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Mammutprozess um Drogenring: Dealer in Heilbronn verurteilt

Justitia
Eine Statue der Justitia hält eine Waagschale. Foto: Stefan Puchner/dpa/Symbolbild
Acht Angeklagte, 16 Verteidiger, ein Dolmetscher, mehr als ein Dutzend Justizwachtmeister und Richter: Der Mammutprozess um einen Drogenring hat das Landgericht Heilbronn gefordert. Mit drei Urteilen ist das spektakuläre Verfahren zu Ende gegangen - zumindest zum Teil.
Heilbronn.

Heilbronn (dpa/lsw) - In einem der größten Drogenprozesse am Heilbronner Landgericht sind drei Männer zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Das Trio soll zu einem deutlich größeren internationalen Drogenring gehört haben, der seit Oktober 2019 mindestens 2,6 Tonnen Marihuana und rund 30 Kilo Kokain abgesetzt haben soll. Rund 110 Kilogramm Marihuana und Kokain, gefälschte Ausweise, illegale Schusswaffen, Munition und Luxusautos sowie rund 359.000 Euro Bargeld waren in mehreren Razzien sichergestellt worden.

In dem abgetrennten Verfahren verurteilte die Kammer die Männer am Donnerstag zu Haftstrafen zwischen 8 Jahren und 10 Monaten sowie 13 Jahren und 10 Monaten wegen Drogendelikten, in einem Fall auch wegen versuchten Totschlags und beim Hauptangeklagten wegen Anstiftung zum versuchten Totschlag. Sie sollen zudem eine Entziehungskur machen. Die Verhandlung gegen fünf weitere mutmaßliche Bandenmitglieder - vier Männer und eine Frau - wird getrennt fortgesetzt.

Das Gericht ist sich sicher: Die Bande hatte die Drogen und Betäubungsmittel aus Spanien und den Niederlanden bezogen und vor allem im Raum Heilbronn, in Stuttgart und Karlsruhe an Dealer weiterverkauft. Nach dem Schlag gegen den Drogenring waren mehr als 30 Haftbefehle erlassen worden. Das von Oktober 2018 bis Juli 2020 gehandelte Marihuana und Kokain soll einen Wert von mindestens 11,4 Millionen Euro gehabt haben. Nach der Festnahme der Bande hatte die Heilbronner Polizei im vergangenen Dezember von ihrem bisher größten Schlag gegen die internationale Drogenkriminalität gesprochen.

Razzien, Nobelschlitten, Drogendealer in einer Gartenhütte, eine Schießerei und eine wilde Verfolgungsjagd - die Ermittlungen und der Prozessverlauf erinnern an ein Drehbuch für einen Fernsehkrimi. Den Drogengeschäften waren die Beamten viele Monate vor der Festnahme zunächst durch einen kuriosen Vorfall auf die Spur gekommen: Mitte Januar hatten maskierte Männer an einer Wohnung in der kleinen Ortschaft Güglingen (Kreis Heilbronn) geklingelt, sie wurden aber von einem Familienvater an der Türe mit einem Besen zurückgedrängt und mussten erfolglos wieder abziehen.

Bei Zeugenbefragungen zu dem Fall wenige Tage später stieß die Polizei in einer anderen Wohnung im selben Haus allerdings auf ein Drogenlager. Der Wohnungsinhaber soll Kurierfahrer für zwei Männer gewesen sein, außerdem soll er für die beiden Rauschgift aufbewahrt haben. Jetzt wurden die Ermittler neugierig: Sie verhörten und recherchierten - und schlugen wenige Monate später während eines Drogengeschäfts in einem Schrebergarten in Heilbronn zu. Nach den Festnahmen begann die Ermittlungsgruppe «Tornado», die Strukturen des Drogenrings akribisch aufzudecken.

© dpa-infocom, dpa:211209-99-320117/3

Pressemitteilung nach der Festnahme