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Schlechtes Wetter, hohe Wellen
«Aquarius» muss Route nach Valencia ändern

Flüchtlinge auf der «Aquarius»
Das von der Nichtregierungsorganisation SOS Méditerranée zur Verfügung gestellte Bild zeigt schlafende Flüchtlinge im Innern des Retungsschiffes «Aquarius». Foto: Kenny Karpov/MSF
Das Rettungsschiff «Aquarius» kämpft sich durch hohe Wellen. Viele Menschen sind seekrank. Italien ist immer noch näher als das Ziel Spanien. Aber Rom bleibt hart. Und die Hinhalte-Taktik wiederholt sich mit anderen Geretteten.

Rom/Valencia (dpa) - Die Odyssee des Flüchtlings-Rettungsschiff «Aquarius» auf dem Weg nach Spanien geht weiter. Wegen schlechten Wetters und bis zu vier Meter hohen Wellen musste das Schiff seine Route auf dem Weg ins spanische Valencia ändern.

Mindestens 80 ohnehin erschöpfte Migranten mussten behandelt werden, weil sie seekrank waren, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mitteilte. Die «Aquarius», die mit zwei italienischen Schiffen Kolonne fährt, befand sich am Donnerstag nahe der Ostküste Sardiniens.

Das weitere Schicksal von rund 40 Migranten, die am Dienstag von einem Schiff der US-Marine vor der libyschen Küste gerettet wurden, ist unterdessen weiter unklar. Die «Trenton» sei vor Augusta in Sizilien und sie werde «hoffentlich» die Autorisierung für die Einfahrt bekommen, erklärte der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration, Flavio Di Giacomo, auf Twitter.

Zwölf Leichen, die die US-Marine bei der Rettungsaktion im Wasser treiben gesehen habe, habe sie dort zurückgelassen, sagte eine Navy-Sprecherin. Es seien keine Toten an Bord der «Trenton» gebracht worden. Zuvor war spekuliert worden, dass die Leichen über Bord geworfen worden seien, weil es keine Kühlzellen auf dem Schiff gebe.

Nicht nur für die Hilfsorganisationen ist unklar, wie es mit der Seenotrettung im Mittelmeer weitergeht, seit Italien der «Aquarius» erstmals die Einfahrt in einen Hafen verwehrt hatte. Das Schiff mit mehr als 600 Migranten an Bord war zwei Tage lang zwischen Malta und Sizilien blockiert. Italiens neue populistische Regierung - allen voran Innenminister Matteo Salvini von der fremdenfeindlichen Lega - will die Ankünfte von Migranten in Italien weiter reduzieren und private Seenotretter aus dem Meer verbannen.

Noch ist unklar, wann genau die «Aquarius» den spanischen Hafen erreicht. Samstagabend oder Sonntagmorgen könnte es soweit sein. «Sie sind seit Tagen auf See, auf einer langen und absurden Überfahrt nach Spanien», sagte Claudia Lodesani, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen in Italien, laut Mitteilung.

Die insgesamt rund 630 Migranten, von denen sich 106 auf der «Aquarius» und mehr als 520 auf den anderen beiden Schiffen befinden, waren am Wochenende aus Seenot gerettet worden. Auf der «Aquarius» sind auch 10 Kinder. Weil es in der Nacht auf dem Außendeck zu gefährlich geworden war, hatten sich auch die Männer ins Innere des Schiffs begeben müssen. Dort ist eigentlich nur ein Raum für Frauen und Kinder vorgesehen.

Spanien will die Geretteten wie alle anderen Migranten behandeln, sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Donnerstag in einem Radiointerview. «Sie werden so behandelt werden, wie alle Flüchtlinge, die bei uns etwa auf Booten eintreffen.» Jeder Fall werde einzeln geprüft.

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Position Aquarius, Marinetraffic