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Innerdeutsche Grenze
Sachsen-Anhalt: Gedenken an Grenzschließung vor 70 Jahren

Hötesleben
Blick auf das Denkmal an der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Hötensleben. Foto: Matthias Bein
Vor 70 Jahren macht die DDR dicht. Die innerdeutsche Grenze wird abgeriegelt. Schicksale nehmen ihren Lauf, Menschen verlieren ihre Heimat. In Hötensleben wird die Erinnerungskultur aufrechterhalten.

Hötensleben. Stacheldrahtzäune, Überwachung des Grenzgebiets, Zwangsaussiedlungen aus der Sperrzone: Am Grenzdenkmal in Hötensleben (Sachsen-Anhalt) haben Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft an die Schließung der innerdeutschen Grenze vor 70 Jahren erinnert.

Das DDR-Regime hatte am 26. Mai 1952 damit begonnen, die bis dahin noch durchlässige innerdeutsche Grenze komplett abzuriegeln.

Anlässlich des Gedenktags wurden an dem an der Landesgrenze zu Niedersachsen gelegenen Grenzdenkmal Kränze niedergelegt. Auch eine Gedenkminute gab es, zudem hatten Schülerinnen und Schüler aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen eine Kunstinstallation vorgestellt.

Zwangsaussiedlungen und Traumata

«Die Grenze durchschnitt Grundstücke und Felder, Arbeitswege, Familien, Freundeskreise und Biografien», sagte Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt laut Mitteilung. Dass tausende Menschen ab 1952 aus dem Sperrgebiet zwangsausgesiedelt wurden, habe bis heute Auswirkungen. «Der Verlust ihrer Heimat und ihrer bisherigen sozialen Beziehungen hatte auch einen Verlust der Vielstimmigkeit in den betroffenen Orten zur Folge», sagte Langer. Schwer wiege auch, dass die Betroffenen bis 1989 nicht über ihre traumatischen Erfahrungen und Ängste sprechen konnten.

Die Aktionen, mit denen «politisch unzuverlässige» Bewohnerinnen und Bewohner aus grenznahen Orten gezwungen wurden, ihr Zuhause zu verlassen, trugen zynische Namen wie «Aktion Ungeziefer», «Aktion Kornblume» oder «Aktion Blümchen». Laut Gedenkstättenstiftung wurden bis Ende 1961 rund 12.000 Menschen zwangsausgesiedelt.

Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) hob in ihrem Grußwort die besondere Bedeutung von Gedenkveranstaltungen und Gedenkstätten hervor. «Es ist dabei ganz wichtig, das DDR-Regime eindeutig als Diktatur zu benennen und deutlich zu machen, was ganz konkret Unterdrückung und politische Verfolgung bedeuten und auszusprechen, dass Unrecht geschehen ist», sagte Weidinger laut Mitteilung. Es sei Pflicht und Verantwortung, die Opfer des DDR-Regimes zu würdigen - gerade an einem Tag wie dem 26. Mai.

Das Grenzdenkmal Hötensleben, an dem die Grenzanlagen originalgetreu erhalten sind, gehört zur Gedenkstätte Deutsche Einheit Marienborn am ehemals größten deutsch-deutschen Grenzübergang an der Autobahn 2.

Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt

© dpa-infocom, dpa:220526-99-441747/2