«Die Handschriften der großen deutschen Lyrikerin sind leider in aller Welt verstreut», sagte der Leiter des Marbacher Handschriftenarchivs, Ulrich von Bülow, am Montag. «Wir betrachten es als eine unserer Aufgaben, so viel wie möglich zu sammeln und der Forschung zur Verfügung zu stellen.» Mit dem korrigierten Fahnenabzug und einem empörten Brief an den Lektor lasse sich zudem die Entstehungsgeschichte des Gedichtbandes «Konzert» zum ersten Mal genauer rekonstruieren.
Teil der Sammlung ist ein Schreiben Lasker-Schülers (1869-1945) an den Verleger Glück, in dem sie ihm in harschen Worten vorwirft, ihre Gedichte korrigiert zu haben. «Es geben Taktlosigkeiten, die mich weit schwerer berühren wie Verbrechen», heißt es darin. «Ich frage Sie, wie schöpfen Sie den Mut, meine Gedichte corrigieren zu wollen?»
Lasker-Schüler wurde 1869 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Elberfeld - heute ein Stadtteil von Wuppertal - geboren. Die extravagante Künstlerin machte sich einen Namen als führende expressionistische Dichterin in Berlin. Nach Repressionen der Nazis 1933 emigrierte sie in die Schweiz und später nach Palästina. 1945 starb sie in Jerusalem.
Im Deutschen Literaturarchiv werden Literatur und Philosophie seit 1750 bis hin zur Gegenwart verwahrt.