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Alexa zentraler Bestandteil
Amazon will Schlüsselrolle im vernetzten Zuhause einnehmen

Amazons sprechende Echo-Lautsprecher mit der Assistentin Alexa an Bord waren nur der erste Schritt. Jetzt wird eine Vision für ein Zuhause deutlich, in dem Dutzende Alexa-Geräte miteinander vernetzt sind. Dazu gehört eine Mikrowelle, die Popcorn nachordern kann.

Seattle (dpa) - Amazon will mit neuen Geräten und Diensten für seine Assistenzsoftware Alexa das vernetzte Zuhause dominieren.

Dazu wird der Online-Händler den Herstellern von Hausgeräten künftig günstige Einbau-Module anbieten, mit denen sie Alexa in ihre Technik integrieren können. Bei Amazon gekaufte Smarthome-Technik anderer Hersteller soll ohne umständliche Einrichtung sofort funktionieren. Außerdem will Amazon Alexa verstärkt in Autos und Fernseher bringen.

Die Vision zeigt vor allem, wie verschiedenste Geräte mit Alexa an Bord für neue Funktionen verknüpft werden sollen. So wird es in den USA unter anderem die Alarmanlage Guard geben, die zum Beispiel anspringt, wenn sie hört, dass ein Fenster eingeschlagen wurde oder ein Rauchmelder anging. Dafür kann sie auf die Mikrofone von Echo-Lautsprechern in verschiedenen Räumen zurückgreifen. «Wir haben viel Glas zerschlagen», damit die Software das entsprechende Geräusch erkennt, sagte Alexa-Forschungschef Rohit Prasad.

Außerdem soll Alexa sich automatisch Gedanken über die Sicherheit des Haushalts machen. Sagt man ihr zum Beispiel «gute Nacht», könnte sie von sich aus darauf hinweisen, dass etwa das Licht auf der Terrasse noch brennt oder die Hintertür nicht abgeschlossen ist. Die Software lerne dafür aus dem typischen Verhalten in einem Haushalt, eher über mehrere Wochen als Tage, sagte Amazons Smarthome-Chef Daniel Rausch. Mit der Zeit könnte die Software bei Auffälligkeiten auch von allein Hinweise geben - oder ihre Lernfähigkeit auf andere Bereiche wie zum Beispiel die Musikauswahl richten.

«Sie wollen eindeutig das smarte Zuhause dominieren, das steht außer Frage», sagte Branchenexpertin Carolina Milanesi von der Analysefirma Creative Strategies am Rande des Events in Seattle. Alexa könne dafür «der Anker» sein, eine Basis, auf der Amazon aufbauen könne. Zugleich sei ein Haushalt aber auch eine sehr komplexe und persönliche Sache, so dass die Wünsche einzelner Nutzer stark auseinandergehen könnten.

Als neue eigene Hardware stellte Amazon am Donnerstag in Seattle unter anderem eine aufgefrischte Version mehrerer Echo-Modelle vor sowie ein neues Gerät mit dem Namen Echo Input, das Lautsprecher anderer Anbieter mit Alexa verknüpfen soll. Ein weiteres neues Produkt ist ein Subwoofer von Amazon, der den für ihren Klang oft kritisierten Echo-Lautsprechern einen satteren Bass verpassen soll. Für andere Lautsprecher-Hersteller richtete Amazon zudem neue Schnittstellen ein, mit deren Hilfe sie ihre Geräte in verschiedenen Räumen zusammenschalten können.

Amazon hatte mit den 2014 gestarteten Echo-Geräten und Alexa die Kategorie smarter Lautsprecher mit digitalen Assistenten an Bord überhaupt erst etabliert. Inzwischen ist es ein hart umkämpfter Markt. So versucht Google, seinen Assistant in eigenen und fremden Lautsprechern in den Markt zu bringen. Und Apple brachte vor einigen Monaten den Lautsprecher HomePod mit seiner Assistentin Siri heraus. Außerdem bietet Apple mit HomeKit eine Software-Alternative zur Smart-Home-Steuerung an.

Amazon versuchte schon länger, Alexa in alle möglichen Geräte anderer Hersteller zu bringen. Mit den Einbaumodulen für Hausgeräte-Anbieter soll das noch einen Schritt einfacher werden. Das Bauteil in der Größe einer Streichholz-Schachtel soll lediglich einen einstelligen Dollar-Betrag ohne weitere Folgeausgaben kosten, sagte Rausch. Die Hardware sei auch für eine bei Haustechnik übliche lange Nutzungsdauer ausgelegt, die Software kann über Funk aktualisiert werden. Hersteller könnten mit Amazons Schnittstellen ohne großen Aufwand gängige Funktionen wie Ein- und Ausschalter, Regler sowie Programmauswahl mit Alexa verbinden.

Neben einer vernetzten Steckdose gibt es direkt von Amazon zunächst in den USA eine sprechende Mikrowelle und eine vernetzte Wanduhr, die mehrere Timer anzeigen kann. Die Mikrowelle kann nicht nur Sprachbefehle zur Zubereitung von Produkten entgegennehmen (etwa: «Alexa, koche eine Kartoffel») sondern auch Popcorn bei Amazon nachbestellen. Die Mikrowelle sei ein Referenzgerät, dass Herstellern die Möglichkeiten demonstrieren soll. Ob sie jemals in Deutschland verkauft wird, ist fraglich, die Uhr dürfte hingegen mit der Zeit auch hierzulande auf den Markt kommen.

Im Auto Fuß fassen soll Alexa mit einer kleinen Box, die an die Infotainment-Anlage angeschlossen wird. Sie soll zunächst nur in den USA an Testkunden verkauft werden. Google und Apple haben hier den Vorteil, dass Nutzer ihre Assistenten durch den Anschluss von Smartphones aufrufen können.

In den USA auch einen vernetzten Festplatten-Rekorder heraus, der direkt Fernsehprogramme aufzeichnen und in verschiedenen Räumen verfügbar machen kann. Mit dem Gerät können gleichzeitig bis zu vier Sender empfangen und zwei Bildschirmgeräte angesteuert werden. Die Box empfängt terrestrisch ausgestrahlte Programme mit einer Antenne, nicht die in den USA oft üblichen Kabelkanäle. In den USA wird im Gegensatz zu Deutschland noch das analoge TV-Signal gesendet, für Europa könnte Amazon das Gerät auf das digitale Antennenfernsehen (DVB-T beziehungsweise DVB-T2) hochrüsten.

Zugleich entwickelt Amazon Alexa weiter. Sie solle mehr Persönlichkeit bekommen und werde künftig unter anderem stärker mit eigenen Ansichten versehen, kündigte der Chef des Gerätegeschäfts, Dave Limp, an. So sei ihr Lieblingsbier in den USA Pilsner - und in Deutschland Weißbier. Außerdem werde Alexa zum Beispiel in Amazons Echo-Lautsprechern zurückflüstern, wenn man sie flüsternd anspricht.

Um die Nutzung von Alexa natürlicher zu machen, wird die Software künftig eigenständig Informationen aus verbundenen Anwendungen anderer Firmen herausfischen. Fragt man zum Beispiel, wie man einen Fleck aus dem Hemd herauskriegt, könne Alexa entsprechende Informationen aus der App eines Waschmittel-Herstellers vorlesen, erläuterte Limp.

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