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Fußball
Elfer statt Schwalben-Gelb: Nagelsmann leidet mit Stieler

Bayer Leverkusen - Bayern München
Bayerns Matthijs de Ligt (l) reagiert nach einer vergebenen Chance neben Teamkollege Joshua Kimmich. Foto: Federico Gambarini
Würde es den Video-Assistenten nicht geben, hätte der FC Bayern am Sonntag wohl 1:0 in Leverkusen gewonnen und Leverkusens Amine Adli hätte Gelb-Rot gesehen. So endet das Spiel 2:1 für Leverkusen.

Leverkusen. Julian Nagelsmann hatte schon mit dem Kopf geschüttelt, bevor Schiedsrichter Tobias Stieler vor dem Bildschirm ankam. Der Trainer des FC Bayern München hatte sich die beiden strittigen Szenen auf dem Tablet auf der Trainerbank angesehen und wurde ohnehin nur in seiner Sichtweise bestätigt. «Ich hatte beide Male gute Sicht und daher war es für mich relativ schnell ersichtlich, dass beides Elfmeter waren», sagte Nagelsmann nach dem 1:2 der Bayern am Sonntag in der Fußball-Bundesliga bei Bayer Leverkusen: «Beim ersten Mal habe ich mir gleich gedacht, dass Adli an der Ferse getroffen wurde. Beim zweiten Mal wusste ich, dass es eine Schwalbe auf jeden Fall nicht war.»

Stieler hatte in beiden Fällen Leverkusens Amine Adli zunächst Gelb gegeben. Beide Male nahm er diese zurück und entschuldigte sich und gab Elfmeter, durch die Exequiel Palacios Leverkusens 2:1-Sieg sicherte. Der Unparteiische war nachher erleichtert. «Ich wurde gerettet. Und auch das Spiel wurde gerettet», sagte er: «Denn sonst wären zwei Fehlentscheidungen stehen geblieben. Von daher nehme ich das heute mit Humor.» 

Ebenso sah es Adli, der Stieler sein Trikot versprach. «Heute bin ich froh, dass der VAR eingegriffen hat», sagte der Franzose. Während der Entscheidungs-Findung sei er «natürlich angespannt und etwas nervös» gewesen: «Aber jetzt sind wir einfach nur glücklich.» Nach der ersten Entscheidung hatte Adli auf seinen ausgetretenen Schuh gezeigt und diesen anschließend so vehement auf den Rasen gepfeffert, dass er Glück hatte, nicht voreilig Gelb-Rot zu sehen. «Ich bin schon lange im Fußball, aber dass du dir selbst den Schuh ausziehst, passiert selten», sagte Leverkusens Sportchef Simon Rolfes lachend. Bei der zweiten Gelben Karte lachte Adli nur und gab Stieler das Zeichen, dass er sich wieder korrigieren müssen, wenn er es sich ansehe.

Am Ende waren aber auch die Leverkusener im Siegesrausch längst versöhnt mit dem Schiedsrichter. «Er muss sich nicht entschuldigen», sagte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky: «Ich muss ihm ein großes Lob machen. Er hat sich zweimal korrigiert, das zeugt von Größe.»

Und die Bayern haderten auch nicht über die unglücklichen Umstände des Zustandekommens. «Wenn es über den Videobeweis gecheckt wird, denke ich, dass es zweimal klar gewesen sein wird», sagte Torschütze Joshua Kimmich. Und auch Nagelsmann zog versöhnlich einen Strich unter die kuriose Thematik. «Ich bin generell ein Freund vom VAR», sagte der Coach: «Heute waren es zwei Elfmeter, demnach war alles im Sinne der Gerechtigkeit. Von daher war es bitter, aber fair.»

Der Bayern-Trainer litt sogar mit Stieler. «Es hat auch Druck genommen vom Schiedsrichter», sagte er: «Stellen Sie sich vor, er hätte die beiden Gelben Karten stehen lassen, wir hätten vielleicht 1:0 gewonnen und hätten zwei klare Elfmeter gegen uns nicht bekommen.» Beschwert hätten sich dann sicher nicht nur die Leverkusener, sondern auch die Dortmunder. Die wären im Falle eines Bayern-Sieges als Zweiter ins Gipfeltreffen am 1. April gegangen, nun tun sie es als Tabellenführer.

Informationen zum Spiel bei bundesliga.de

© dpa-infocom, dpa:230319-99-15262/4