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Initiative «Herz & Mut»
Freiburger OP-Schwester Bozidarka Zimmermann  ist «Pflegerin des Jahres»

Fachgesundheits- und Krankenpflegerin Bozidarka Zimmermann
Die Fachgesundheits- und Krankenpflegerin Bozidarka Zimmermann steht in einem Gebäude des Universitätsklinikums Freiburg. Foto: Philipp von Ditfurth
Eine OP-Schwester am Universitätsklinikum Freiburg ist «Pflegerin des Jahres». Wie die Initiative «Herz & Mut» anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am Donnerstag mitteilte, erhält die ausgebildete Fachgesundheits- und Krankenpflegerin Bozidarka Zimmermann (36) den Hauptpreis in Höhe von 5000 Euro. «Bozidarka Zimmermann zeigt eindrucksvoll, wie die Kombination von fachlicher Qualifikation, großer Empathie und Liebe zum Pflegeberuf sich auf die Pflegequalität positiv auswirken und auch junge Menschen für den Beruf begeistern kann», so die Initiative, die vom Personaldienstleister Jobtour medical ins Leben gerufen wurde.

Freiburg. Es ist 12.30 Uhr, Bozidarka Zimmermann ist gerade aufgestanden. Die OP-Schwester am Universitätsklinikum Freiburg hatte Nachtschicht. Dreieinhalb Stunden Schlaf müssen erstmal reichen. Gleich will sie ihre fünfjährige Tochter vom Kindergarten abholen und mit einer befreundeten Familie raus in die Sonne. Arbeiten, wenn andere schlafen, ist nicht leicht. Doch die ausgebildete Fachgesundheits- und Krankenpflegerin liebt ihren Beruf. Von Müdigkeit zeigt sie keine Spur. Die 36-Jährige verbreitet selbst nach langer Arbeitsnacht gute Laune.

Weil sie im Job andere begeistern kann und selbst in schwierigen Situationen ruhig bleibt, hat sie eine besondere Anerkennung erhalten: Bozidarka Zimmermann ist Deutschlands "Pflegerin des Jahres".

Auszeichnung zum Tag der Pflege am Donnerstag

Wie die Initiative "Herz & Mut" anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am Donnerstag mitteilte, werden mit der Auszeichnung zum sechsten Mal bundesweit Pflegekräfte geehrt, die auf besondere Weise in ihrem Beruf täglich Herz und Mut zeigen. Angehörige, Patienten oder Arbeitskollegen haben rund 1000 Pflegerinnen und Pfleger vorgeschlagen. Die Freiburgerin überzeugte durch Kompetenz, Engagement für die Ausbildung junger Pflegekräfte, mit ihrem Naturell und einem besonderen Lebenslauf.

Bozidarka bedeutet Gottesgeschenk. Als Geschenk sieht die 36-Jährige ihr Leben. In Sarajevo geboren, flüchtete sie 1994 als Kind mit ihrer Familie wegen des Jugoslawienkriegs aus der Heimat nach Deutschland. "Ich konnte kein Wort Deutsch." Für die damals Achtjährige bedeutete dies: zurück in die erste Klasse. Boba, wie sie sich selbst nennt, wollte schon früh Krankenschwester werden. "Ich wollte einen Beruf lernen, der Zukunft hat und der überall auf der Welt gebraucht wird." Dass viele Qualifikationen in der Fremde plötzlich nichts mehr wert sind, hatte das ehemalige Flüchtlingskind am Beispiel ihrer Eltern erfahren.

"Extremer Schicksalsschlag"

Als Kriegsüberlebende empfindet sie tiefe Dankbarkeit. "Nach so einem extremen Schicksalsschlag hat man einen anderen Blick." Frieden, Familie, Häuschen, Job: "Ich weiß, dass ich ein privilegiertes Leben führe." Von ihrem Glück will sie etwas weitergeben.

Die Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Weiterbildung in OP-Pflege sowie operativer Medizin und Endoskopie arbeitet seit 2009 in Freiburg. Parallel zur Tätigkeit im Zentral-OP unterstützt sie junge Menschen, die OP-Schwester oder OP-Pfleger werden wollen. Als Mentorin leitet sie den Nachwuchs für die Praxis im OP-Saal an. Es geht um Strukturen und Abläufe, die Bedienung von Geräten und auch, wie man in Stresslagen professionell und ruhig bleiben kann.

Ein ausgeglichenes Privatleben hilft - und das vollkommene Abschalten nach dem Dienst. Ihre Familie ist für sie das Wichtigste. Manchmal schwingt sie sich auf das Rennrad, um Zeit ganz für sich zu haben. "Ich habe gelernt, meinen Körper zur Ruhe zu bringen und bewusst zu entspannen." Sie meditiert und macht Yoga.

Der Körper als Wunderwerk

Bozidarka Zimmermann hat Respekt vor ihrer Aufgabe: "Im OP ist man ganz nah an der Anatomie und Physiologie des Menschen dran und erkennt, was für ein Wunderwerk der Körper ist." Ihre Aufgabe ist es, für den reibungslosen Ablauf einer Operation zu sorgen, damit Menschen danach ein besseres Leben haben. "Ich tue jeden Tag eine gute Tat", sagt sie. "OP-Schwester ist mein absoluter Traumjob."

Trotz Schicht-, Nacht-, Wochenend- und Bereitschaftsdiensten immer positiv und motivierend - eine Kollegin war beeindruckt und nominierte die 36-Jährige als "Pflegerin des Jahres". Das freut auch die Chefs: "Wir sind stolz, so eine gute Botschafterin für unseren Nachwuchs zu haben", sagt Pflegedirektor Helmut Schiffer. Er sieht mit der Ehrung eine Berufsgruppe in den Fokus gerückt, die sonst - für viele nicht sichtbar - große Arbeit leistet.

"Bozidarka Zimmermann zeigt eindrucksvoll, wie die Kombination von fachlicher Qualifikation, großer Empathie und Liebe zum Pflegeberuf sich auf die Pflegequalität positiv auswirken und auch junge Menschen für den Beruf begeistern kann", so die Initiative "Herz & Mut", die vom Personaldienstleister Jobtour medical ins Leben gerufen wurde. Dafür erhält die Freiburger OP-Schwester den Hauptpreis in Höhe von 5000 Euro. Der Atlantik-Urlaub mit der Familie im VW-Bus ist nun gesichert.

Ehrung zum sechsten Mal

Mit der Auszeichnung werden zum sechsten Mal bundesweit Pflegekräfte geehrt, die auf besondere Weise in ihrem Beruf täglich Herz und Mut zeigen. Angehörige, Patienten oder Arbeitskollegen hatten rund 1000 Pflegerinnen und Pfleger vorgeschlagen. Insgesamt wurden 11.500 Euro vergeben. Ausgezeichnet wurden auch: die Palliativ-Pflegefachkräfte Michaela Bayer und Sara Loy vom Münchner Universitätsklinikum (3000 Euro), die Alten-Pflegehelferin Giovanica Fois aus Düsseldorf (2000 Euro) und Comedian Ramona Schukraft für ihre Figur der Pflegerin «Sybille Bullatschek» (1500 Euro).