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Nach Funden in Brandenburg
Klöckner: Wirtschaftliche Schäden der Schweinepest begrenzen

Julia Klöckner
Agrarministerin Julia Klöckner will die wirtschaftlichen Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest so gering wie möglich halten. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Nach dem Auftauchen der Afrikanischen Schweinepest wird mit weiteren Funden gerechnet - bisher gibt es sie aber weiter nur in Brandenburg. Im Blick stehen jedoch schon Folgen für Landwirte bundesweit.

Berlin/Potsdam (dpa) - Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) will wirtschaftliche Schäden für die Bauern wegen der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland möglichst gering halten. «Wir lassen sie in dieser besonderen Situation nicht allein», sagte sie im Bundestag.

Nach einem Einbruch bei den Schweinepreisen werde die Marktentwicklung beobachtet. Es werde überlegt, welche Maßnahmen möglicherweise wann ergriffen werden könnten. Denkbar seien Hilfen für Lagerhaltung bei Landwirten oder Liquiditätsprogramme. Im Gebiet der ersten Fälle in Brandenburg wurde die für Menschen ungefährliche Tierseuche inzwischen bei sieben toten Wildschweinen nachgewiesen.

Klöckner rief zur Besonnenheit auf und wandte sich dagegen, jetzt Debatten über das gesamte System der Nutztierhaltung zu führen. Aus der Opposition kam Kritik am Krisenmanagement. Der FDP-Agrarpolitiker Karlheinz Busen nannte die Vorkehrungen in Brandenburg «fahrlässig» - etwa durch Aufenthalte von Wanderern und Radfahrern in den Gebieten. Wilhelm von Gottberg (AfD) fragte, was angesichts von Ausfuhrverboten mit schlachtreifen Schweinen geschehe. Der Bund müsse für den Bau eines Zaunes zu Polen sorgen. Dort kursiert die Schweinepest seit Monaten. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) mahnte eine engere Abstimmung zwischen Bund und Ländern an.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor bestätigte am Donnerstag eine Infektion bei einem weiteren Wildschwein, das aus dem Raum Neuzelle im Landkreis Oder-Spree stammte. Am Mittwoch war die Tierseuche bei fünf Wildschweinen nachgewiesen worden. Den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland gab es in der vergangenen Woche in Schenkendöbern (Landkreis Spree-Neiße).

Drohnen, Jäger und Forstleute suchten am Donnerstag weiter nach totem Wild. Im Blick stand die Kernzone in einem Radius von rund drei Kilometern um den ersten Fundort. Nach den weiteren bestätigten Fällen will der Landkreis Oder-Spree in Ostbrandenburg diesen Bereich ausweiten, wie Kreissprecher Mario Behnke in Beeskow sagte. Der Landkreis Spree-Neiße erwartet an diesem Montag Hundestaffeln aus Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, die für die Suche nach totem und verletztem Wild ausgebildet sind. An diesem Freitag will der Landesbauernverband über die Lage vor Ort informieren.

Der Deutsche Jagdverband forderte eine effektivere Bekämpfung der Schweinepest. «Ein Flickenteppich von Vorschriften und Zuständigkeiten muss verhindert werden. Das Virus kennt keine Kreis- oder Ländergrenzen», sagte Präsident Volker Böhning. Nötig seien Anreize für verstärktes Jagen, denn reduzierte Wildschweinbestände erschwerten die Ausbreitung des Virus. Jäger, die Kadaver suchten oder Proben nehmen, sollten angemessen entschädigt werden.

Mit einem festen Zaun rund um den Fundort kann aus Sicht des Wildbiologen Konstantin Börner die Seuche am besten kontrolliert werden. «Damit kann es nach jetzigem Stand gelingen, die Situation im Zaum zu halten», sagte Börner, der sich am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin mit Wildschweinen beschäftigt, der Deutschen Presse-Agentur. «Wichtig ist - da es auch in absehbarer Zeit keinen Impfstoff gibt - den Zeitraum zwischen dem Tod eines infizierten Tieres und der Ergreifung von Maßnahmen so kurz wie möglich zu halten.» Zäune müssten fest und eine echte Hürde sein.

© dpa-infocom, dpa:200917-99-604791/4

Bundesagrarministerium über Afrikanische Schweinepest