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Kandidaten der US-Demokraten
Buttigieg und Klobuchar geben vor «Super Tuesday» auf

Pete Buttigieg
Pete Buttigieg hat seine Bewerbung zurückgezogen. Foto: Matt Rourke/AP/dpa
Buttigieg sorgte bei der ersten Vorwahl der US-Demokraten in Iowa für eine Sensation. Einen Monat später schmeißt der 38-Jährige überraschend hin. Damit ebnet er den Kandidaten im Rentenalter den Weg zum Sieg - vor allem einer von ihnen dürfte davon profitieren.

Washington (dpa) - Er ist die Sternschnuppe der US-Demokraten: Der 38-jährige Pete Buttigieg stieg vom völlig unbekannten schwulen Bürgermeister in Indiana zu einem aussichtsreichen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur auf.

«Fast niemand kannte meinen Namen, und noch weniger Menschen konnten ihn aussprechen», erinnert sich Buttigieg an den Beginn seiner Kampagne. Bei der ersten Vorwahl der Demokraten im Bundesstaat Iowa im Januar ging er überraschend in Führung, doch bei der Abstimmung in South Carolina am Wochenende kam er mit gut acht Prozent der Stimmen nur auf den vierten Platz. Die Sternschnuppe drohte zu verglühen - Buttigieg zog die Reißleine.

«Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass wir im Januar einen neuen, demokratischen Präsidenten haben werden», sagte Buttigieg am Sonntagabend, als er das Ende seiner Bewerbung verkündete. Er war dafür zurück in seine Heimatstadt South Bend (Indiana) gereist, wo er bis Ende 2019 Bürgermeister war. Buttigieg sagte, sein Rückzug diene dem wichtigeren Ziel, die Amerikaner zu einen und US-Präsident Donald Trump bei der Wahl im November zu besiegen. Auf Twitter schrieb er: «Danke, dass Sie mich zu sich nach Hause eingeladen, Ihre Geschichten mit mir geteilt und mir Ihr Vertrauen geschenkt haben.»

Buttigieg, dessen Name wie Bu-ti-dschidsch ausgesprochen wird, zählt zum gemäßigten Flügel der Demokraten. Mit seinem Rückzug unmittelbar vor den Vorwahlen am «Super Tuesday» tut er seiner Partei wohl einen Gefallen, um aufreibende Lagerkämpfe zu vermeiden. Dem führenden Kandidaten des linken Flügels, dem selbst ernannten demokratischen Sozialisten Bernie Sanders (78), standen mehrere moderate Kandidaten gegenüber, die sich bei den Vorwahlen gegenseitig Konkurrenz machten. Am Montag berichteten US-Medien zudem, dass auch die Senatorin Amy Klobuchar (59) ihre Kandidatur aufgebe. Damit werben nun nur noch der frühere Vizepräsident Joe Biden (77) und der frühere Bürgermeister von New York, Multimilliardär Mike Bloomberg (78), um die Stimmen der gemäßigten Demokraten.

Beim «Super Tuesday» wird am Dienstag in mehr als einem Dutzend der 50 US-Bundesstaaten abgestimmt, welcher Kandidat der Demokraten Trump herausfordern soll. Bei den Demokraten werden dabei mehr als ein Drittel aller Delegierten vergeben, die beim Nominierungsparteitag im Juli den Kandidaten bestimmen werden. Im Falle eines demokratischen Wahlsieges würde Trump im Januar 2021 im Weißen Haus abgelöst.

Profitieren von Buttigiegs Rückzug könnte nun vor allem Biden - der vor South Carolina schon fast abgeschrieben war, dort aber einen fulminanten Sieg einfuhr. Buttigieg könnte sich schon in den kommenden Tagen hinter Biden stellen. Klobuchar wollte den Medienberichten zufolge noch am Montagabend (Ortszeit) zusammen mit Biden auftreten.

In jedem Fall scheint es nun extrem wahrscheinlich, dass die Demokraten einen fast 80-jährigen Mann ins Rennen gegen Trump (73) schicken werden. Der Kandidat muss dann die für die Demokraten wichtigen Minderheiten wie Schwarze und Latinos sowie Jungwähler begeistern, damit sie auch zur Wahl gehen.

Buttigieg, der erste offen homosexuelle Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaft, war am Sonntagabend eigentlich auf dem Weg nach Texas, einem der wichtigsten «Super Tuesday»-Bundestaaten. Auf dem Flug sagte er mitreisenden Journalisten dann aber: «Wir ändern unseren Reiseplan und fliegen nach South Bend statt nach Texas.» Dort trat dann zunächst Buttigiegs Ehemann Chasten Buttigieg auf die Bühne. «Es ist mir eine Ehre und ein Privileg gewesen, meinen Ehemann mit dem Rest des Landes zu teilen», sagte er.

Buttigieg war acht Jahre lang, bis Ende 2019, Bürgermeister von South Bend, einer 100 000-Einwohner-Stadt. Der 38-Jährige hat einen Vorzeige-Lebenslauf. Er studierte an renommierten Universitäten: erst in Harvard, später - mit dem hochbegehrten Rhodes-Stipendium - in Oxford. Danach arbeitete er als Unternehmensberater bei McKinsey, bevor er in die Politik wechselte. 2014 legte er für einen siebenmonatigen Militäreinsatz in Afghanistan eine Pause bei seinem Bürgermeisterjob ein. Er spielt Klavier und Gitarre, und spricht neben Englisch sieben weitere Sprachen: Französisch, Spanisch, Italienisch, Maltesisch, Norwegisch, Dari und Arabisch.

Buttigiegs Mitbewerber zollten ihm nach seinem Rückzug Respekt. Biden - der mehr als doppelt so alt wie Buttigieg ist - schrieb auf Twitter: «Das ist erst der Anfang seiner Zeit auf der nationalen Bühne.» Buttigiegs Anhänger skandierten bei dessen Auftritt in South Bend: «2024, 2024, 2024». Das ist das Jahr, in dem die übernächste Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ansteht.

Am «Super Tuesday» werden bei den Demokraten 1344 Delegierte vergeben. Bei den ersten vier Vorwahlen in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina gab es verglichen dazu nur wenige Delegierte zu gewinnen - insgesamt waren es 149. Davon konnte Sanders 58, Biden 50 und Buttigieg 26 holen. Für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten beim Parteitag im Juli in Milwaukee (Wisconsin) werden 1991 von 3979 Delegierten benötigt.

Bei den Demokraten liegt nach bislang vier Vorwahlen Sanders in Führung. Er ist auch in landesweiten Umfragen Spitzenreiter unter den demokratischen Bewerbern. Die Republikaner wiederum haben ihre Vorwahlen in mehreren Bundesstaaten gestrichen, weil Trump keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz hat.

Mit Spannung wird nun das Abschneiden Bloombergs am «Super Tuesday» erwartet - der moderate Kandidat wird dann erstmals auf den Wahlzetteln stehen. Bloomberg war erst spät ins Rennen eingestiegen und war bei den bisherigen Vorwahlen nicht angetreten. Nach US-Medienberichten hat er mehr als 400 Millionen Dollar alleine für TV-Wahlwerbespots ausgegeben, um am Dienstag punkten zu können.

Am «Super Tuesday» wird in 14 Bundesstaaten gewählt: In Alabama, Arkansas, Kalifornien, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia. Außerdem steht im Außengebiet Samoa eine Vorwahl an.

Nach einem erneuten enttäuschenden Ergebnis bei der Vorwahl in South Carolina hatte am Samstagabend bereits der Milliardär und frühere Hedgefonds-Manager Tom Steyer (62) seine Bewerbung um die Kandidatur zurückgezogen. Damit sind nun noch fünf Bewerber im Rennen: Sanders, Biden, Bloomberg, die linke Senatorin Elizabeth Warren (70) und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard (38).

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Rede Buttigiegs, Englisch

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