmitteln vorgeschrieben.

USA nicht mehr auf Risikoliste

Die Bundesregierung nahm am Freitag aber nicht nur neue Einstufungen vor. Ein Land wurde von der Risikoliste gestrichen: die USA. Das erleichtert den Reiseverkehr zwischen Deutschland und Amerika weiter. Bereits seit Montag ist für Millionen EU-Bürger die Einreise in die USA wieder möglich, sofern sie vollständig geimpft und zusätzlich negativ auf das Coronavirus getestet sind. Aus den USA können künftig auch wieder Ungeimpfte nach Deutschland einreisen, ohne in Quarantäne zu müssen.

© dpa-infocom, dpa:211112-99-970939/4

RKI-Liste der Hochrisikogebiete