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Terroranschlag mit 50 Toten
Christchurch gedenkt Opfern - Ardern mahnt zu Menschlichkeit

Trauerfeier in Neuseeland
Gäste weinen im Hagley Park während der nationalen Trauerfeier für die Opfer des Terroranschlages. Foto: Mark Baker/AP
Jacinda Ardern
Premierministerin Jacinda Ardern kommt mit ihrem Partner Clarke Gayford zur nationalen Trauerfeier in Christchurch. Foto: Martin Hunter/AAP
Zwei Wochen nach dem Anschlag in Christchurch erinnert Neuseeland noch einmal an die 50 Toten. Die Premierministerin dankt der muslimischen Gemeinde für ihre besonnene Reaktion auf das Verbrechen. Nächste Woche muss der mutmaßliche Täter vor Gericht erscheinen.

Christchurch (dpa) - Mit einer großen Trauerfeier in Christchurch hat Neuseeland zwei Wochen nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen der 50 Todesopfer gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern rief vor mehr als 20.000 Gästen dazu auf, dem Extremismus Menschlichkeit entgegenzusetzen.

Die Feier, bei der auch Staatsgäste aus dem Ausland dabei waren, wurde auf Großbildschirmen ins ganze Land übertragen. Dabei wurden auch die Namen aller Toten verlesen.

Bei dem Anschlag am 15. März waren in Neuseelands drittgrößter Stadt 50 Menschen durch Schüsse getötet und Dutzende verletzt worden. 22 liegen noch im Krankenhaus. Als mutmaßlicher Täter sitzt ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien in Untersuchungshaft. Dem Mann, der schon seit mehreren Jahren in Neuseeland lebte, droht lebenslang Gefängnis. Kommende Woche wird er einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Für den Prozess gibt es noch keinen Termin.

Ardern trug dieses Mal kein Kopftuch, wie sie dies bei früheren Gelegenheiten zu Ehren der muslimischen Gemeinde getan hatte. Sie trat mit einem Umhang auf, wie ihn Neuseelands Maori-Ureinwohner benutzen, und sprach auch einige Sätze auf Arabisch. Den Muslimen dankte sie dafür, «im Angesicht von Hass und Gewalt ihre Türen für uns alle geöffnet zu haben, damit wir mit ihnen trauern können - obwohl sie jedes Recht gehabt hätten, ihre Wut auszudrücken».

Weiter sagte die Premierministerin: «Die Welt ist in einem Teufelskreis aus Extremismus gefangen, der noch mehr Extremismus hervorbringt. Das muss enden. Wir können das nicht allein. Die Antwort liegt in unserer Menschlichkeit.» Viele Menschen standen auf, um Beifall zu spenden. Auch im Ausland hatte Ardern viel Lob für ihr Auftreten in den vergangenen Tagen bekommen. Vor einer Woche hatte Neuseeland bereits mit zwei Schweigeminuten der Opfer gedacht.

Vor der Menschenmenge in Christchurch sprach auch einer der Überlebenden, Farid Ahmed, dessen Frau bei dem Anschlag ermordet worden war. Der Muslim sagte, er habe dem Attentäter vergeben. «Die Leute fragen mich: Wie kannst Du jemandem vergeben, der deine geliebte Frau getötet hat? Die Antwort ist: Ich glaube. Ich glaube an Allah. Und Allah sagt, dass wir einander vergeben sollen.» Auch zwei Mädchen, deren Vater erschossen worden war, sprachen kurz zur Menge. Zu den geladenen Gästen gehörte Australiens Premierminister Scott Morrison.

Bei der Trauerfeier trat auch der britische Sänger Yusuf Islam (ehemals: Cat Stevens) auf, der schon in den 1970er Jahren zum Islam übergetreten war. Er sang «Peace Train», eines seiner bekanntesten Lieder von früher. Die Gedenkveranstaltung fand unter freiem Himmel im einem Park von Christchurch statt, in unmittelbarer Nähe der Al-Nur-Moschee, wo der Anschlag vor zwei Wochen begonnen hatte.