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Restaurants erfinderisch
Nachfrage nach frischen Gänsen hoch

Nachfrage nach Gänsen hoch
Verbraucher dürfen in diesem Jahr mit leicht sinkenden Preisen für tiefgekühlte Gänse rechnen, aber für frische Freilandware aus Deutschland etwas tiefer in die Taschen greifen. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa
Im November beginnt die Gänsesaison in Deutschland. Aber die Branche ist verunsichert: Werden größere Familienfeiern im Dezember möglich sein? Viele Restaurants zumindest haben sich auf die Situation eingestellt und bieten «Gänse to go».

Oldenburg/Bonn (dpa) - Verbraucher können in diesem Jahr mit leicht sinkenden Preisen für tiefgekühlte Gänse rechnen, müssen aber für frische Freilandware aus Deutschland etwas tiefer in die Tasche greifen.

Als Durchschnittspreis für ein Kilo frischer deutscher Freilandgans erwarte sie in diesem Jahr 14,60 Euro, sagte Margit Beck von der Marktinformationsstelle Eier & Geflügel in Bonn. Im vergangenen Jahr lag der Preis bei 14,14 Euro. Für ein Kilo tiefgefrorener Gans aus Polen oder Ungarn wurde im vergangenen Jahr ein Durchschnittspreis von 3,50 Euro aufgerufen. In diesem Jahr dürfte er unter diese Marke sinken, sagte Beck. Die Ganssaison begann am Mittwoch mit dem Martinstag.

Auch der Experte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg, Albert Hortmann-Scholten, sieht eine zunehmende Spreizung des Marktes. «Die deutsche Frischware ist noch eher im Steigen.» Vor allem kleinere Gänsehalter böten ihre Ware auf Vorbestellung an. Das laufe nach wie vor sehr gut. Zum Teil zahlten Kunden bis zu 20 Euro pro Kilo für eine küchenfertige Gans. Gerade kleinere Betriebe in der Direktvermarktung schlachteten die Tiere häufig noch selbst.

Die inländische Produktion sei in diesem Jahr leicht gesunken, von 4700 Tonnen auf schätzungsweise 4500 Tonnen, sagte Beck. «Wir haben keinen Einbruch in der Produktion, es gibt aber regionale Unterschiede.» Im Südwesten Deutschlands sank demnach die Produktion etwas, blieb im Nordwesten und im Nordosten aber gleich.

Der deutsche Marktanteil bei Gänsefleisch liegt bei rund 15 Prozent, der Rest wird importiert, und der allergrößte Teil der Importware kommt aus Polen und Ungarn. Die Produktion in Polen sei in diesem Jahr etwas geringer ausgefallen, aber die Lager seien noch voll vom vergangenen Jahr. Wegen der Vogelgrippe sei die Gänsemast in Ungarn in diesem spürbar zurückgegangen, sagte Beck. Somit nehme das Gesamtangebot zwar ab, der Markt sei aber dennoch gut versorgt. «Viel Ware geht in die Gastronomie, und da haben wir momentan Probleme.»

Dabei seien viele Restaurants erfindungsreich, um die Folgen des Öffnungsverbots im November abzumildern. Beliebt seien «Gänse to go»-Angebote, bei denen die Gastwirte Gänse-Menüs für den Außer-Haus-Verkauf anbieten. Für die frische deutsche Ware gebe es schon viele Bestellungen, sagte Beck. «Es gibt aber auch die Ängste der Anbieter, dass die Kunden ihre Aufträge vor Weihnachten wieder stornieren.» Denn im Moment wisse niemand, ob es im Dezember große Familienfeiern gebe werde. Der verkaufsstärkste Monat für Gänsefleisch sei nun mal der Dezember.

© dpa-infocom, dpa:201111-99-290206/2