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Palästinenserpräsident
Abbas entschuldigt sich für Aussagen zum Holocaust

Ramallah (dpa) - Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat sich für seine als antisemitisch kritisierten Aussagen zum Holocaust entschuldigt. «Wenn Menschen durch meine Aussagen (...) gekränkt wurden, besonders Menschen des jüdischen Glaubens, entschuldige ich mich bei ihnen», sagte Abbas.

Dies sei nicht seine Absicht gewesen. Abbas verwies auf seine «schon lange geäußerte Verurteilung» des Holocausts und drückte sein Mitgefühl für alle Opfer aus.

Abbas (83) hatte Anfang der Woche gesagt, der Holocaust, die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis, sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden. Stattdessen sei der Auslöser die soziale Stellung der Juden als Verleiher von Krediten mit Zinsen gewesen.

Israel hatte empört auf die Aussagen reagiert. «Abu Masen (Abbas) wiederholt die verabscheuenswürdigsten antisemitischen Slogans», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch. «In einem Gipfel von Unwissenheit und Frechheit behauptet er, dass die europäischen Juden nicht verfolgt und ermordet wurden, weil sie Juden waren, sondern weil sie Kredite mit Zinsen vergeben haben.» Auch die Bundesregierung kritisierte die Aussagen scharf.

In seiner Anfang der 1980er Jahre vorgelegten Doktorarbeit hatte Abbas den Holocaust relativiert und der zionistischen Bewegung vorgeworfen, sie habe mit dem Hitler-Regime kollaboriert. 2014 hatte er dann erstmals die Judenvernichtung während des Holocausts als das «schlimmste Verbrechen der Neuzeit» bezeichnet.

Abbas wurde vom Palästinensischen Nationalrat zum Abschluss einer viertägigen Sitzung in Ramallah als Vorsitzender des Exekutiv-Komitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO bestätigt. Zudem wurden die Mitglieder des 15-köpfigen Gremiums bestimmt, darunter erneut PLO-Generalsekretär Saeb Erekat.

Der Palästinensische Nationalrat, das Exilparlament, ist das höchste Organ der PLO und hat rund 700 Mitglieder. Er war zuletzt 2009 zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen.

Abbas (83) wurde 2005 gewählt, eigentlich für eine Amtszeit von vier Jahren. Seitdem gab es keine Präsidentschaftswahlen mehr. Abbas hat keinen Nachfolger aufgebaut.

Thema der Sitzung war auch eine neue Strategie nach der Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch US-Präsident Donald Trump. Der Schritt hatte bei den Palästinensern großen Zorn ausgelöst. Zunächst gab es dazu allerdings keine Aussagen.

Zahlreiche Mitglieder hatten die Sitzung zudem boykottiert, weil sie nicht im Ausland stattfand, und daher Mitglieder radikaler Gruppierungen wie Hamas und Islamischer Dschihad aus dem Gazastreifen nicht als Beobachter teilnehmen konnten.

Ismail Hanija, Chef der im Gazastreifen herrschenden Hamas, hatte schon vor Beginn der Versammlung gesagt, man werde ihre Beschlüsse nicht akzeptieren. Die Fatah-Bewegung von Abbas und die Hamas hatten im vergangenen Jahr eine Versöhnung vereinbart, die jedoch weitgehend gescheitert ist.