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Mordkommission ermittelt
Prostituierte zerstückelt - T-Shirt soll zum Täter führen

Neue Spur im Fall einer zerstückelten Leiche
Taucher der Polizei suchen im Tiefstackkanal nach Leichenteilen einer getöteten Prostituierten in Hamburg. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Dieser Fall erschütterte 2017 nicht nur Hamburg. Innerhalb weniger Tage waren an rund 20 Orten Leichenteile einer Prostituierten gefunden worden. Eine heiße Spur gab es seitdem nicht. Nun gerät ein sehr großes T-Shirt in den Fokus der Ermittlungen.

Hamburg (dpa) - Vor ziemlich genau drei Jahren waren am Elbufer in Hamburg erste Körperteile einer Frau gefunden worden. Sie gehörten zu einer 48 Jahre alten Prostituierten, die zwei Tage zuvor noch als «Rosa» in Bahnhofsnähe gearbeitet hatte.

In den folgenden zwei Wochen wurden weitere Leichenteile von ihr in Gewässern unterschiedlicher Stadtteile gefunden. Die Orte lagen zum Teil mehr als 20 Kilometer voneinander entfernt. Trotz intensiver und internationaler Ermittlungen rund um den grausigen Fall fehlte mehr als zwei Jahre lang jede heiße Spur zum Täter. Nun ist auf der Suche nach neuen Ermittlungsansätzen ein schon damals sichergestelltes, übergroßes T-Shirt in den Fokus der Mordkommission gerückt.

Auf dem dunkelblauen XXXL-Shirt fanden die Ermittler vor wenigen Monaten zu ihrer Überraschung sowohl männliche DNA als auch Spuren des Opfers, wie Chef-Ermittler Christian Meinke am Dienstag in Hamburg sagte. Das Shirt sei deshalb auf einmal absolut «täterrelevant» und zum Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen geworden.

Einen DNA-Treffer gibt es bislang allerdings nicht - trotz einer bereits unmittelbar veranlassten DNA-Reihenuntersuchung mit rund 60 Männern. Dieser Personenkreis habe sich aus den mehr als 460 Spuren ergeben, die seit dem Leichenfund bei der Polizei bearbeitet wurden. «Leider führte das bis heute zu keiner Übereinstimmung.» Deshalb ist die Mordkommission am Dienstag mit ihren neuen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gegangen und hofft auf neue Zeugenhinweise - auch, um der Familie der 48-Jährigen endlich Antworten geben zu können.

«Wir hoffen, dass jemand dieses T-Shirt erkennt und es in einen Zusammenhang mit einem möglichen Täter bringt», sagte Meinke weiter. Allein schon wegen seiner Größe sei das von der Modekette C&A verkaufte Shirt selten über die Ladentheke gegangen.

Dass das T-Shirt erst mehr als zwei Jahre nach dem Fund der Leichenteile in den Fokus der Ermittler geraten ist, liegt an der ursprünglichen Arbeitshypothese der Mordkommission. Sie war aufgrund von Zeugenhinweisen davon ausgegangen, dass der Täter die Leichenteile mehr als einen Kilometer flussaufwärts in die Elbe geworfen hatte. Zeugen hatten dort am Abend des Verschwindens der 48-Jährigen einen Mann gesehen, der Gegenstände ins Wasser geworfen hatte.

Und da das Shirt direkt am Ufer mit den Leichenteilen im Stadtteil Rissen oberhalb der sogenannten Flutgrenze gelegen hatte, war es «bis dato nicht tatrelevant und erfuhr in den Ermittlungen auch zunächst keinerlei Priorisierung», so Meinke. Mittlerweile ist die Hypothese, dass die ersten Leichenteile und die persönlichen Gegenstände der Frau an das Ufer angeschwemmt worden waren, vom Tisch. «Nicht mehr haltbar», so Meinke. Vielmehr seien die ersten Leichenteile vom Täter wohl direkt am Fundort ins Wasser gebracht worden. Weitere bereits im August 2017 sichergestellten Gegenstände seien bislang nicht in den Fokus der Ermittlungen gerückt.

Zur Todesursache der Frau konnten die Ermittler auch nichts sagen. Fest stehe allerdings, der Körper der dreifachen Mutter aus Äquatorialguinea sei erst nach ihrem Tod zerteilt worden. Die Frau war wohl erst wenige Tage zuvor aus Spanien angereist, um hier als Straßenprostituierte Geld für ihre Kinder, Enkelkinder und ihre übrige Familie in Afrika zu verdienen. Sie sei als lebenslustig und freundlich bekannt gewesen.

Am 12. August soll der Fall in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» erneut besprochen und das übergroße T-Shirt gezeigt werden. Und noch immer ist eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Die Polizei nehme auch anonyme Tipps entgegen. Chef-Ermittler Meinke hofft nun - drei Jahre nach der Tat - auf relevante Hinweise, die zum Täters führen. «Die Hoffnung stirbt zuletzt.»

© dpa-infocom, dpa:200804-99-39983/2

Mitteilung der Polizei

Interaktive Karte zu den Fundorten der Leichenteile