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Südwesten: Kostenlose Corona-Tests für weitaus mehr Menschen

Ein medizinischer Mitarbeiter entnimmt einer Frau einen Abstrich
Ein medizinischer Mitarbeiter entnimmt einer Frau einen Abstrich für einen Corona-Test. Foto: Moritz Frankenberg/dpa/Symbolbild
Belastungstest für die grün-schwarze Koalition - zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl: Erst fliegen im Kabinett die Fetzen über die Teststrategie, dann einigt man sich auf einen leicht nachgebesserten Kompromiss.
Stuttgart.

Stuttgart (dpa/lsw) - In Baden-Württemberg können sich demnächst deutlich mehr Menschen kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Neben Pflegepersonal, Lehrkräften und Kita-Erzieherinnen soll es künftig auch anlasslose Gratis-Schnelltests für Menschen geben, die Angehörige pflegen - aber auch Polizisten, Justizangestellte und Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern sollen diese Möglichkeit bekommen. Ziel der Ausweitung der kostenlosen Tests ist es, die Ausbreitung des Coronavirus und der ansteckenderen Mutationen noch besser unter Kontrolle zu bekommen und mögliche weitere Lockerungen des Lockdowns absichern zu können.

Die grün-schwarze Landesregierung legte ihren Streit vom Dienstag bei, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch sowohl von grüner als auch von CDU-Seite erfuhr. Das Gesundheitsministerium besserte seinen Entwurf an einigen Stellen auf Wunsch der CDU und der Kommunen nach. So unterstützt es das Land nun ausdrücklich, wenn Städte und Gemeinden weitere Anlaufstellen für Schnelltests aufbauen. Bisher kann man sich vor allem bei Ärzten und in Apotheken testen lassen.

Innenminister und CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte seinem Gesundheitskollegen Manne Lucha (Grüne) vorgeworfen, bei den Tests auf der Bremse zu stehen. Nun sagte er: «Das reinigende Gewitter hat offenbar gutgetan. Die Luft ist wieder klar. Nachdem zu lange nichts und dann nur wenig gegangen ist, ist man jetzt seit gestern schnell vorangekommen. Dieser Rucker ist in der Sache gut, und er tut auch der Koalition gut.»

Laut dem Konzept erhalten die Kommunen drei Millionen Schnelltests aus der Notreserve des Landes und können - wenn nötig - weitere drei Millionen beschaffen - auf Kosten des Landes. Das Angebot an die Kommunen sei «zunächst bis zum 31. März 2021 befristet», hieß es. Die CDU hatte darauf gedrungen, das Angebot nicht Ende März auslaufen zu lassen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) setzte durch, dass auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern anlasslos getestet werden können - und nicht nur in Corona-Hotspots. Lucha hatte immer wieder darauf verwiesen, dass der Bund demnächst sowohl Schnelltests, die von Fachpersonal abgenommen werden müssen, als auch neu zugelassene Laien-Selbsttests zur Verfügung stellen wolle. Deswegen sei es auch aus finanziellen Gründen wichtig, das Angebot des Landes zu befristen.

Darüber hinaus will das Land so schnell wie möglich sieben Millionen Selbsttests beschaffen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilte nun die ersten drei Sonderzulassungen für Corona-Selbsttests, die man auch ohne Schulung zu Hause machen kann. Bei allen drei Tests können die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenbereich entnommen werden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schlug am Mittwoch eine Kombination aus mehr Schnelltests sowie Selbsttests für jedermann vor. «Mehr Schnelltests können uns helfen, mehr Sicherheit im Alltag zu bekommen. Wenn wir die Großmutter besuchen wollen, für Pflegebedürftige im Heim oder beim Reisen.» Diese Tests durch geschulte Dritte seien dort sinnvoll, wo es einen bestätigten Nachweis über das Ergebnis brauche. Dafür sollten sie niedrigschwellig verfügbar und kostenlos sein. Selbsttests könnten dagegen perspektivisch Sicherheit in konkreten Situationen geben, sagte Spahn, «bevor man eine Veranstaltung besucht, sich die Haare schneiden lässt oder ins Theater geht».

© dpa-infocom, dpa:210224-99-577720/3