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Zahl der Infektionen steigt
Coronavirus: Entwarnung für Deutsche auf Schiff

Schutzmaßnahmen in Seoul
Arbeiter in Schutzkleidung versprühen auf einem Markt in Seoul Desinfektionsmittel. Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa
Vor Anker
Das Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» liegt in Yokohama vor Anker. Foto: -/Kyodo News/AP/dpa
Infizierter Passagier
Medizinisches Personal in Schutzanzügen begleitet im Hafen von Yokohama einen Passagier, der auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Foto: Hiroko Harima/Kyodo News/AP/dpa
Mundschutz
Chinesische Polizisten stehen bei Schneefall in der Nähe des Platzes des Himmlischen Friedens und tragen einen Mundschutz. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Desinfektion
In einem Geschäft in Seoul wird ein Desinfektionsmittel versprüht. Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa
Schlange stehen
Menschen stehen in Hongkong an, um Schutzmasken zu kaufen. Foto: Vincent Yu/AP/dpa
Wieder meldet China einen Rekordanstieg der Virusfälle und Toten. Mit der Epidemie nehmen Anfeindungen gegen Chinesen in Deutschland zu. Auf einem Kreuzfahrtschiff in Japan gibt es zehn Infektionen.

Peking/Yokohama (dpa) - Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das neue Coronavirus ist in China wieder schneller gestiegen als in den Tagen zuvor.

Bis Mittwoch kletterte die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit innerhalb eines Tages um 3887 auf 24.324, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg auf 490. Für acht deutsche Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess», das vor Yokohama in Japan vor Anker liegt, gab es Entwarnung. Zwar wurden zehn Virusfälle unter Passagieren entdeckt, aber die Deutschen waren nicht darunter.

Die Infizierten wurden ins Krankenhaus gebracht. Das Schiff bleibt vorerst weiter unter Quarantäne. Die 2666 Passagiere, etwa die Hälfte davon Japaner, sowie 1045 Crew-Mitglieder sollen für weitere 14 Tage an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte.

Mit der Entdeckung der zehn Infizierten von dem Schiff stieg die Zahl der Fälle in Japan auf 33. Außerhalb von Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern jetzt mehr als 230 bestätigte Infektionen, davon zwölf in Deutschland. In Hongkong und den Philippinen sind zwei Patienten gestorben.

In Hongkong wurde am Mittwoch ein weiteres Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1800 Passagieren an Bord festgesetzt. Bei drei Menschen, die zwischenzeitlich mit dem Schiff der asiatischen Gesellschaft Dream Cruises gereist waren, war das Virus festgestellt worden, teilten chinesische Behörden mit. Drei Mitglieder der Besatzung litten an Fieber, sie wurden in ein Krankenhaus gebracht und dort isoliert, wie die Gesundheitsbehörde des Hafens mitteilte. Die Passagiere mussten den Angaben zufolge an Bord bleiben. Zunächst war unklar, wie lange das Schiff nun in Hongkong bleiben muss.

Wegen der Ausbreitung des Virus wächst aus Sicht der chinesischen Botschaft in Berlin die Zahl der Anfeindungen gegen chinesische Bürger in Deutschland. «Die jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und sind besorgniserregend», teilte die Botschaft auf Anfrage mit. Nach einem Angriff auf eine Chinesin in Berlin habe man sofort die Polizei kontaktiert.

Wie die Berliner Polizei mitteilte, sollen zwei Frauen am Freitagnachmittag im Stadtteil Moabit eine Chinesin rassistisch beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen sowie geschlagen und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach. Die Angreiferinnen flüchteten.

Nach dem Fall habe man die chinesischen Staatsbürger in Deutschland auf sozialen Medien und über die Webseite auf die aktuelle Situation hingewiesen, erklärte die Botschaft. Man habe Ratschläge für den Fall einer Provokation oder einer Straftat gegeben.

Aus Angst vor dem Virus hat Großbritannien alle Landsleute in China zur Ausreise aufgerufen. «Wir raten britischen Staatsangehörigen, das Land zu verlassen, falls sie können, um ihr Infektionsrisiko zu minimieren», teilte Außenminister Dominic Raab in London mit.

Deutschland hatte Bundesbürgern lediglich geraten, von Reisen nach China abzusehen, aber ausdrücklich davor gewarnt, die Provinz Hubei zu besuchen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Es ist doch in der aktuellen Lage eine Selbstverständlichkeit, dass jemand, der nicht in China lebt oder sein muss, einen Aufenthalt dort vermeidet oder beendet.»

Die USA und Russland flogen weitere Staatsbürger aus der vom Coronavirus schwer betroffenen Metropole Wuhan in Zentralchina aus. Auch andere Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Australien haben bereits Staatsbürger ausgeflogen.

Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten in einer Erklärung mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen Viren in ihrem Nasen-Rachen-Raum zeigten.

Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt. Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.

Nach Angaben der Ärzte geht es den zwölf Erkrankten in Deutschland gut. Außer zwei Infizierten, die am Samstag mit anderen Deutschen aus Wuhan ausgeflogen worden waren, gibt es zehn Patienten in Bayern, die in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Bei Webasto war eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen. Auch der auf der Kanareninsel La Gomera infizierte Deutsche ist nach Angaben der Behörden wohlauf.

WHO

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